IN KÜRZE

  • „Ludwig von Mises zieht nämlich logische Schlussfolgerungen über die Eigenschaften einer Handlung, weil er erkennt, dass das menschliche Handeln nicht empirisch untersucht werden kann.“
  • „Die Zentralbanken haben den Zins in den letzten Jahrzenten immer weiter gesenkt und eine Allokation der Ressourcen nach den Bedürfnissen der Menschen nicht zugelassen und stattdessen die Menschen immer mehr zum Konsum auf Kosten der Zukunft verleitet.“
  • „Eine durch Kryptographie verschlüsseltes Geld hat den Vorteil, dass niemand auf den Wertspeicher eines anderen zugreifen kann und somit dessen Lebensleistung auch nicht konfiszieren kann.“
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In dieser Kolumne geht es Woche für Woche um Persönlichkeiten aus der ganzen Welt, die sich im Kryptoversum durch besonders interessante Ansichten oder Aktionen hervorgetan haben. Diesmal ist die Krypto-Person der Woche Leo Mattes.

Leo Mattes Slogan ist „Über Technologien, Wohlstand und die Zukunft“. Nach seinem Maschinenbaustudium startete er mit seinem Master in Technologiemanagement durch. Bei ihm steht im Fokus die Wege des technologischen Fortschritts zu ergründen. Ein Teil seiner Interessen sind dabei die Geldtheorie, Geldgeschichte und die Kryptowährung Bitcoin. Und genau darüber hat Leo mit BeInCrypto gesprochen.

Bitcoin: Deep down the Rabbit Hole

Leo berichtet, wie er erstmalig mit Bitcoin in Kontakt gekommen ist. Im Herbst 2016 erhielt er eine Nachricht auf Facebook über Bitcoin. Damals kam ihm das Ganze allerdings unseriös und eher wie ein Multi-Level-Marketing Scam vor:

„Ich habe mich damals dann nicht weiter mit Bitcoin beschäftigt. Doch die Idee eines Geldsystems, welches nicht inflationiert, fand ich gut, weil ich mich im Ingenieurstudium schon gefragt hatte, warum die Zentralbanken denn durch Inflation die Preise erhöhen wollen, wenn wir Ingenieure dafür arbeiten Material einzusparen, Innovationen voranzubringen und die Produktivität zu erhöhen, was letztendlich dazu beiträgt die Preise zu senken. Im Rückblick war dieses Unternehmen, welches mir Beteiligungen am Bitcoin-Mining versprach, auch wirklich nicht seriös und existiert nicht mehr.“

Allerdings ließ ihn die Idee eines Geldsystems ohne Inflation nicht mehr los. Und so begann er sich in literarischen Werken auf die Suche nach mehr Informationen zu machen:

„So bin ich dann auf die Bücher von Roland Baader „Geld, Gold und Gottspieler“ sowie „Geldsozialismus“ gestoßen. Irgendwann 2018 entdeckte ich dann das Mises Institut Deutschland und war fasziniert von den konsequenten und logischen Überlegungen. In der Folge habe ich dann die Primärliteratur von Mises gelesen. Und ich erkannte, dass es sich hierbei um eine ganz andere Methode als die der aktuellen Wirtschaftswissenschaft handelt. Ludwig von Mises zieht nämlich logische Schlussfolgerungen über die Eigenschaften einer Handlung, weil er erkennt, dass das menschliche Handeln nicht empirisch untersucht werden kann. Der Mensch handelt und lernt, unterscheidet sich dadurch von Atomen, Molekülen und Planeten. Das Geldregressionstheorem, welches besagt, dass Geld und der Wert des Geldes nicht durch ein Dekret oder eine Verordnung entsteht, sondern dadurch, dass die Menschen damit beginnen ein Tauschmittel für einen indirekten Tausch zu verwenden hat mich dann letztendlich wieder zurück zu Bitcoin geführt.“

Bitcoin: Fix the money, fix the world

Leo erzählt, dass er im Jahr 2019 auf die Bitcoin-Community auf Twitter gestoßen ist. Seitdem begeistert ihn der Input in Bezug auf Wirtschaft, Geld und das Leben. Und natürlich ist hier auch immer wieder Thema, welche Bedeutung Bitcoin im aktuellen Weltgeschehen hat:

„In der Bitcoin-Community gibt es den Ausdruck „Fix the money, fix the world“. Die Bitcoiner haben erkannt, dass eine Zivilisation nur mit einem guten Geldsystem aufrechterhalten werden kann. Und, dass unser aktuelles Geldsystem für eine Vielzahl unserer gesellschaftlichen Probleme verantwortlich ist und die Probleme somit von der Politik und den Finanzinstitutionen verschuldet wurden. Bitcoin basiert auf den theoretischen und empirischen Erkenntnissen darüber welche Eigenschaften ein gutes Geldsystem haben muss. Und wir Bitcoiner sind davon überzeugt, dass wir unsere gesellschaftlichen Probleme an der Ursache lösen müssen und nicht an den Symptomen, wie es die opportunistische Politik versucht.“

