Start-ups bekommen im Web3 eine ganz neue Form. Wenn du nicht gerade der CEO eines Unternehmens bist, hast du nirgendwo mehr Kontrolle darüber, woran, mit wem und wie du an etwas arbeitest, als in einer DAO, sagt Spencer Graham, Core Contributor bei DAOhaus.
Du bist also ein Startup-Gründer und die Dezentralen Autonomen Organisationen (DAOs) haben deine Aufmerksamkeit erregt. Womöglich möchtest du ein starkes Machtgefälle zwischen dir und deinen Arbeitskollegen vermeiden. Oder vielleicht begeistert dich auch der Wert, der aus Bottom-up-Entscheidungen und kollektivem Handeln entstehen kann.
Start-ups können sich als DAO strukturieren
Ob dein Start-up sich gerade in der Anfangsphase befindet, schon seit ein paar Jahren besteht, oder bereits ein etabliertes Unternehmen mit dem Wunsch nach Innovation ist, in jedem dieser Fälle eine DAO das Richtige für dein Projekt und deine Community sein.
Eine DAO ist eine neue Art von Organisation ohne zentrale Führungskräfte. Hier liegt der Fokus auf den Nutzern und der Community, schließlich tragen diese das Projekt. Aber was bedeutet es eigentlich, eine DAO zu sein?
Diese drei Fragen solltest du dir stellen, wenn du darüber nachdenkst, dein Start-up als DAO zu gestalten.
1. Was möchtest du aufbauen?
Hängt der Erfolg deines Projekts von der Stärke deiner Community ab und ist diese für den Erfolg deines Vorhabens gefragt? Möchtest du Schutz vor unerwünschter Kontrolle durch externe Instanzen aufbauen? Sollen die Eigentumsrechte an dem Projekt aufgeteilt sein? Möchtest du Web3-Technologien wie NFTs oder DeFi in dein Projekt integrieren?
Wenn du eine dieser Fragen mit “Ja” beantworten kannst, dann ist eine DAO vielleicht das Richtige für dich.
Organisationen wie Beratungsunternehmen, Agenturen und Anwaltskanzleien eignen sich sehr gut für die Strukturierung als beispielsweise Service-DAO, denn die Eigentumsrechte sind bereits aufgeteilt. Mitglieder schließen sich dabei zusammen, um Dienstleistungen für Kunden als Kollektiv zu erbringen. Durch eine solche Umstrukturierung erhalten diese Organisationen mehr Eigenverantwortung, was wiederum zu besseren Kundenergebnissen führt.
Gemeinnützige Organisationen werden zu philanthropischen DAOs und übernehmen soziale Verantwortung im Web3. Durch die Verwendung solcher Strukturen können diese Organisationen eine größere Anzahl von Stakeholdern anziehen, was zu einer effektiveren Aufteilung von Ressourcen mit sich führt.
Produktorientierte Unternehmen werden zu Produkt-DAOs. Dabei werden die Nutzer zu Stakeholdern und können so sicherstellen, dass ein Produkt weiterhin den Kunden und ihren Bedürfnissen gerecht wird.
2. Wie hilft eine DAO meinem Start-up beim Erreichen von Zielen?
Durch ihre dezentrale Natur sind DAOs stärker auf die Community als auf den Profit ausgerichtet. Allerdings engagieren sich Menschen wiederum stärker für eine Sache, wenn sie selbst Teil davon sein können.
Eine DAO-Struktur kann helfen, talentiertere Mitarbeiter anzuziehen. Viele Arbeitnehmer verlassen den Web2-Bereich und nehmen Jobs im Web3 an, denn die höhere Autonomie wirkt anziehend. Nichts gibt dir mehr Entscheidungsfreiheit als eine DAO, wenn es um deine Arbeit, die Zusammensetzung deines Teams und deine Vorgehensweise geht. Dies gilt natürlich nur, solange du nicht der CEO eines Unternehmens bist.
Während in traditionellen Unternehmen die Entscheidungen über Dinge wie Gehälter von einigen wenigen an der Spitze getroffen werden, liegen diese Verantwortungen in DAOs bei den Mitgliedern. Dies schafft ein inklusives und zufriedenstellenderes Arbeitsumfeld.
