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Welchen Einfluss haben Twitter-Influencer auf Krypto-Preise?

6 min
Aktualisiert von Alexandra Kons
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IN KÜRZE

  • BeInCrypto sprach mit Olivier Kraaijeveld und BDCenter Digital.
  • BDCenter Digital führte von 2018 bis Juni 2020 umfangreiche Untersuchungen zu diesem Thema durch.
  • Kraaijeveld sieht den Einfluss von Twitter-Influencern auf die Kryptopreise eher als Nebeneffekt des Austauschs von Gedanken und Ideen über das Krypto-Universum selbst.
  • promo

Sowohl Krypto-Trader als auch Hodler fragen sich oft, welche Faktoren die Krypto-Preise tatsächlich beeinflussen. Mit diesem Wissen können sie ein vollständigeres Bild potenzieller Risiken, Verluste und Gewinne erstellen. Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist sicherlich Twitter. In diesem Artikel untersuchen wir eingehender, welche Auswirkungen Twitter-Influencer auf Krypto-Preise haben.

Trader und Hodler dürften sich gleichermaßen fragen, was die Krypto-Preise eigentlich im Detail beeinflusst. Denn mit diesem Wissen sind fundamental wichtige Entscheidungen hinsichtlich Verlust und Gewinn möglich. Sicherlich werden die Preise der verschiedenen Kryptowährungen von unterschiedlichsten Faktoren beeinflusst.

Einer dieser Faktoren könnten Twitter-Influencer sein. Und genau deswegen tauchen wir nun ein wenig tiefer in diese Thematik ein: Welchen Einfluss haben Twitter-Influencer auf die Krypto-Preise?

Wenn wir über den Einfluss von Twitter-Influencern auf die preisliche Gestaltung der Krypto Kurse sprechen, geht es vorrangig über die Bewertung der öffentlichen Twitter-Stimmung. Die Fragestellung, ob Twitter-Influencer in großem Stil durch eine andere Partei zur Preisgestaltung genutzt werden, lassen wir dabei außen vor.

Influencer: Die Meinung zum Beruf machen

Die Hoffnung auf beispiellose Gewinne ist sicherlich ein Motivator hinter vielen Investments. Und wer Bitcoin und Co nicht zwangsläufig (nur) aufgrund der Cypherpunk-Grundlage hodelt, der dürfte sich in Bezug auf das Trading der Coins bereits intensiver mit den verschiedenen Markteinflüssen befasst haben. Und da könnten die Influencer eine große Rolle spielen.

Influencer haben ihre Meinung zum Beruf gemacht. Und Krypto-Influencer gibt es auf Twitter in mannigfaltiger Art und Weise: Hin vom Blockchain-Experten über den Bitcoin-Maximalisten bis zu den Trading-Genie. All sie verbreiten tagtäglich ihr Wissen und ihre Meinung, beeinflusst durch die ihnen vorhandenen Informationen, auf der sozialen Plattform. Stellung zu beziehen, ist für Influencer von großer Bedeutung. Zum einen, um die eigene Zielgruppe zu definieren und zum anderen, um eigene Dienstleistungen oder Produkte an den Mann zu bringen.

Doch inwieweit beeinflussen die vielen Millionen Tweets über Bitcoin, Altcoins und Stablecoins die Preise? Und wie ist der kausale Zusammenhang gestaltet: Twittern die Influencer und die Preise verändern sich oder verändern sich die Preise und dann twittern die Influencer?

Das BDCenter hat dazu umfassende Untersuchungen vom Jahr 2018 bis 2020 unternommen. Dabei analysierten die Forscher über eine Million Tweets von über hundert Influencern. Und für die Auswahl der Influencer gab es einige Kriterien. Zum einen mussten die Influencer mindestens 10.000 Follower haben und nicht zu einem bestimmten Krypto-/Blockchain-Projekt gehören. Des Weiteren mussten sie mindestens 1-2 Tweets täglich posten, informativ statt betrügerisch agieren und aktive Follower aufweisen.

Quelle: BD Center.
Quelle: BDCenter Digital.

Die Engagement Rate ist bei den Untersuchungen ein wichtiger Faktor gewesen. Während die „Whale Accounts“ weitaus weniger Engagement aufzuweisen hatten, waren es vor allem die Accounts mit 50.000-100.000 Follower, die stark interagierten. Entsprechend wählten die Forscher die Accounts mit einer Engagement Rate über 500 Prozent für die Studie aus.

Wie werden die Auswirkungen von Twitter-Influencern auf die Krypto-Preise gemessen?

Die Haupthypothese lautete wie folgt: Wenn Twitter-Influencer die Krypto-Preise beeinflussen, dann:

  • Sollte die Spitzen in der Anzahl der Tweets über eine Kryptowährung mit ihrem Preis korrelieren.
  • Und dann sollten die Spitzen in der Anzahl der Tweets den Preisänderungen vorausgehen.