Leo führt aus, dass das Kernproblem in unsere Gesellschaft und allgemein auf der Welt das inflationäre Geldsystem und die Zinsmanipulation ist:

„Inflation entwertet die Kaufkraft unserer Ersparnisse, senkt unser Gehalt und unsere Rentenansprüche. Inflation hält uns somit in Arbeit und Armut, weil es zu einer Umverteilung von den Sparern zu denjenigen mit den Vermögenswerten wie Aktien, Immobilien oder eben Bitcoin kommt. Durch die zusätzliche Festsetzung des niedrigen Zinses wird es zunehmend schwerer Wohlstand aufzubauen und für schlechte Zeiten oder das Alter vorzusorgen.“

Die Trennung von Verantwortung und Haftung

Für Leo ist klar, was die Ausweitung der Geldmenge mit sich bringt: Neben Umverteilung führt dies auch zu wiederkehrenden Wirtschaftskrisen, weil durch die größere Geldmenge zunächst Unternehmungen rentabel erscheinen, die sich nach der Anpassung des neuen Preisniveaus wieder als nicht sinnvoll herausstellen, da allein durch das Gelddrucken kein neues Kapital entsteht und die Ressourcen weiterhin knapp sind:

„Die Zentralbanken haben den Zins in den letzten Jahrzehnten immer weiter gesenkt. So haben sie eine Allokation der Ressourcen nach den Bedürfnissen der Menschen nicht zugelassen. Stattdessen die Menschen immer mehr zum Konsum auf Kosten der Zukunft verleitet. All unsere Abwägungen zwischen Gegenwart und Zukunft werden durch die Festlegung des Zinses manipuliert.“

Leo berichtet, dass die Wirtschaftlichkeitsrechnung durch ein inflationäres Geldsystem und eine Zinsmanipulation verzerrt wird. Infolgedessen kommt dadurch in der kompletten Gesellschaft zu Fehlplanungen. Die Ressourcen werden nicht nach den dringendsten Bedürfnissen der Menschen produziert und bereitgestellt:

„Das Ausgeben von neuem Geld führt zudem zu einer Trennung von Verantwortung und Haftung und somit zu risikoreicheren Entscheidungen, da man im Zweifelsfall mit einem Bail-Out, einer Subvention oder einer anderen staatlichen Unterstützung rechnen kann. Die Politik nutzt diese Maßnahme auch gerne dazu aus, ihre Agenda durchzusetzen und setzt dadurch für ganze Wirtschaftszweige weitere Fehlanreize, denn diese richten ihre Geschäftsmodelle dann nach den Subventionen und nicht mehr nach den Kundenwünschen aus.“

Er erklärt, dass ein neues Geldsystem basierend auf einer fixen Geldmenge, Dezentralisierung und Verschlüsselung diese Systemfehler reparieren könnte:

„Das Individuum benötigt gutes Geld und einen Wertspeicher mehr als jemals zuvor. Dies können wir langfristig nur mit einer Trennung von Geld und Staat erreichen.“

Die Vorteile einer knappen Geldmenge

Immer wieder wird diskutiert, welche Vorteile Bitcoin gegenüber dem aktuellen Geldsystem aufzuweisen hat. Leo erklärt:

„Eine durch Kryptographie verschlüsseltes Geld hat den Vorteil, dass niemand auf den Wertspeicher eines anderen zugreifen kann und somit dessen Lebensleistung auch nicht konfiszieren kann. Ein solches Geld hat langfristig keinen Wertverlust, weil es keiner Inflation unterliegt und die Kaufkraft über die Zeit gehalten wird. Durch Produktivitätssteigerungen und Innovationen kommt es sogar dazu, dass die Kaufkraft steigt, weil die Preise für Waren und Dienstleistungen über die Zeit sinken. Sparen macht in einem deflationären Geldsystem wieder Sinn und ein Kapitalaufbau wird wieder begünstigt, weil die Menschen nicht zum Konsum verleitet werden.“

Als positiven Effekt führt Leo die Steigerung des Wohlstandes der gesamten Gesellschaft und die fehlenden Umverteilungseffekte eines inflationären Geldsystems an:

„Eine knappe Geldmenge gibt uns ein Fundament für all unsere Wirtschaftlichkeitsrechnungen und somit wieder eine Orientierung wie wir am besten unsere Ressourcen einsetzen. Preise werden wieder Knappheitssignale und nicht durch eine Inflation verzerrt und manipuliert. Die Finanzierung des Sozialstaats und des Rentensystems, welche absehbar beide langfristig aufgrund ihrer falschen Anreize nicht funktionieren können, wäre nur sehr schwer möglich und die Verantwortung für die Auswirkungen einer Handlung wären wieder beim Individuum. Die Beziehungen zu Familienmitgliedern und Freunden würden wieder wichtiger werden und es würden Anreize für ein langfristiges Denken und vertrauensvolles Handeln entstehen.“

