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Leitartikel: Die Sprache des Geldes (Teil 1)

3 min
Aktualisiert von Alex Roos
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Im Englischen gibt es die Redewendung “Money talks”. Ähnlich wie das deutsche Pendant ist dies im Englischen weitestgehend negativ konnotiert und drückt die Tatsache aus, dass Menschen, die über viel Geld verfügen, auch eine große Macht besitzen.
Wörtlich übersetzt bekommt die Redewendung eine etwas andere Bedeutung. Das Geld spricht zu uns, nur hören die meisten von uns nicht genau hin, was uns das Geld sagt. Dennoch ist Geld eine Universalsprache, die jeder Mensch auf der Welt versteht. Aus der Volkswirtschaftslehre wissen wir, dass sich der Preis aus dem Schnittpunkt zwischen Angebot und Nachfrage bestimmt. Die Menge an Geld, die wir bezahlen müssen, um ein Gut kaufen zu können ist somit ein Maß dafür, wie sehr Menschen ein Gut auf der einen Seite schätzen und auf der anderen Seite, wie knapp das Gut ist. Wie sehr wir selbst ein Gut schätzen, ist natürlich subjektiv, da wir alle unterschiedliche Vorlieben und Bedürfnisse haben. Der Preis als objektives Maß erlaubt es uns, wirtschaftlich sinnvolle Entscheidungen zu treffen und mit unseren knappen Mitteln diejenigen Güter und Dienstleistungen zu erwerben, die uns persönlich den größten Nutzen bringen.

Die Geschichte des Geldes

Schon in den primitivsten frühzeitlichen Kulturen tauschten die Menschen ihre Güter miteinander und entwickelten dabei ein Gefühl für den objektiven Tauschwert ihrer Güter. So hatte zum Beispiel ein Viehzüchter eine Vorstellung davon, für wie viele Hühner oder welche Menge Getreide er eine Kuh eintauschen würde. Das erlaubt es ihnen, in einem Tauschhandel auch Güter anzunehmen, welche sie nicht selbst benötigen, aber möglicherweise in einem anderen Tauschhandel eintauschen können. Mit der Zeit stellten sich dann bestimmte Güter heraus, welche sich durch ihre Eigenschaften besonders gut als werterhaltendes Tauschmittel handelt. Durch seine Seltenheit, Teilbarkeit und Beständigkeit wurde Gold schnell zum bevorzugten Tauschmittel in vielen Kulturen. Dort wo Gold nicht verfügbar war, suchten sich die Menschen Güter mit ähnlichen Eigenschaften. Dies stellte zum Beispiel die Basis für den Tauschhandel mit Zigaretten in Gefängnissen und Kriegsgefangenenlagern, wie auch im Nachkriegsdeutschland,  oder auch für das mikronesische Steingeld Rai.
Immer noch besseres Geld als Fiat…
Im seine Funktion als Tauschmittel noch zu verbessern, wurden in Hochzivilisationen Goldeinheiten in Form von geprägten Münzen standardisiert. Später entwickelte sich das geprägte Münzgeld zu Scheingeld in Form von Goldzertifikaten und später zu ungedeckter Fiatwährung. Mit seinem Bitcoin-Whitepaper löste Satoshi Nakamoto schließlich die jüngste Evolution des Geldes hin zu Kryptowährungen aus.

Imagine there’s no Money

Von Karl Marx bis hin zu Richard David Precht haben linksintellektuelle Philosophen das schnöde Geld verteufelt. Es degradiere den Menschen zu einem materialistischen Wesen und vernichte so humanitäre Werte. Was diese vom Leben meist nicht sonderlich hart gezeichneten Elfenbeintürmler vergessen ist, dass die Vorstellung eines objektiven Tauschmittels die Geschichte der menschlichen Zivilisation seit ihrem Anfang durchzieht. Seit Anbeginn der menschlichen Entwicklung haben Menschen die Sprache des Geldes gehört und verstanden. Sie benötigen diese Sprache um sinnvoll zu handeln und sinnvolle Entscheidungen treffen zu können. Die Menschen haben Währungen erfunden, um die Sprache des Geldes deutlicher hören zu können. Dies ist ein natürlicher Schritt, um unser Zusammenleben besser organisieren zu können. Dort wo keine Währungen existieren, bilden sich aus diesem Grund automatisch Tauschmittel heraus, welche die Funktion einer Währung ersetzen. Eine Abschaffung des Geldes würde daran nichts ändern. Die Sprache des Geldes würde dadurch vielleicht undeutlicher werden, aber sie wird nicht verstummen. Die Menschen würden sich in diesem Fall völlig natürlich und automatisch auf ein neues, vermutlich goldgedecktes Tauschmittel einigen, was wohl der einzig positive Aspekt daran sein sollte. Im zweiten Teil dieser Artikelserie werde ich darauf eingehen, wie Zentralbanken und Regierungen versuchen, die Sprache des Geldes zu verzerren und welche Auswirkungen das hat.
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Tobias W. Kaiser
Tobias verfügt über einen Bachelorabschluss in angewandter Informatik, sowie einen Masterabschluss in Kognitionswissenschaft mit Fokus auf kognitiver Psychologie und künstlicher Intelligenz. Während seiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Gent nahm er an einem Forschungsprojekt in Verbindung mit einem großen französischen Telekommunikationsanbieter teil. Hierbei erforschte er die Anwendung von Spieltheorie auf den gemeinschaftlichen Ausbau von...
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