Die Forscher schlossen Bitcoin von den Untersuchungen aus verschiedenen Gründen aus. Entsprechend konzentrieren sie sich auf die 25 meistgenannten Kryptowährungen nach Bitcoin.

Quelle: BD Center Digital
Quelle: BD Center Digital

Um den Zusammenhang zwischen den Tweets der Krypto-Influencer und den Preisen der Kryptowährungen ausfindig zu machen, kombinierten die Forscher zwei Diagramme miteinander:

  • Ein Diagramm über die der Erwähnungen für eine Kryptowährung
  • Und ein anderes Diagramm über die preisliche Entwicklung der Coin.

Das Ergebnis der Kombination der Diagramme zeigt ganz klar:

Alle Diagramme zeigen mehr oder weniger dasselbe: Die Erwähnungskurve folgt der Preiskurve. Wenn der Preis stark schwankt, neigen Influencer dazu, mehr über die Coin zu schreiben.

In 5 Schritten zum Ergebnis

Die Forscher erklären, wie sie in fünf Schritten vorgegangen sind. Um beide Teile dieser Hypothese zu testen, haben die Forscher im ersten Schritt Twitter-Profile gemäß der voreingestellten Parameterliste gesammelt.

Im zweiten Schritt haben sie von Januar 2018 bis Juni 2020 Tweets gesammelt (über 1,3 Millionen Tweets auf Englisch). Nachdem Beiträge ausgeschlossen wurden, die nur Emojis/Links/Bilder enthielten, blieben 1,1 Millionen Tweets zur Analyse übrig. Im dritten Schritt haben sie die gesammelten Texte mithilfe eines Python-Skripts analysiert. Ziel war es herauszufinden, zu welchen Zeitpunkten die Anzahl der Tweets zu einzelnen Kryptowährungen gestiegen ist.

Im vierten Schritt haben sie Diagramme von Schwankungen in der Anzahl der Tweets über einzelne Kryptowährungen in den Diagrammen ihrer Preisänderungen überlagert. Dann bemerkten die Forscher, dass es die Kurve der Erwähnungen war, die der Preiskurve folgte, und nicht umgekehrt. Im fünften Schritt haben sie eine Korrelationsanalyse von Schwankungen in der Anzahl der Tweets über Kryptowährungen und Schwankungen in ihren Raten durchgeführt und festgestellt, dass die Korrelation zwischen ihnen sehr schwach ist.

Und das Fazit war: Die vollständige Widerlegung der Haupthypothese.

Influencer folgen den Preisen, sie schaffen sie nicht.

Obwohl Influencer das beeinflussen, was als Nachrichten gezählt wird, haben sie keinen Einfluss auf die tatsächlichen Preise für Krypto-Assets – s das Fazit der Forscher.

Auswirkungen der These: Twitter-Influencer beeinflussen die Krypto-Preise nicht

Nun ist natürlich die große Frage, was wir mit dem dargestellten Wissen machen. Entsprechend wollte BeInCrypto von dem Forscherteam wissen, ob es möglich ist, Krypto-Preise vorherzusagen, indem man der Twitter-Stimmung folgt.

Nein, das ist unmöglich. Durch die Analyse der Twitter-Stimmung können Sie jedoch vorhersagen, wohin sich der Markt bewegen wird, und viele Preis- und Statistikaggregatoren führen eine solche Analyse durch.

Generell ist aber auch wichtig zu wissen, welche Auswirkungen die Ergebnisse der Untersuchungen auf den Monetarisierungsprozess von Token und Kryptowährungen haben könnten. Also ist die nächste Frage, wie diese Informationen die Monetarisierung der Coins verändern könnte?

Zunächst werden Händler und Hodler die Kryptowelt realistischer betrachten. Zweitens sparen Vermarkter von Startups ihr Budget, indem sie nicht versuchen, die Preise ihrer Token durch Twitter-Influencer zu beeinflussen.

Die Forscher erklären, dass auch der Zeitpunkt der Zusammenarbeit mit Influencern von Bedeutung ist.

Wie unsere Studie zeigt, ist es effizienter, mit Influencern zusammenzuarbeiten, die regelmäßig über Coins posten, zwischen 50.000 und 100.000 Follower haben und eine Engagementrate von über 500% haben. Solche Blogger werden Kryptoprojekte besser bewerben als solche, die nur eine große Followerzahl haben.

Machtmissbrauch in Bezug auf Krypto-Preise?

Ein Missbrauch der „Macht“ der Krypto-Influencer für die eigenen Vorteile, sollte also basierend auf den Forschungsergebnissen nicht möglich sein. Für die Manager von Krypto-Projekten ist es also wenig hilfreich, Twitter-Influencer mit Geld zu überfluten, um den Preis ihrer Token zu verbessern.

