Seit Ende des Jahres 2020 ist Alexander Höptner Chief Executive Officer bei BitMEX. Davor war Alexander unter anderem Vorsitzender der Geschäftsführung der Börse Stuttgart, CEO bei der Euwax AG, sowie Gründer und CEO von 1st Order. BeInCrypto hat mit ihm über Bitcoin, den Mond und Bildung gesprochen.
Alexander Höptner kam 2013/2014 erstmalig mit dem Krypto-Space in Kontakt. Damals ging es ihm vor allem um die Tokenisierung, was ihn weiter ins Rabbit Hole führte. So entwickelte sich Alexander zum Hodler und nutzt den momentanen Dip zum Nachkaufen.
„Momentan gibt es einfach zu wenig Möglichkeiten zum Bezahlen. Vor allem in Deutschland ist das schwierig. In der Schweiz und in Asien sieht das schon anders aus. Aber sobald es ein paar reale Use Cases gibt, werde ich Bitcoin auch im Alltag nutzen. Ich glaube daran.“
Bevor Alexander bei BitMEX durchstartete, war er Vorsitzender der Geschäftsführung der Börse Stuttgart. Zu seinen bedeutendsten Erlebnissen dort gehörte der Tag, an dem die Bison App geboren wurde. Die Bison App der Börse Stuttgart ermöglicht den Kauf und Verkauf verschiedenster Kryptowährungen. Alexander erzählt:
„Da war die Börse Stuttgart von den klassischen Playern der Vorreiter. Durch die Rolle konnten wir eng mit der Regierung und den Regulierungsbehörden zusammenarbeiten. So konnten wir das gesamte Krypto-Thema in der öffentlichen Wahrnehmung stärker positionieren. Das wurde sehr positiv aufgegriffen und hat ja ein weltweites Echo mit sich gebracht. Das war gut, denn es braucht halt – glaube ich leider – einen klassischen Player, um die Masse auf das Thema zu bringen und eine Veränderung des Finanzsystems zu initiieren.“
Bitcoin on the moon
Zu den neusten Plänen von BitMEX gehört, Bitcoin buchstäblich zum Mond zu bringen. Elon Musk möchte den Meme-Coin Dogecoin schon länger zum Mond befördern.
„Wir sind ja strong beliver in den Bitcoin und da muss man mal wieder was für den Bitcoin als solches machen. Und dann hatten wir über Connections die Chance den Bitcoin auf den Mond zu schicken. Das ist eigentlich genau unsere Herzensangelegenheit: den Bitcoin zu unterstützen und damit ja auch die Grundbewegung. Daraufhin hat Elon auf Twitter spaßeshalber das „Space Race“ ausgerufen. Aber das ist ja genau das, was es braucht.“
Der Schritt Bitcoin auf den Mond zu schießen, hat eine gewisse Symbolkraft, die auch einen gewaltigen Schritt Richtung Massenadaption unterstützen könnte. Alexander ist davon überzeugt, dass sich das Krypto-Space zwar in Zukunft noch stark wandeln wird, aber dass es Bitcoin und Co. immer geben wird.
„Ich glaube die Protokolle werden anders aussehen und wir werden andere Formen von Token und Kryptos haben, weil sich das ja auch technisch weiterentwickelt. Aber das Grundsatzthema wird immer da sein und es wird die gesamte Arbeitswelt komplett verändern.“
BitMEX und die Forschung
Ein wichtiges Feld für BitMEX ist auch die Forschung im Krypto-Bereich zu fördern.
„Es gibt nur wenige richtig strukturiere Forschungsfelder zu diesem Thema. Das heißt, es wird von der ganzen Forschung und Entwicklung noch nicht so aufgestellt, wie andere Industrien oder Technologien. Deswegen haben wir gesagt, müssen wir das in unserem bescheidenen Rahmen unterstützen. Minimum, aber auch darüber hinaus, denn wir wollen ja eine Academy gründen, bis eben genügend Gelder kontinuierlich in das Thema fließen.“
BitMEX unterstützt in diesem Rahmen beispielsweise die Entwicklung von Bitcoin. So können sich die Developer ganz ihrer Forschung widmen…
„Und eben nicht dann von Geld getrieben in irgendein Start-up reingehen, um das finanzielle Überleben zu sichern.“
Und wenn es um Förderung und Bildung geht, geht BitTMEX noch einen Schritt weiter. Genau an dieser Stelle setzt BitMEX mit der BitMEX Academy an.
„Hier geht es unter anderem um die Unterschiede zwischen Krypto- und klassischem Trading, Spot und Derivaten, Hot Wallets und Cold Wallets, bis hin zu Ausbildungsprogrammen für Krypto Trader. Und das wollen wir auch in den Ländern, wo wir sind, durch Scholarships an Universitäten und Schulen unterstützen.“
BitMEX auf dem Weg zur CO2-Neutralität
Auch bei BitMEX ist klimaneutrale Energie zunehmend wichtig.
