Coincub bezeichnet in seinem letzten Report Deutschland als kryptofreundlichstes Land der Welt. Teil des Scorings sind Regulation, Finanzservices, Bevölkerung, Steuern, uvm. Da stellt sich einem die Frage: Wovon reden die?
Nun, es gibt einige Faktoren, welche sich auf das Ranking zur Krypto-Freundlichkeit auswirken. Coincub nennt beispielsweise als Kriterium die Anzahl der betriebenen Nodes. Nodes dienen der Sicherheit der Blockchain – Vergütung gibt es dafür allerdings keine. Ausnahme stellen die Miner beim Bitcoin dar, welche gleichzeitig Nodes darstellen. Beim Proof of Stake wären dies die Staker.
Coincub führt in dem Report auch weitere Gründe für diese Positionierung Deutschland an. So haben wir auch eine progressive Steuerpolitik im Zusammenhang mit Kryptos zu verzeichnen. Noch nicht überzeugt, dass Deutschland den ersten Platz verdient hat?
Steuern, Regulierung, Kryptowährungen – Gut zu wissen
“Einem so großen Kundenstamm digitale Währungen anzubieten, ist ein großer Schritt für einen Finanzdienstleister. Dies stellt Deutschland vor jedes andere Land. Potenzielle Investoren innerhalb der Bank brauchen in Zukunft keine eigene Authentifizierung mehr.”
Diese Aussage von Coincub steht im Zusammenhang mit der Sparkasse, welche in Zukunft seinen 50 Millionen Mitgliedern Krypto-Trades ermöglicht. Die Sparkasse prüft sogar die Einführung einer eigenen digitalen Währung! Immer noch nicht überzeugt?
„Wir versuchen ein genaues Bild von Krypto weltweit zu bieten, deswegen verändert sich unser Ranking stetig. Unser Ranking reflektiert einige Kategorien nun besser, außerdem haben wir neue Kategorien hinzugefügt. Wir gehen viel weiter als nur auf Zahlen oder die Gesetzgebung zu achten.“
Nun ja, du wirst vielleicht nicht der Einzige sein, der den Report nicht ganz ernst nimmt. Die Kriterien stiften schon ein wenig Verwirrung. Was ist denn mit der Kryptoadoption? Was ist denn mit bekannten Firmen?
Aus dem Report klingt durch, dass die Gewichtung von Finanzdienstleistern sehr hoch angelegt wurde. Die Frage stellt sich: Sind wir darauf überhaupt angewiesen?
Die Popularität an Krypto bei Finanzdienstleistern, wie der Sparkasse, nimmt auf der Welt zu. Gerade vor zwei Wochen hat die Schweizer Investmentfirma Valour Cardano, Polkadot und Solana auf die Börse gebracht. Als Exchange Traded Products sind diese nun auf der Amsterdamer und Pariser Börse handelbar. Die Frage stellt sich, ob wir diese Produkte überhaupt brauchen, um Krypto generell besser zu machen?
Als Hauptvorteil gilt, dass Investoren kein Wallet mehr anlegen und kein zusätzliches KYC-Verfahren durchlaufen müssen. Dieses haben Investoren üblicherweise bei der Bank schon durchlaufen. Geben wir nicht genau durch solche Produkte wieder den Intermediären, den Banken, das Zepter in die Hand? Sollten wir nicht ganz nach der Idee Satoshi Nakamotos selbst unsere Assets verwalten und nicht wieder auf diejenigen, die uns in Vergangenheit enttäuscht haben, zurückgreifen?
Die Idee von Krypto ist, das Ganze einfacher zu machen und sich nicht wieder bei einer Bank registrieren zu müssen. Krypto sollte einfacher sein als das bereits bestehende System. Natürlich ist Sicherheit ein Bedenken: Eventuell benötigt es einfach noch mehr Aufklärung in Bezug dazu. Heute gibt es bereits Hardware-Wallets wie den Trezor oder Ledger, welche das höchste Maß an Sicherheit garantieren.
Ein weiters Kriterium ist die Kryptoadoption. Je nachdem, welche Quelle herangezogen wird, ergeben sich unterschiedliche Leader in diesem Ranking. Die bekanntesten nach prozentualer Gewichtung sind die Ukraine, Russland, Venezuela oder auch Indien. Deutschland kommt mit einer Adoption von 2,62 Prozent bestenfalls ins obere Mittelfeld.
Auch stellt sich die Frage, welche Infrastruktur in Deutschland für Krypto geschaffen wurde? Sieht man sich die Schweizer Stadt Lugano an, kommt man zum Ergebnis, dass die globalen Kryptohubs in anderen Ländern bzw. Städten sind. Bekannte Kryptofirmen sind eben nicht in Deutschland. Sogar der kleine Nachbar Österreich hat mit Bitpanda ein populäreres Kryptounternehmen als Deutschland. Doch genau diese Unternehmen wären wichtig, um ein Zeichen zu setzen. Um Arbeitskräfte nach Deutschland zu bringen und der Infrastruktur Deutschlands zu verhelfen. Firmen sind zudem ein wichtiger Faktor für Steuereinkommen des Staates.
Und die deutsche Bundesregierung?
Zu guter Letzt sei noch der Zugang der „neuen“ deutschen Bundesregierung genannt, welche Kryptoassets ja im positiven Sinne regulieren will. Vieles davon wird aber tatsächlich von europäischen Richtlinien wie der MiCA-Verordnung und der TFR-Regulation abhängen. In einigen Tagen steht der Trilog in der Europäischen Kommission an, welcher darüber entscheiden wird, ob Unhosted Wallets verboten werden. Dies würde bedeuten, dass Walletanbieter, wie Metamask, für alle Benutzer ein KYC-Verfahren durchführen müssen.
Deutschland gilt als größte Wirtschaftsmacht in der EU als klarer Stimmungstreiber, sollte aber bei den anstehenden Regulierungen seine europäischen Partner nicht vergessen. Souveränität bleibt Deutschland, was Krypto angeht, in den Bereichen Steuern und Kreditwesen bzw. Wertpapiere erhalten. Vieles wird in Zukunft aber ganz klar nur auf europäischer Ebene zu lösen sein.
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