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Blockchain und Energieverbrauch: Ist Mining ein No-Go?

4 min
Aktualisiert von Toni Lukic
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IN KÜRZE

  • Verbraucht Bitcoin wirklich so viel Energie?
  • Woher stammt die verbrauchte Energie?
  • Die ständig eingeschalteten, aber unbenutzten Heimgeräte in den US, verbrauchen 4x so viel Strom wie Bitcoin.
  • promo

Wie lassen sich Nachhaltigkeit und Blockchain unter einen Hut bringen? Ist Bitcoin Mining wirklich so ein Energiefresser? Wird sich dies in naher Zukunft ändern?

“Meine Bitcoin-Freunde haben den kleinsten CO2-Fußabdruck von all meinen Freunden. Sie kaufen nur wichtige Sachen. Das restliche Geld wird verwendet, um Bitcoin zu kaufen.”

Dieser Twitter-User sieht den CO₂-Ausstoß von Bitcoin auf unserem Planeten als weniger problematisch als so manches Konsumgut. So manchen Bitcoin-Gegner fallen dazu bestimmt gezieltere Argumente ein. Eines davon ist z.B., dass Bitcoin mehr Energie verbraucht als einige Länder auf dieser Welt. Ethereum ist für viele auch ein Dorn im Auge, da es ebenso auf dem Proof of Work (PoW) Konsensmechanismus operiert. PoW bedeutet, dass die Kryptowährung durch Mining entsteht. Wir klären auf, wieso manche Kryptowährungen so viel Energie benötigen, du aber trotzdem mit gutem Gewissen investieren kannst.

Proof of Work vs. Proof of Stake – Welche Blockchain ist umweltschädlicher?

Knapp einen Monat ist es nun her, dass im Europaparlament das Proof of Work Verbot wieder vom Tisch genommen wurde. Zu groß war der Aufschrei der Kryptoindustrie – käme diese Regelung doch tatsächlich der Verbannung von Bitcoin aus Europa gleich. Einigen Kryptofans mag dies zwar sauer aufgestoßen sein, aber unter genauerer Betrachtung wird klar: Proof of Work verbraucht wirklich viel Energie. Insgesamt handelt es sich laut der Universität Cambridge um circa 143,60 TWh. Dies entspricht dem Energieverbrauch von Ländern wie Norwegen, Thailand oder Serbien. Aber wieso ist das so?

Bitcoin gilt als prominentester Vertreter des Proof of Work. Ethereum benutzt zwar auch noch Proof of Work, soll aber mit dem kommenden Merge vollständig auf Proof of Stake wechseln. Das Problem mit dem hohen Energieverbrauch Bitcoins liegt direkt im Mechanismus selbst. Als Distributed Ledger erzeugt die Blockchain dort Vertrauen, wo üblicherweise kein Vertrauen herrscht. Dadurch wird ein Intermediär, wie eine Bank, nutzlos. Die User können sich jederzeit auf die Sicherheit und Unveränderlichkeit der Blockchain verlassen. Somit ist es nicht nötig, die andere Partei zu kennen.

Damit diese zwei Kriterien sichergestellt sind, errechnen Miner ständig neue Blocks. Dafür nehmen sie Transaktionen aus einem Pool und errechnen mit den Daten des vorangegangenen Blocks zu einem neuen Block. Beim Mining muss eine Zahl, auch genannt Nonce, erraten werden. Der erste erratende Miner bekommt dann die Block-Belohnung in Bitcoin ausbezahlt.

Ziemlich einfach, nicht wahr?

Wenn du dir jetzt denkst, da sitzt eine Person mit Bleistift und Radiergummi vor dem PC und rechnet, liegst du leider falsch. Miner benötigen geballte Rechenpower durch Hardware. Diese Hardware wird als Mining Rig bezeichnet und sollte eine sehr hohe Hash-Rate aufweisen. Wenn du dir jetzt denkst, das hat etwas mit Cannabis zu tun, liegst du auch falsch. Je höher die Hash-Rate ist, desto effizienter ist die Rig und bringt dir mehr Geld. Nachteil: Die Rigs verbrauchen jede Menge Strom. Bei größerer Konkurrenz zählt Effizienz natürlich mehr, weshalb der Stromverbrauch noch größer wird.

