Es ist 3:15 Uhr (MEZ) am Tag des russischen Einmarsches in die Ukraine. Jeffrey Lewis ist Professor am Middlebury Institute in Kalifornien und ein Computerexperte. Er twitterte, dass es laut Google Maps nahe der ukrainischen Grenze zu einem riesigen Stau gekommen sei.
Lewis erklärte gegenüber Motherboard: “Ich glaube, wir haben die Invasion der Ukraine als erstes mitgekriegt. Wir haben es über die App gesehen.”
Google Maps deutet die Invasion der Ukraine an
Kurz gesagt, auf Google Maps hätte man den russischen Angriff schon einige Stunden im Voraus erahnen können. Denn schon vor Lewis’ Tweet kündigte der russische Präsident Wladimir Putin eine “spezielle Militäroperation” im Donbas an. Dabei handelt es sich um eine Region in der Ostukraine, von der bereits angenommen wurde, dass sie Schauplatz des ersten russischen Angriffs sein könnte. Doch der Verkehrsstau, den Lewis auf Google Maps sah, entstand in Wirklichkeit in einer anderen Region der Ukraine, nördlich von Charkiw. Der Stau dehnte sich allerdings langsam über die Grenze aus.
Einigen Experten zufolge wurden die Daten wahrscheinlich über die Mobiltelefone der russischen Soldaten gesammelt, die an der Militäroperation beteiligt waren. Nach Ansicht von US-Computerexperten könnten die Daten jedoch auch von Zivilisten stammen, die versuchten, aus der Ukraine zu fliehen.
Lewis erklärte: “Ich glaube, Big-Data-Firmen können sich oft nicht so recht vorstellen, wie nützlich ihre Daten sind. Ich meine, es ist doch cool, wenn wir es tun, oder? Klar, vielleicht ist es weniger cool, wenn die Russen auch in der Lage dazu wären, um zum Beispiel eine Offensive der Ukrainer ausfindig zu machen.” Er kommentierte weiter: “Ich habe meine gesamte Karriere damit verbracht, mit OSINT (Open Source Intelligence) zu arbeiten. Deshalb finde ich es seltsam, dass wir in der Lage waren, die ersten Anzeichen der Invasion mithilfe der Live-Traffics von Google Maps zu erkennen.”
Professor Lewis war jedoch nicht der Einzige, dem der Stau auffiel. Auch Twitter-User Jacob Bogle sprach den 58 Kilometer langen Stau an, den er auf Google Maps sah.
Google Maps schaltet Live-Traffic für die Ukraine ab
Unterdessen gab Google gestern bekannt, dass die Live-Traffic-Funktion für das Gebiet der Ukraine deaktiviert wurde, um Bürger zu schützen, die dem Krieg entkommen wollen. Google erklärte dabei lediglich, dass nach Rücksprache mit lokalen Quellen, einschließlich regionaler Behörden, Maßnahmen zur Sicherheit der ukrainischen Bevölkerung ergriffen wurden.
Diese Entscheidung sei getroffen worden, nachdem ukrainische Behörden die Bevölkerung dazu aufgerufen hatten, alle Straßenschilder abzubauen. Ukravtodor, die für das ukrainische Straßennetz zuständige Regierungsbehörde, veröffentlichte folgenden Facebook-Post: “Demontage von Straßenschildern auf allen Straßen des Landes. Priorität Nr. 1 – Richtungsanzeiger, Städtenamen. Die gesammelten Schilder werden den lokalen Behörden und Straßenarbeitern übergeben. Der Feind hat eine miserable Verbindung, er kann sich in dem Gebiet kaum orientieren. Helfen wir ihm also, geradewegs zur Hölle zu fahren.”
Viele soziale Netzwerke haben derweil außerdem den Zugang für Nutzer gesperrt, die mit der russischen Regierung und Institutionen in Verbindung stehen. Im Gegenzug blockierte die russische Regierung vor vier Tagen Twitter.
Google und Krypto
Im letzten Monat gegründete Google eine neue Abteilung für Blockchain-Technologie. Dies ist eine positive Nachricht, denn bisher lehnte das Unternehmen Kryptowährungen strikt ab. Vor kurzem verbot Google jegliche Werbung für Kryptowährungen, Initial Coin Offerings, Börsen, Wallets und Krypto-Beratungen.
Mittlerweile wurde das Verbot jedoch gelockert und Verträge mit den zwei Kryptobörsen Coinbase und Bitpay eingegangen. Jetzt können Kunden zwar Kryptowährungen in digitalen Karten speichern, allerdings akzeptiert Google noch immer keine Transaktionen mit Kryptowährungen.
Bill Ready, Googles President of Commerce, erklärte dazu im Januar, dass das Unternehmen Kryptowährungen aber eine hohe Aufmerksamkeit schenkt. “Wenn die Nachfrage von Nutzern und Händlern weiter zunimmt, werden wir uns auch mehr in dem Bereich engagieren.”
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