Das Scheitern des Sozialismus und Interventionismus

Leo erläutert, dass Ludwig von Mises das Scheitern des Sozialismus und Interventionismus prognostizierte:

„Er hat gezeigt, dass nur die freie Marktwirtschaft langfristig und nachhaltig durchführbar ist, da sie auf Eigentum, Verantwortung, Freiheit und vielen Kooperationen beruht und Wettbewerb in allen Lebensbereichen zulässt. Verbesserungen und Innovationen können sich damit zum Wohle aller durchsetzen und Umverteilungen durch das territoriale Machtmonopol sind nicht mehr im großen Stil durchführbar. Die Menschen sind in einer freien Marktwirtschaft nicht mehr fragil und abhängig, sondern im Rahmen ihres Eigentums frei und selbstbestimmt. Bitcoin ist für mich also aktuell die Hoffnung für eine fortschrittliche Gesellschaft, weil es ein Geldsystem ist, welches die Anreize korrigiert.“

Leo erzählt, welche Rolle Bitcoin in seinem Alltag einnimmt:

„Wenn ich mir meine Situation als junger Mensch anschaue, dann stelle ich fest, dass es immer schwerer wird Wohlstand und Vermögen aufzubauen. Die Immobilien- und Aktienpreise sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen, auf dem Bankkonto gibt es keine oder sogar negative Zinsen und der demographische Wandel belastet zusätzlich die jüngere Generation. Mir bleibt daher nichts anderes übrig, als selbst die Verantwortung für meine Finanzen und für meine Zukunft in jedem Lebensbereich zu übernehmen.“

Und Bitcoin ist Leos Lösung die Kaufkraft zu erhalten und durch die Kryptographie auch wirklich alleiniger Eigentümer der Coins zu sein:

„Dies gibt mir eine große Sicherheit und Unabhängigkeit gegenüber der Hybris und Willkür der verschiedenen Institutionen. Mit Bitcoin macht nicht nur das Sparen und Vorsorgen Spaß, weil die Kaufkraft stetig steigt, sondern ich profitiere auch indirekt von der Geldmengenausweitung und dadurch, dass immer mehr Leute dem aktuellen Geldsystem ihr Vertrauen entziehen, weil sie keine Lust mehr auf Umverteilung und Bevormundung haben. Es gibt aktuell keinen Grund für mich Bitcoin wieder zu verkaufen oder einzutauschen, weil ich im derzeitigen Wirtschaftssystem keine bessere Alternative sehe.“

Zukunftsforschung

Leo erzählt, dass die Bitcoin-Community ihm im Alltag sowohl Inspiration als auch Unterhaltung bietet:

„Wir haben die Unlogik der Institutionen erkannt und zeigen dies täglich durch witzige Memes auf. Es ist schön zu sehen, wie regelmäßig neue Menschen hinzukommen und ebenso ins „Rabbit Hole“ fallen.“

Er berichtet, dass er sich in den letzten Jahren viel mit den Aussagen von Finanzexperten, Keynote-Speakern und Trendforschern auseinandergesetzt hat:

„Doch waren mir deren Aussagen zu unkonkret, voller Widersprüche, politisch motiviert und aus meiner Sicht auch oftmals nur Unterhaltung und Storytelling. Ich habe mir daraufhin die Frage gestellt, was ein Zukunftsforscher denn tun müsste, damit alle seine Prognosen auch eintreffen. Und meine Antwort darauf war, dass er am besten nur Dinge sagen sollte, die immer gelten. Dies passte perfekt zur logisch-deduktiven Methode der österreichischen Schule, mit der wir die guten von den schlechten Theorien unterscheiden können. Ich habe als „Zukunftsforscher“ also einen so defensiven Ansatz, dass es mir in meinen Aussagen gar nicht unbedingt um die Zukunft geht, sondern um die Logik. Dies reicht heutzutage aber oftmals schon aus, um viele Experten zu widerlegen und gibt mir ein festes Fundament in meinen Aussagen. Ob ich das mit dem Begriff „Zukunftsforscher“ ernst meine, weiß ich selbst nicht genau, aber der Ansatz ist für mich genial.“

Mehr Informationen gibt es auf Leos Blog, auf Twitter und in seinem Buch mit dem Titel „Eine Revolution der Denkart“.

Mal sehen, wer nächste Woche auf den Thron der Krypto-Person der Woche klettert…

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Alexandra Kons
Alex hat ihren Bachelor in Orient- und Asienwissenschaften an der Friedrich-Wilhelms Universität Bonn absolviert, danach Deutsch als Fremdsprache am Goethe Institut studiert und ihren Master in Arabistik an der Freien Universität Berlin absolviert. Seit 2017 ist sie als Krypto-Journalistin tätig.
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