Ein Grund, wieso Ethereum mit dem kommenden Merge auf Proof of Stake umstellt, ist der Energieverbrauch. Ein Distributed Ledger, mit all seinen Vorteilen, kann auch als PoS betrieben werden. User errechnen beim PoS keine Nonce, sondern stellen ihr Kapital zur Verfügung. Ein sogenannter Validator wird auserwählt, der die Richtigkeit des Blocks attestieren muss. Stellt sich im Nachhinein heraus, dass dieser mit betrügerischer Absicht gehandelt hat, muss er sein zur Verfügung gestelltes Kapital abgeben. Deshalb ist es in solchen Systemen ratsam, ehrlich zu handeln.

Mining als Energieschleuder: Woher kommt die Energie?

Sind also die Sorgen der EU berechtigt?

Die Thematik erinnert ein wenig an die der Elektroautos. Grundsätzlich behaupten Politiker ja, diese seien umweltschonender als mit fossilen Brennstoffen betriebene Autos. Jedoch kommt es auch in diesem Beispiel darauf an, aus welchen Quellen der Strom für die Elektroautos stammt. Das Argument der Politiker ist also nur wahr, wenn die gesamte Energie in erneuerbaren Anlagen ihren Ursprung findet.

Für Bitcoin gibt es dazu Zahlen: Laut dem Bitcoin Mining Council beläuft sich der aus erneuerbaren Energien gewonnene Strom auf 56 Prozent. Die USA benutzen im Vergleich nur 30,5 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien. Da der Strom aus erneuerbaren Energien die billigste Energiequelle darstellt und Miner mit ihren Rigs flexibel sind, ist zu erwarten, dass in naher Zukunft der Anteil steigt. Aus dieser Flexibilität ergeben sich aber noch weitere Vorteile. So können Mining Rigs von ansonsten unbrauchbaren Energien Gebrauch machen. In Nordamerika wird heute noch Gas im Zusammenhang mit der Ölextraktion verbrannt. Dieses Gas könnte genutzt werden, um Energie für Miner herzustellen.

Quelle: ccaf.io

Bitcoin als Vorreiter aller Blockchains

In diesem Kontext sollte die Frage vielmehr lauten: Wofür wird die Energie verwendet? Angenommen, die Menschheit verbietet alle Produkte, die gewisse kW an Strom benötigen. Dann gäbe es keine Elektroautos, ab 20 Uhr kein Licht, kein Gold, im Prinzip nichts, was uns gewissen Wohlstand ermöglicht. Die ständig eingeschalteten, aber unbenutzten Heimgeräte in den US, verbrauchen z.B. 4x so viel Strom wie Bitcoin. Sollten die Gesetzgeber also verbieten, die Geräte eingeschalten zu lassen?

Im Endeffekt wird es auf den Kosten-Nutzen-Faktor ankommen. Bitcoin als Vorreiter der Blockchain-Technologie hat gezeigt, wie Mittelmänner vollständig umgangen werden können. Zur gleichen Zeit können erstmals in der Menschheitsgeschichte Millionen von Transaktionen mit nichts weiter als einem Handy-Wallet durchgeführt werden. Die Rede ist hier von Regionen wie Afrika, Asien oder Lateinamerika. Menschen haben endlich Zugang zu einem fairen Finanzsystem, welches nicht einige wenige bevormundet.

Bitcoin hat zudem als Pionier den darauffolgenden Projekten die Tür zur Innovation geöffnet. Schon jetzt ist mit Blockchains, wie Ethereum oder Solana, ersichtlich, wie sich die Technologie weiterentwickelt. Ein zensurfreies, inflationssicheres, unabhängiges und billiges Bezahlsystem auf der Blockchain – im Gegensatz zu einem profitgierigen Bankensystem? Wofür würdest du dich entscheiden, wenn wir dir dann noch verraten, dass eben jenes ineffiziente Bankensystem mehr CO₂ ausstößt als Bitcoin?

Quelle: ark-invest.com
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Toni Lukic ist der Chefredakteur von BeInCrypto Deutschland. Seit 2022 ist er Mitorganisator des monatlichen Meetups "Crypto Invest Berlin" und spricht auf Konferenzen zu Krypto, Web3 und Blockchain. Außerdem ist er als Berater für Krypto-Startups tätig und ab April 2023 Mentor des DeFi Talents Kurses am Blockchain Center der Frankfurt School. An dieser Schule absolvierte er zuvor den NFT-Talents-Kurs und das Influencer by DNA-Programm. Im Jahr 2019 schloss er sein Studium der...
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