„Die Diskussion Energie, das ist glaube ich schon lange bewiesen, dass Bitcoin nicht der größte Energiefresser ist. Wenn du eine substituierende Industrie oder Technologie einführst, dann ist die Bilanz so lange negativ, wie das, was es ersetzt noch da ist. Die Blockchain soll weite Teile des Finanzsystems ersetzen, das Klassische gibt es noch. Also das ist für mich eine künstliche Diskussion. Sehen wir uns die Industrialisierung an. Die war am Anfang auch nicht klimaneutral und es wurde über die Zeit besser. Wir stehen ja technologisch noch ganz am Anfang. Und mit jeder weiteren Iteration der Protokolle und auch der Art und Weise, wie die Algorithmen berechnet werden, verändert sich damit auch die Energie Consumption.“
Und auch BitMEX selbst bemüht sich darum möglichst CO2-neutral zu agieren.
„Was natürlich bei einer Börse, die per Definition dadurch Energie verbraucht, dass sie handelt, nicht ganz einfach ist. Aber ich finde das muss das Ziel sein, fertig.“
Bis die Exchange gänzlich CO2-neutral aufgestellt ist, muss eine Zwischenlösung her:
„Wir haben ja gerade erst das Ziel ausgerufen und wir müssen jetzt mal schauen, wie wir das am besten umsetzen. Kurzfristig kannst du es machen, indem du eben pro kWh etwas spendest. Aber ich glaube, dass muss man sich noch genauer anschauen, wie wir das anders machen können.“
Die Zukunft von BitMEX
Wie der Krypto-Space auch, entwickelt sich auch BitMEX weiter. Für die Zukunft hat BitMEX geplant die Bereiche Derivate, Spot, Information Products, Brokerage und Custody-Geschäfte auszuweiten.
„Und wir bauen eine Academy auf. Wir haben da einen sehr ambitionierten Plan und sind in einem massiven Hiring. Um eigentlich auch die Position zurückzugewinnen, die wir mal hatten – Innovationstreiber.“
Außerdem möchte BitMEX auch eine Brücke zwischen den Welten schlagen:
„Ich glaube fest an den Bitcoin und die Blockchain. Aber ich sage auch immer: Du musst laufen lernen, bevor du rennen kannst. Damit das eine Massenbewegung wird, musst du anders vorgehen. Du musst im Prinzip ein stückweit die etablierten Stellen mitnehmen. Deswegen glaube ich, dass das Thema Lizenzen wichtig wird. Der Regulator sagt, welche Technologie du benutzt, ist mir völlig egal. Du kannst Brieftauben benutzen oder ihr könnt euch das zurufen. Aber wenn du eine bestimmte Funktion erfüllst, dann erwarte ich, dass du die Lizenz dazu hast. Also ist unsere Richtung nicht nur Brokerage, sondern eben Licensed Brokerage. Wir bereiten die Firma nun darauf vor in einer anerkannten Jurisdiktion, und nicht mit zusammengekloppten Lizenzen von der Welt, lizenziert zu werden. Und wir schaffen es dann auch, viele, die jetzt noch nichts mit dem Thema zu tun haben, in den Space reinzuholen.“
Wie geht’s weiter?
Für Alexander ist klar, dass wir noch einiges an Aufklärungsarbeit leisten müssen.
„Alle reden immer über Volatilität, hier werden Äpfel mit Birnen verglichen. Auch als am Anfang das Thema Bitcoin und Kriminalität hochkam. Da hat es keinen interessiert, dass bisher Terror mit dem US-Dollar finanziert wurde. Da hat keiner gesagt, lass uns den Dollar abschaffen. Sobald es der Bitcoin ist, oh Gott, mit dem wird Terror finanziert. Ich glaube, man muss versuchen, die Diskussion auf eine andere Ebene zu bringen.“
Und auch in Bezug auf El Salvadors Schritt Bitcoin als offizielles Währungsmittel zuzulassen, gibt es Kritiker:
„Das sind aber genau die richtigen Schritte. Du brauchst reale Use Cases. Die sind halt dann gegeben, wenn du große Länder, Firmen, Institutionen dazu bringst, es als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Da muss eine konstante Diskussion und Aufklärungsarbeit geführt werden. Auch wenn wir zelebrieren, wie groß der Krypto-Markt ist – er ist verschwindend gering klein im Verhältnis zum klassischen Markt. Er wird auch leider durch populistische Äußerungen beeinflusst.“
Vielen Dank, Alexander!
Haftungsausschluss
In Übereinstimmung mit den Richtlinien des Trust Project gibt dieser Meinungsartikel die Perspektive des Autors wieder und spiegelt nicht unbedingt die Ansichten von BeInCrypto wider. BeInCrypto bleibt einer transparenten Berichterstattung und der Einhaltung höchster journalistischer Standards verpflichtet. Den Lesern wird empfohlen, die Informationen unabhängig zu überprüfen und einen Fachmann zu konsultieren, bevor sie auf der Grundlage dieses Inhalts Entscheidungen treffen.