Es ist wahrscheinlich, dass solche Investitionen sich nicht lohnen. Und wenn „Wale“ dies tun, werden selbst sie wahrscheinlich ihr Geld verlieren.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass die Krypto-Influencer auf Twitter die Preise der virtuellen Währungen nicht beeinflussen, sondern deren Entwicklung in ihren Tweets vielmehr aufgreifen. Die Forscher fassen das Ergebnis wie folgt zusammen:

Influencer folgen den Nachrichten, sie erstellen sie nicht. Wenn sie häufiger über eine bestimmte Coin twittern, liegt dies daran, dass sich der Preis geändert hat – nicht umgekehrt.

Aber es gibt noch mehr…

BeInCrypto wandte sich auch an Olivier Kraaijeveld, einen Forscher an der Business School Management Science and Business Economics der Universität Edinburgh, um das Thema weiter zu vertiefen. Wie beispielsweise in seiner Forschungsarbeit hier zu sehen.

Für ihn ist es vorstellbar, dass Twitter-Influencer kurzfristige Auswirkungen auf die Preise haben können, einfach weil ihre Beiträge den Namen einer bestimmten Kryptowährung, eine Idee, Neuigkeiten oder Preiseinstellungen aufgreifen. Kraaijeveld sagte:

Da es auf Twitter eine relativ große Gruppe von Menschen gibt, die neu in diesem Bereich sind und weniger Erfahrung im Handel haben, wird sich diese Gruppe auf das Fachwissen/Wissen/Meinung des Influencers verlassen und ihre Handelsaktionen kopieren, was zu einer stärkeren kollektiven Preisaktion führt.

Er untermauerte seine These mit einem starken Beispiel dafür: Elon Musk und Dogecoin. Das Ergebnis war ein Druck auf den Dogecoin-Preis. Kraaijeveld erklärt:

Beispeilsweise ist bekannt, dass Donald Trumps Tweets gelegentlich auch die Aktienmärkte beeinflussen.

Darüber hinaus befasste sich Kraaijeveld eingehender mit der Definition eines Twitter-Influencers:

Schwer zu definieren, wer ein Influencer ist und wer nicht. Männer wie Erik Voorhees, Vitalik Buterin oder Andreas Antonopoulos haben Einfluss auf den Kryptoraum, sind aber meiner Meinung nach weniger besorgt über die Preise und konzentrieren sich stattdessen auf Funktionalität und Akzeptanz.

Der Experte sieht eine größere Chance, die Krypto-Preise über Telegramm- und Discord-Kanäle zu beeinflussen, wobei sich (bezahlte) Gruppen mehr auf die Veröffentlichung tatsächlicher Einträge konzentrieren als auf allgemeinere Kommentare auf Twitter.

Worum geht es: Price Jumps oder Price Pumps?

Wenn wir über den Einfluss auf die Krypto-Preise sprechen, stellt sich die Frage, ob Twitter-Influencer in der Lage sein könnten, einen großen Preissprung oder kleinere Pumps zu bewirken. Kraaijeveld erklärt:

Wenn ein solcher Effekt durch Twitter besteht, erwarte ich, dass er kurzfristig marginal ist und stark vom Konto abhängt. Einige Konten haben möglicherweise eine große Anzahl von Followern, geben jedoch keine bestimmten Positionen bekannt/sind keine profitablen Händler oder umgekehrt. Es könnte nur zu einigen schnellen Pumps führen, aber die Mehrheit hat nicht die Macht, die Preisgestaltung zu beeinflussen.

Darüber hinaus sieht er den Einfluss von Twitter-Influencern auf die Kryptopreise eher als Nebeneffekt des Austauschs von Gedanken und Ideen über das Krypto-Universum selbst.

Und wir haben einige dieser Aktionen im Jahr 2020 gesehen, als große Player wie PayPal, MassMutual oder MicroStrategy in Bezug auf Krypto durchstarteten. Das Ergebnis war ein neues Allzeithoch. In Bezug auf die großen Akteure in diesem Geschäft sagte Kraaijeveld:

Der Großteil der Kryptopreisaktionen wird immer noch von Walen und – zunehmend – von institutionellen Parteien bestimmt, die in den Kryptomarkt eintreten. Diese Parteien scheinen in den sozialen Medien weniger präsent/transparent zu sein, wodurch die Auswirkungen, die Influencer haben könnten, verringert werden.

Interessant wäre also zu erforschen, welche heimlichen Influencer die Krypto-Preise beeinflussen.

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Alexandra Kons
Alex hat ihren Bachelor in Orient- und Asienwissenschaften an der Friedrich-Wilhelms Universität Bonn absolviert, danach Deutsch als Fremdsprache am Goethe Institut studiert und ihren Master in Arabistik an der Freien Universität Berlin absolviert. Seit 2017 ist sie als Krypto-Journalistin tätig.
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