FTX, Terra Luna, Three Arrow Capital, Celsius, BlockFi und ein abgestürzter Bitcoin Kurs: Seien wir ehrlich, dieses Jahr war keine Sternstunde für den Krypto-Markt.
Doch damit nicht genug. 2022 war auch das Jahr der Hacks. Voraussichtlich erbeuteten Hacker noch nie zuvor dermaßen viele Gelder. Diese Ereignisse befeuerten die Befürworter von strengeren Regulationen für den Krypto-Space.
Dazu noch die makroökonomische Situation im Kontext von Corona und dem Ukrainekrieg. Zwei der wesentliche Ursachen für die gegenwärtige weltweit stagnierende Konjunktur, hohen Zinsen und laut IWF einer drohenden globalen Rezession.
Ist der Krypto-Traum also erstmal ausgeträumt?
Bevor du entspannt in die Feiertage startest, lass uns zusammen nochmal einmal ein paar der wichtigsten “Highlights“ des Jahres rekapitulieren – Vollständigkeit ausgeschlossen, es waren einfach zu viele.
2022 – Winter für die Krypto Branche?
Reisen wir kurz gedanklich zurück in den Januar 2022. Der Bitcoin Kurs steht am ersten Tag des Jahres bei rund 50.000 USD. Das Bitcoin All-Time-High und die höchste bisher erreichte Marktkapitalisierung des Krypto-Space von rund 2,7 Milliarden USD liegt gerade mal zwei Monate zurück.
Die Stimmung ist optimistisch, obwohl sich erfahrene Investoren immer wieder fragen: Wie lange hält der Bullenmarkt noch an und wann kommt der gefürchtete Krypto-Winter? Nachdem es im Januar etlichen Gewinnmitnahmen gegeben hatte, testete Bitcoin sogar kurzzeitig Ende Januar die 35.000 USD-Marke. Darauf folgten wieder Kursgewinne und Seitwärtsbewegungen bis Anfang Mai im Bereich um circa 40.000 USD.
Diese war von bullishen Ausbrüchen von bis fast erneut 50.000 USD unterbrochen. Soweit so gut.
TerraUSD und LUNA-Crash – einmal ist keinmal
Anfang Mai kam dann der Schock. Der arithmetische StableCoin TerraUSD gebacked von LUNA kollabierte. Gigantische 40 Milliarden USD lösten sich in Luft auf. In der Krypt-Szene wurde von gezielten Angriffen gesprochen. Chainalysis hat in einem lesenswerten Report die Geschehnisse übersichtlich aufgebarbeitet. Bitcoin stürzte als Folge rapide innerhalb von einer Woche um rund 40.000 USD auf circa 30.000 USD ab – inklusive des Vertrauens der Anleger in Krypto.
Der immer noch flüchtige CEO Do Kwon soll laut koreanischen Behörden übrigens in Serbien untergetaucht sein.
Celsius Network – zweimal ist einmal zu viel
Anfang Juni – erneut fast einen turbulenten Monat später – meldete Three Arrows Capital ebenfalls Insolvenz an. Die beiden Gründer waren übrigens ehemalige Angestellte der skandalträchtigen Bank Credit Suisse. Das hochriskante Geschäftsmodell basierend auf großvolumigen Schulden und aggressiven Wetten auf Kryptowährungen, funktionierte so lange wie der Krypto-Space boomte.
Durch den Crash von TerraUSD und Luna sowie Celsius konnten jedoch Kredite nicht mehr zurückgezahlt werden – und Three Arrows ging ebenfalls zu Boden.
Bitcoin befand sich mit rund 20.000 USD bereits am Boden und stieg sogar bis Mitte August wieder auf rund 24.000 USD.
Voyager Digital – die Dominos fallen weiter
Als Folge der Three Arrows Capital Insolvenz erwischte es auch Voyager Digital. Das börsennotierte Krypto-Brokerage-Unternehmen hatte laut dem Wall Street Journal unglücklicherweise 666 Millionen USD an Three Arrows verborgt, welche nicht zurückgezahlt werden konnten.
Das ist ungünstig gelaufen, möchte man sagen – Voyager meldete ebenfalls im Juli Insolvenz an. 3,75 Milliarden sind weg. Interessante Randnotiz: FTX plante damals Voyager nach der Insolvenz zu übernehmen.
Auf den krisengeschüttelten Bitcoin hat dies scheinbar keine direkten Auswirkungen mehr. Dieser befand sich, wie bereits angemerkt, zu diesem Zeitraum sogar im Aufwärtstrend: Bitcoin der „Honey Badger of Money“ steckt diesen weiteren Nackenschlag weg.
Jedenfalls bis Mitte August.
