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“Verschlüsselung wichtiger als Kryptowährungen” – Ökonom David Friedman im Monero Talk

4 min
Aktualisiert von Alex Roos
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IN KÜRZE

  • Dr. David D. Friedman gab dem Podcast Monero Talk ein Interview.
  • Er nannte Bitcoin eine clevere Idee, sieht aber Verschlüsselungstechnik im allgemeinen als wichtiger an.
  • Laut dem Ökonom ist die ideale Währung nicht an Gold, sondern an einen Warenkorb gekoppelt.
  • promo

Der Ökonom Dr. David D. Friedman trat kürzlich im Podcast Monero Talk auf. Er sprach mit dem Moderator Douglas Tuman über die Zukunft der digitalen Gesellschaft und darüber, was eine robuste Währung ausmacht. Eigentlich plante Tuman Friedman zu interviewen. Tatsächlich sah es in weiten Teilen des Interviews eher so aus, als würde Friedman den Moderator befragen. Insgesamt dürften jedoch beide Gesprächspartner voneinander etwas gelernt haben.

Bitcoin war ein Geniestreich

Der Sohn des Wirtschaftsnobelpreisträgers Milton Friedman hatte in der Vergangenheit nicht viel mit Kryptowährungen zu tun. Laut seinen Aussagen erhielt er für einen Öffentlichen Auftritt bei einer Konferenz seine Fahrtkosten in Bitcoin erstattet. Bis auf wenige Transaktionen hat er diese nicht ausgegeben, wodurch sie in ihrem Wert von wenigen hundert US-Dollar auf über 5000 USD angestiegen sind. Es gab jedoch an, ein passionierter Vertreter von Public-Key-Kryptographie zu sein. In den Gesprächen mit seinem Vater drehte sich vieles um Verschlüsselungstechnik und digitale Währungen. Beide konnten jedoch die Entwicklung von Bitcoin nicht voraussagen. Viel eher prognostizierten sie die Entwicklung von privaten, jedoch zentralisierten digitalen Währungen. Er nannte in diesem Zusammenhang PayPal, welches ursprünglich als anonymes Zahlungsmittel konzipiert wurde. Das Problem mit anonymen Zahlungen ist, dass diese Geldwäsche ermöglichen, weshalb Regierungen diese Zahlungsmittel nicht tolerieren. Den einzigen Ausweg stellten daher dezentrale Währungen wie Bitcoin oder Monero dar, die von niemandem kontrolliert werden können. Friedman nannte dies eine “clevere Idee”. Tuman fügte hinzu, dass bis heute noch niemand herausgefunden hat, wie vollständig anonyme Zahlungen möglich sind. Bei ausreichenden Recherchen ist es aufgrund der transparenten Natur von öffentlichen Blockchains immer möglich, Transaktionen zurückzuverfolgen. Er nannte jedoch Monero als diejenige Kryptowährung, die diesem Ideal am nächsten kommt. Tatsächlich ist für viele Privacy Coins eine Rückverfolgbarkeit in vielen Fällen gegeben. Dazu gab Chainalysis kürzlich bekannt, auch Compliance-Dienste für die Zcash und Dash anbieten zu können. Die Anonymisierung der führenden Privacy Coin Monero ist dafür jedoch noch zu stark.

Friedman outet sich als Cryptopunk

Friedman argumentierte, dass der Schutz der Privatsphäre derzeit der Hauptgrund ist, warum Menschen Kryptowährungen für tatsächliche Zahlungen verwenden. Als Weltwährung seien diese noch zu unpraktisch. Er glaubt, dass Public-Key-Kryptographie eine weitaus wichtigere Erfindung sei, als Kryptowährungen. Der bekennende Libertäre wünscht sich eine Welt, in der die Verwendung von Public-Key-Kryptographie zu einer sozialen Norm wird. Sofern nur wenige Menschen diese verwenden, besteht eher das Risiko, sich selbst zu einer Zielscheibe zu machen. Er verglich diese Technologie mit dem zweiten Verfassungszusatz der USA. In früheren Zeiten hat das tragen von Waffen und der Verzicht auf ein staatliches Militär die Macht des Staates begrenzt. Im digitalen Zeitalter sind es Verschlüsselungstechnologien. Die Möglichkeit private Gespräche zu führen und dadurch Reputationssysteme aufzubauen ist ein essentielles Mittel, um die Redefreiheit zu erhalten. Kryptowährungen seien dabei nur eine Randerscheinung. Tuman hingegen sieht Kryptowährungen eher als zwingende Folge von Verschlüsselungstechnologie. Für ihn sind dezentrale Währungen ein wichtiges Werkzeug, um die Privatsphäre zu erhalten, ohne sich dabei auf Regierungen und große Konzerne verlassen zu müssen. Er sieht Gier als Motivationsfaktor, um Menschen für Kryptographie und den Aufbau von dezentralen Technologien zu begeistern.

