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Interview Teil 1: Pretyflaco über das Rabbit Hole, Hayek und den Bitcoin

6 min
Aktualisiert von Alexandra Kons
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IN KÜRZE

  • Fix the money, fix the world.
  • Hoppe, Mises und Rothbard.
  • Pretyflaco im Gespräch.
  • promo

Ich habe mit pretyflaco über den Bitcoin, das Potenzial dieser digitalen Währung und die Chancen für einen gesellschaftlichen Umschwung gesprochen. Ganz nebenbei geht es auch um zwei großartige Projekte: „Bitcoin Awareness Game“ und „Bitcoin Street Art“. Pretyflaco hat es sich zur Aufgabe gemacht die Adaption des Bitcoins aktiv mitzugestalten und voranzutreiben. Und das mit viel Kreativität und dem Aufbau einer großen Community.

Down the Bitcoin-Rabbit Hole

Pretyflaco, wie bist du mit Kryptowährungen erstmals in Kontakt gekommen?
Ich bin eigentlich nur mit einer Kryptowährung in Kontakt gekommen, mit Bitcoin. In der Vergangenheit habe ich mich damit befasst, welche Kryptowährungen es noch gibt. Aber das war ein rein oberflächliches Interesse mit falschen Erwartungen. Aus technischer Neugierde an der Funktion habe ich mich in den Jahren 2014/2015 mit Bitcoin vertraut gemacht. Das erste Mal davon gehört, habe ich allerdings schon im Jahr 2011.
Er erklärt mir weiter, dass es ihn Mut gekostet hat, sich intensiver mit diesem Bereich zu befassen:
Das ist ja doch irgendwie sehr viel. Nicht umsonst wird dieser Prozess des Einstiegs in Bitcoin als Rabbit Hole bezeichnet, durch das man geht oder fällt. Plötzlich muss man sehr viele unterschiedliche Disziplinen zunächst einmal verstehen. Das braucht seine Zeit. Ganz fertig ist man nie, ich auch nicht. Ich falle immer noch durch dieses Rabbit Hole.
Was ist dein Berührungspunkt mit Bitcoin?
Bei mir war es das technische Interesse. Doch je mehr ich über Bitcoin lerne, umso mehr eröffnet sich mir meine persönliche Offenbarung.
Für den Bitcoin-Enthusiasten ist klar, dass es nicht den einen Bitcoiner gibt, sondern verschiedene Menschen mit vielen verschiedenen Interessen und mit unterschiedlichen Backgrounds.
Manche sind politisch motiviert und wünschen sich positive Veränderungen für die Gesellschaft. Manche kommen aus dem Finanzwesen, wieder andere haben Wirtschaft studiert und interessieren sich für Volkswirtschaft. Dann gibt es wieder die Spezialisten darunter, die die österreichische Schule der Sozialökonomie kennen und über diese Disziplin den Einstieg finden. Natürlich gibt es auch Menschen, die einfach nur Geld von A nach B senden möchten.

Geld ist eine universelle Sprache

Welche Facetten des Bitcoins faszinieren dich?
Mir wird immer klarer, was Bitcoin für Implikationen hat und was wir damit alles verbessern können und welche großen Player Probleme bekommen werden, wenn ein Paradigmenwechsel stattfindet. Das ist gewaltig, weil es hier um Geld geht.
Ferner erklärt er mir, dass von einem Paradigmenwechsel mithilfe von Bitcoin die meisten Menschen betroffen wären. Denn schließlich sind die allermeisten Menschen gezwungen mit Geld umzugehen.
Das war auch schon so in der Vergangenheit: Währung ist eine alte Erfindung und eine der wichtigsten. Und wenn man es ein bisschen von der spirituellen Seite betrachtet, dann ist Geld eines der wenigen universellen Dinge, die alle Menschen gemeinsam haben. Musik ist ähnlich universell – und Liebe!

Die Geschichte des Geldes

Welche Funktion siehst du im Geld?
Es gibt einige universelle Dinge, die alle Menschen nutzen müssen und entsprechend ist Geld auch ein wichtiger Faktor des menschlichen Zusammenlebens. Dieses Werkzeug muss also gut funktionieren. Wenn es nicht gut funktioniert, das zeigt die Geschichte, dann hat dies verheerende Auswirkungen für die Nutzer des Geldes.
Pretyflace führt als historische Beispiele das Zusammenspiel der Kolonialmächte und Azteken an:
Nehmen wir das Beispiel der Kolonialmächte, die in Süd- und Mittelamerika aktiv waren: Schon die Azteken hatten Gold und die Kolonialmächte haben ihnen dafür grün gefärbte Glaskugeln angeboten, die wiederum für die Azteken etwas Rares waren. Sie haben diese gegen Gold eingetauscht. Und die Kolonialmächte haben ihnen erzählt, dass Gold Krankheiten der Europäer heilen würde.
Außerdem erklärt er mir, dass schlechtes Geld ein schlecht funktionierendes Werkzeug ist. Hier liegt das Risiko, dass andere dieses leicht manipulieren können.
Und das gilt es zu verhindern. Gold hat sich in der menschlichen Geschichte bewährt. Ein altes Zahlungsmittel, das Zentralisierungsprobleme mit sich bringt. Sowohl Portabilität als auch die zentrale Lagerung von Gold sind ein Problem. Das haben wir in den USA gesehen mit der Executive Order 6102. Damit wurde verboten, Gold zu horten. Und die Bürger, die Gold besaßen, mussten es zu einem festgesetzten Preis und einer festgesetzten Menge an die Regierung abtreten. Das kommt einer Konfiszierung gleich. Im Jahr 1971 hat die Loslösung des Goldstandards zu Problemen geführt, die sich bis heute verschlimmert haben. Insbesondere durch die Corona-Krise.