Als DAO ist dein Start-up auch widerstandsfähiger. Die Bottom-up-Struktur reduziert das Fehlerpotenzial von Einzelpersonen und maßgebliche interne Änderungen haben keine Auswirkungen auf die Mitglieder. DAOs sind auch anpassungsfähiger als herkömmliche Strukturen. Diese Organisationen ermöglichen es, große Ansammlungen von Ideen schneller zu strukturieren und zu verstehen, indem Teilnehmer mehrere Wege parallel beschreiten. Im Falle von Ungewissheiten können Schlussfolgerungen zuverlässiger gezogen oder Ergebnisse erzielt werden.
Eine DAO-Struktur hilft Start-ups dabei, sich besser auf ein Projekt zu fokussieren. Dank des modularen, open-source Charakters eines DAO-Ökosystems kannst du notwendige, aber weniger wichtige Aufgaben an Service-DAOs oder die sich ständig verbessernden DAO-Tools delegieren.
3. Wo sollte ich anfangen?
Wenn du in Erwägung ziehst, dein Unternehmen irgendwann als eine DAO zu gestalten, solltest du dies am besten von Anfang an tun. Ein zentralisiertes Projekt umzustrukturieren ist wesentlich aufwendiger, als es von Grund auf dezentral zu gestalten. Setzt du dies früh genug um, kannst du auch Entscheidungsprozesse und Maßnahmen auf eine nicht-hierarchische Weise in einer risikoärmeren Umgebung aufbauen.
Wenn dein Start-up nur aus wenigen Leuten besteht, solltest du vielleicht eine Multisignatur-Wallet verwenden. Wenn du jedoch davon ausgehst, dass dein Unternehmen auf mehr als 10–15 Personen anwachsen wird, kann eine Multisig-Wallet schnell unhandlich werden und du solltest besser auf eine skalierbare DAO-Struktur umsteigen.
Es ist am besten, von Anfang an ein skalierbares DAO-Framework zu nutzen. Diese Flexibilität hilft dabei, auch direkt zu Beginn schnell voranzukommen und gleichzeitig zu skalieren. Später brauchst du dir keine Sorgen um die Migration eines neuen Frameworks zu machen.
Das Moloch-DAO-Framework beispielsweise kann in der Anfangsphase eine Multisignatur-Wallet imitieren, lässt sich dann aber problemlos mit dem Projekt skalieren. Andere Frameworks sind Colony, Aragon und 1Hive Gardens.
Generell solltest du deine DAO von Anfang an mit Berechtigungen versehen. So kannst du die Macht von dir und anderen Gründern fern aufteilen und gleichzeitig eine Hihgh-Signal-Environment aufrechterhalten, in der du dich schnell bewegen kannst.
Sobald das Projekt gewachsen ist und eine solide Unternehmenskultur und Governance-Grundlage geschaffen ist, kannst du die Genehmigungspflicht lockern und der Gemeinschaft die Teilnahme am Projekt ermöglichen. Dabei ist die Genehmigung von den Mitgliedern der Kerngemeinschaft nicht nötig.
DAO Start-ups: Die Zeit ist reif
Jedes Unternehmen startet abhängig vom eigenen Ziel mit leicht unterschiedlichen Regeln, Strukturen, Werkzeugen und Praktiken. In diesem Sinne wird auch jede DAO etwas anders sein, unterschiedliche Plattformen für ihre Tools verwenden, die Governance auf eigene Weise strukturieren und eigene Richtlinien für die Community erstellen.
Dieses Konzept ist noch recht jung, daher gibt es keine feste Struktur, wie eine DAO gestartet werden kann. Es gibt kein etabliertes Regelwerk oder eine Formel, auf die man sich verlassen könnte.
In diesem Moment besteht die Chance, kollektiv zu lernen und gemeinsames Wissen aufzubauen, indem wir unsere eigenen Ansätze analysieren und dadurch lernen, wie DAOs für uns funktionieren können. Je mehr wir in diesem Bereich experimentieren, desto mehr Daten können wir über die besten Praktiken für den Betrieb einer DAO sammeln.
Es ist eine aufregende Zeit – werde auch Teil davon!
Über den Autor
Spencer Graham ist ein Core Contributor bei DAOhaus. Die Communities dieses Projekts haben zusammen mehr als 50 Millionen US-Dollar gesammelt und fast 20 Millionen US-Dollar im gesamten Ökosystem verteilt, um ihre verschiedenen Ziele zu unterstützen.
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