Welches Geldsystem ist ideal?

Friedman sprach einige Probleme mit den bestehenden Geldsystemen an. Neben der schlechten Benutzerfreundlichkeit sieht er die Volatilität von Kryptowährungen als ein großes Problem an. Bitcoin ist für ihn für ihn keine robuste Währung, da Menschen nicht bereit sind, langfristige Verträge zu schließen, die sich auf eine so instabile Währung stützen. Interessanterweise sieht er ein ähnliches Problem bei goldgedeckten Währungen, da es auch bei Gold zu Wertschwankungen kommen. Als Beispiel gibt Friedman die Entdeckung von neuen Goldvorkommen in Südafrika an, wodurch Gold zeitweise wieder inflationär wurde. Im Vergleich zur Inflationsrate von Fiatwährungen steht Gold allerdings nach wie vor deutlich besser da. Als historische Qualitäten, die Gold zu einer guten Währung machten nannte Friedman, dass Gold ein hohes Verhältnis zwischen Wert und Gewicht hat, wodurch hohe Geldsummen leicht zu transportieren sind. Dabei spielte auch die Tatsache, dass Gold relativ fälschungssicher war eine große Rolle. Tuman meinte, dass Kryptowährungen sehr viele dieser Qualitäten wie Fungibilität, Fälschungssicherheit und Rarität auf das digitale Zeitalter abbilden. Laut Friedman wird die ideale Währung nicht durch eine einzige, sondern durch einen Korb aus verschiedenen Handelswaren gedeckt, der sich am Verbraucherindex orientiert. Diese würde sicherstellen, dass Preisschwankungen von einzelnen Waren keine bedeutende Wertschwankung der Währung auslösen.

Friedman shillt (unbewusst) eine Stablecoin

Auch das Thema Stablecoins kam in dem Podcast zur Sprache. Es ist nach wie vor sehr schwierig, eine dezentrale Währung zu entwerfen, die sich am Wert eines bestimmten Assets orientiert. Friedman schlägt dabei eine Währung vor, die bei einem Kursanstieg weitere Münzen an die Besitzer ausgibt und bei Kursverlust Münzen von den Besitzern verbrennt, um sie auf einem stabilen Kurs zu halten. Was Friedman vermutlich nicht wusste, ist dass es eine solche Kryptowährung bereits gibt. Ampleforth (AMPL) operiert nach einem sehr ähnlichen Modell. Zufälligerweise kam es bereits im Vorfeld zu dem Gespräch zwischen Friedman und Tuman zu einer Nachfragespitze für AMPL. Der Token, welcher eigentlich an den US-Dollar gekoppelt sein sollte wird derzeit für 3,13 USD gehandelt.
Allzeit-Kursverlauf von Ampleforth (AMPL). Quelle: CoinMarketCap.
Durch die Ausgabe neuer Tokens hat sich die Marktkapitalisierung von Ampleforth innerhalb der letzten zwei Wochen mehr als verzehnfacht. Sollte sich der Kurs langfristig wieder bei einem US-Dollar einpendeln, würde dies Friedmans These bestätigen, dass ein solches Modell funktionieren könnte. Anstatt des US-Dollars wäre es selbstverständlich ähnlich leicht, den Kurs der Tokens an einen Warenkorb zu koppeln.
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Tobias W. Kaiser
Tobias verfügt über einen Bachelorabschluss in angewandter Informatik, sowie einen Masterabschluss in Kognitionswissenschaft mit Fokus auf kognitiver Psychologie und künstlicher Intelligenz. Während seiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Gent nahm er an einem Forschungsprojekt in Verbindung mit einem großen französischen Telekommunikationsanbieter teil. Hierbei erforschte er die Anwendung von Spieltheorie auf den gemeinschaftlichen Ausbau von...
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