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FTX ernennt neue Führungskräfte: Eine Million Gläubiger warten auf Entschädigung

2 min
Aktualisiert von Toni Lukic
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IN KÜRZE

  • Die Krypto-Börse FTX reichte den Antrag für Sofortmaßnahme später als üblich ein.
  • Mit dem Antrag werden neue Führungskräfte eingesetzt und neue Gläubiger-Strukturen geformt.
  • Dem Antrag zufolge muss FTX wahrscheinlich rund eine Millionen Gläubiger entschädigen - deutlich mehr als bisher angenommen.
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Bei den Insolvenzanträgen von FTX kam es zu merkwürdigen Verzögerungen. Die Börse reichte den Antrag für die ersten Sofortmaßnahmen erst am 14. November 2022 ein. Dieser wirft ein schlechtes Licht auf die Pleite der ehemals drittgrößten Krypto-Börse.

Die für die förmliche Eröffnung des Insolvenzverfahrens erforderlichen Dokumente beschreiben die Ereignisse, die zum Konkurs der Börse geführt haben, und enthalten üblicherweise gleichzeitig die Beantragung von Notfallmaßnahmen (“First-Day Motions”). Diese Sofortmaßnahmen werden in der Regel am selben Tag wie der Konkursantrag eingereicht. Bemerkenswerterweise stellte FTX den Insolvenzantrag am Freitagmorgen. Allerdings veröffentliche das Krypto-Unternehmen die Dokumente für die Sofortmaßnahmen erst am Montagabend.

Branchenanalysten zufolge kam es auch auf anderen Ebenen zu derartigen Verzögerungen. Ein Restrukturierungsberater sagte gegenüber der Financial Times:

“Das Ganze geht viel langsamer und undurchsichtiger vonstatten als gewöhnlich.”

Dieser erklärte weiter, dass die Komplikationen um den Fall ihn daran gehindert hätten, seinen Klienten fundierte Beratungen anzubieten.

FTX ersetzt Führungskräfte

In den Unterlagen beschreibt FTX den Beginn der Liquiditätskrise, die zum Rücktritt des Gründers Sam Bankman-Fried von seiner Position als CEO führte. Nach seinem Antritt als CEO meldete John Jay Ray III umgehend Konkurs an, um das Vermögen von Kunden und Schuldnern zu schützen. Ray ist ein erfahrener Restrukturierungsmanager und war zuvor in Aufsichtspositionen bei Konkursen bekannter Unternehmen wie Enron tätig.

Ray ernannte außerdem neue Direktoren, welche alle Erfahrung mit Konkursfällen besitzen, darunter Joseph Farnan und Matthew Doheny von FTX Trading sowie Matthew R. Rosenberg von Alameda Research.

FTX benötigt diese Experten, um dem Gericht nachzuweisen, das Insolvenzverfahren effektiv managen zu können. Falls das Gericht Zweifel an dem Management des Unternehmens hegt, kann dieses einen unabhängigen Treuhänder einsetzen. Dieser würde dann den CEO des Unternehmens ersetzten und in der Lage sein, eigene Berater für den Fall anzuheuern.

FTX: Mehr Schuldner als erwartet

In dem Antrag der letzten Woche gab das Krypto-Unternehmen an, 100.000 Gläubiger und Verbindlichkeiten in Höhe von 10 bis 50 Milliarden US-Dollar zu haben. Der zweite Antrag zeigt jedoch, dass FTX wahrscheinlich eher knapp eine Million Gläubiger entschädigen muss.

Sobald das Verfahren eröffnet ist, ernennt die Konkursbehörde des Justizministeriums einen Gläubiger-Ausschuss, der wahrscheinlich überwiegend aus FTX-Kunden besteht.

FTX beantrage eine Konsolidierung der mit der Krypto-Börse in Verbindung stehenden Unternehmen. Anstatt diese 134 Entitäten als einzelne Fälle zu behandeln, möchte FTX die Fälle in einem Gruppenverfahren bündeln.

Des Weiteren forderte die Krypto-Börse die Gläubiger auf, eine Liste der 50 größten Gläubiger der ganzen Unternehmensgruppe, anstatt eine Liste der 20 größten Gläubiger der Börse zu erstellen.

Wie geht das Verfahren weiter?

Einem mit dem Fall betrauten Rechtsexperten zufolge werden die Gläubiger wahrscheinlich eine Entschädigung über private Klagen gegen Sam Bankman-Fried und andere FTX-Manager durchsetzen:

“Es gibt möglicherweise milliardenschwere Vorzugsklagen, und Sam Bankman-Fried und seine Führungsgruppe werden wahrscheinlich bis zum letzten Cent verklagt werden.”

Bei solchen Vorzugsklagen handelt es sich um Zahlungen, die kurz vor der Konkursanmeldung geleistet wurden und die von den Gläubigern möglicherweise zurückgefordert werden können.

Ein weiterer Rechtsexperte wies jedoch darauf hin, dass gemäß den Nutzungsbedingungen von FTX das Eigentum an den Vermögenswerten bei den Kunden verbleibt. Damit sind Rückforderungen von Kunden, die ihre Gelder vor dem Konkursantrag abgehoben haben, praktisch ausgeschlossen.

Wie sich das Insolvenzverfahren und mögliche Rettungsversuche nach dem FTX-Eklat entwickeln werden, ist derzeit noch offen. Allerdings erkennt das Krypto-Unternehmen in den Nutzungsbedingungen immerhin das Privateigentum der Nutzer an.

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Nicholas Pongratz
Nick ist Professor für Kommunikation und Spezialist für Datenwissenschaft in Budapest, Ungarn, mit einem MSc in Business Analytics. Er ist ein Neuling auf dem Gebiet der Kryptowährungen und Blockchain-Technologie, ist jedoch fasziniert vom möglichen wirtschaftlichen und politischen Nutzen.
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