„Der Bitcoin ist eine elegante Lösung“

Wie denkst du, können wir diese gesellschaftlichen Probleme lösen?
Das sind Probleme, die nur fundamental gelöst werden können. Da ist Bitcoin eine elegante Lösung, die funktioniert und schon auf dem Vormarsch ist und Verbreitung findet. Das ist eine spannende Entwicklung, die enormes Disruptionspotenzial in vielen Bereichen hat.
In diesem Kontext möchte ich dann doch ein wenig mehr über das Projekt „Bitcoin Street Art“ erfahren. Für mich hat dieses Projekt nämlich durchaus das Potenzial vielen Menschen den wahren Kern des Bitcoins näherzubringen. Kannst du mir mehr über das Projekt „Bitcoin Street Art“ erzählen?
Ich arbeite eng mit dem Projektinitiator zusammen. Bei dem Projekt geht es um das Sammeln von weltweit vertretener Bitcoin Street Art. Diese wird auf Twitter gepostet. Es gibt Einsendungen aus der ganzen Welt. Angefangen hat es in Deutschland, in München. Und dann hat es sich schnell ausgebreitet, über die Schweiz, Niederlande, Österreich und Spanien.
Direkt zur Street Art Gruppe geht es übrigens hier. Der niederländische Stickershop ist hier zu finden. Auch in Sao Paulo vertreten.  Aber auch außerhalb des europäischen Wirtschaftsraums ist die „Bitcoin Street Art“ mittlerweile vertreten:
Dann kam schnell der Sprung über den Teich nach Südamerika, insbesondere Brasilien. Aber auch Kolumbien und Venezuela, die besonders stark von der Inflation betroffen sind. Weitere Länder, die mir spontan einfallen sind Mexiko, Nordamerika, Pakistan, Kuala Lumpur, Australien, Russland, England. Es werden immer mehr.

Bitcoin Street Art: „Fix the money, fix the world“

Wie genau funktioniert Bitcoin Street Art?
Street Art, die dort abgebildet ist, besteht zu einem großen Teil, aber nicht nur, aus Bitcoin Sticker. Ich habe einen Bitcoin Sticker mit einigen Slogans entworfen. Diese Slogans erklären Bitcoin so, wie man ihn im Mainstream nicht einordnen würde. Die brauchen ein wenig Erklärung, da muss man vielleicht bei dem einen oder anderen Sticker auch mal Nachforschungen anstellen. Ein Beispiel: „Fix the money, fix the world“.
Welche Problematiken sollen die Bitcoin Sticker ansprechen?
Da sind wir wieder bei unserem vorherigen Thema: Geld betrifft alle Menschen und macht meistens die Hälfte jeder Transaktion aus. Viele Menschen handeln miteinander und nutzen Geld. Und wenn dieses Geld eben unzuverlässig ist, weil man die Geldmenge nach Belieben erhöhen kann – wie beispielsweise während der Corona-Krise – dann verliert jede einzelne Einheit an Kaufkraft. Diesen Wertverlust sehen wir momentan überall.
Pretyflaco erklärt, dass der dahinterstehenden monetären Politik alle Menschen auf der Welt ausgesetzt sind:
Für den US-Dollar gibt es eine stetige Nachfrage durch seine Reserve Currency Stellung gibt. Aber gegenüber dem Dollar verlieren die meisten anderen Währungen an Wert. Die Alternative wäre ein Geldsystem mit einer fixen Geldmenge, wie es beispielsweise Friedrich von Hayek skizziert hat. Hätte er Bitcoin erlebt, wäre er sehr glücklich gewesen.

Die Schule der österreichischen Sozialökonomie

Hayeks Auffassung von gutem Geld basieren auf der österreichischen Sozialökonomie, richtig? Gibt es da weitere Vertreter, die dir einfallen?
Weitere Vertreter der österreichischen Schule sind zum Beispiel Hoppe, Mises, Rothbard. Es geht da teilweise in die anarcho-kapitalistische Richtung. Allen Theoretikern und Ökonomen gemeinsam war, dass sie libertär und freiheitsliebend waren und ein Menschenbild hatten, das sich von dem der Vertreter der Fiat-Geldpolitik und anderer wirtschaftstheoretischer Schulen unterscheidet.
Als literarisches Werk führt pretyflace das Buch „Der Bitcoin Standard“ von Ammous an:
Die Theorie ist, dass die Nutzung von Fiat-Geld keinen Anreiz zum Sparen gibt, weil das Geld an Wert verliert. Das fördert den Konsum, das sofortige Abstoßen dieses Geldes. Und das verändert die Menschen in Hinblick auf die Zeitpräferenz. Die Menschen können nicht mehr so weit in die Zukunft planen, weil sie keinen ökonomischen Wert in die Zukunft transferieren können. Das verändert einiges.
Kannst du mir mehr darüber erzählen, wie der fehlende Werttransfer uns beeinflusst?
Nehmen wir als Beispiel Lebensmittel und das Haltbarkeitsdatum, die Bauweise von Häusern, die Art und Weise, wie wir Politik machen. Das spielt überall mit rein, wenn man mit so einer Kurzfristigkeit lebt, die über einen gewissen Horizont nicht herausgehen kann und schwer planbar ist. Zu viele unwägbare Faktoren beeinträchtigen die Planung. Und hier könnte der Bitcoin die Alternative sein.
  Vielen Dank, pretyflaco!
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Alexandra Kons
Alex hat ihren Bachelor in Orient- und Asienwissenschaften an der Friedrich-Wilhelms Universität Bonn absolviert, danach Deutsch als Fremdsprache am Goethe Institut studiert und ihren Master in Arabistik an der Freien Universität Berlin absolviert. Seit 2017 ist sie als Krypto-Journalistin tätig.
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