Inflation und Zinsen hoch: Bitcoin Kurs niedrig
Erneut sinkt der Kurs von Bitcoin Mitte August auf rund 20.000 USD und verweilt bis Anfang November rund um die 20.000 USD-Marke. Dafür wird im Allgemeinen in der Krypto-Welt die hohe Inflation verantwortlich gemacht. Diese befand sich auf historischem Höchststand und ließ Investoren aus Sorge Geld aus riskanten Assets abziehen beziehungsweise risikoärmere Anlageformen bevorzugen.
Als Reaktion auf die hohen Inflationsraten steigerten die FED und EZB die Leitzinsen. Geld wurde teurer. Ebenfalls äußerst unbeliebt bei Investoren – wenn es um risikobehaftete Assets wie Krypto geht.
FTX – der tiefe Fall von Sam Bankman-Fried
Als wäre die vorangegangen Ereignisse noch nicht schlimm genug gewesen, schlägt ein Tweet von CZ am 8. November ein wie eine Bombe. In diesem macht CZ publik, dass FTX in finanziellen Nöten steckt und um Unterstützung bittet. Binance verwehrt diese schlussendlich.
Am 11. November reicht auch dieses Unternehmen einen Antrag auf Insolvenz ein. CZ wird später vorgeworfen, durch geschicktes Taktieren einen der größten Konkurrenten ausgeschaltet zu haben.
Neun Milliarden USD an Nutzergeldern sind weg! Laut Forbes war FTX offenbar aber schon lange vor der Insolvenz tief in den roten Zahlen – trotz gegenteiliger Außendarstellung.
Die Krone wird dem ganzen noch durch einen vermutlichen Hack der Börse am 12. November, bei dem laut Forbes rund 477 Millionen USD erbeutet wurden, aufgesetzt. Spätestens jetzt ist jegliches Vertrauen in das Versprechen von Krypto – und von SBF sowieso – verschwunden bzw. erheblich beschädigt. Gerüchten zufolge könnte neben den üblichen nordkoreanischen Hackern sogar die Regierung der Bahamas in die Vorfälle verwickelt sein.
Wie verhält sich der Kurs von Bitcoin? Richtig, er fällt.
Vom 8. November von rund 20.000 USD auf kurzzeitig sogar 15.000 USD am 9. November. Danach pendelte sich dieser um die 17.000 USD-Marke ein, welcher in einer Seitwärtsbewegung bis zum aktuellen Zeitpunkt (25. Dezember) anhält. Lediglich die Erwartung eines niedriger als in den Monaten davor ausfallenden Zinsschrittes seitens der FED im Dezember sorgt für einen kurzen bullishen Ausbruch.
Dieser endet allerdings pünktlich zum offiziellen Verkündungsdatum – das alte Börsenmotto „Buy the Rumors, sell the News“ bewahrheitet sich auch hier erneut.
BlockFi – another one bites the Dust
Außerdem reißt der FTX-Crash ebenfalls noch die Exchange BlockFi mit in den Abgrund. Diese hatte Kredite in Höhe von 400 Millionen USD sowie ein potenzielle Übernahmeoption von FTX erhalten. Am 28. November war dann auch bei BlockFi Schluss – ein weiterer Insolvenzantrag im Krypto-Jahr 2022. Rund 4,5 Milliarden an Usergeldern sind weg.
2022 das Jahr der Hacks?
Neben den zahlreichen Insolvenzen wurde auch 2022 gehacket was das Zeug hält. Laut Analysen von Chainalysis gab es bis zum Oktober alleine über 125 Hacks bei welchen insgesamt über 3 Milliarden USD erbeutet wurden. Wenn sich die Rate fortgesetzt hat, wird 2022 als das Jahr mit den bisher höchsten bei Hacks geraubten Geldern in die Krypto-Geschichte eingehen. Exemplarisch seien hier nur der 600 Millionen Ronin Bridge Hack von und der 320 Millionen USD Wormhole Hack erwähnt.
Krypto im Jahr 2022
Im Zuge der zahlreichen Skandale und Insolvenzen ist der Ruf nach Regulierungen des krisengeschüttelten Krypto-Marktes laut geworden. Schaut man auf die desaströse Jahresbilanz, scheint die Forderung durchaus gerechtfertigt. Allerdings hier die Randbemerkung, dass es sich hauptsächlich um zentralisierte Akteure handelt, welche die Krisen hervorgerufen haben.
Die enorme Anfälligkeit von zentralisierten Finanzstrukturen war ursprünglich der ausschlaggebende Grund für Satoshi Nakamoto Bitcoin zu erschaffen.
Ob die sehr wahrscheinlich kommenden Regulierungen dem Krypto-Space noch Luft zum Atmen bzw. einer weiteren positiven Entwicklung lassen, wird sich zeigen. Ebenfalls wie sich das Vertrauen in Krypto allgemein, der Bitcoin Kurs im Speziellen weiterentwickelt. Denn abschließend sei angemerkt: Es gibt weiterhin jede Menge gut zuverlässige Projekte und Bitcoin hat nichts direkt mit den zahlreichen Skandalen zu tun und wurde auch bisher seit Bestehen 2009 nicht korrumpiert!
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