Die Limitierung der Blockgrößen für Proof of Work Coins ist nach wie vor ein umstrittenes Thema. Dies hat in der Vergangenheit zu einigen Forks und Chain Splits geführt. Jetzt stößt Roger Ver die Debatte erneut an.
Nun hat Roger Ver, einer der Köpfe hinter Bitcoin Cash (BCH), die Debatte erneut eröffnet. Er drängt die BCH-Miner darauf, eine weitere Erhöhung der Blockgrößen zuzulassen.
Hard Forks, Soft Forks und Chain Splits
Durch die dezentrale Natur von Blockchains gibt es keine Möglichkeit, ein “Update” im eigentlichen Sinne durchzuführen. Allenfalls können die Miner ihre Software updaten und dabei die Governance-Regeln ändern. Dieser Prozess wird als Fork bezeichnet, da dabei zwei unterschiedliche Blockchains mit unterschiedlichen Regeln entstehen. Ist das Update rückwärts-kompatibel, so handelt es sich um einen Soft Fork, welches nicht zu einer Abspaltung führt. Denn die Blöcke von beiden Mining-Versionen werden als gültig angesehen. Bei einem nicht rückwärts-kompatiblen Hard Fork kann es jedoch zu Problemen kommen. Genauer gesagt dann, wenn ein beträchtlicher Anteil der Miner sich weigert, das Update zu aktivieren. Ein Beispiel hierfür ist die Mutter aller Hard Forks, welche zur Abspaltung von Bitcoin Cash führte. Dieser Fork war nicht rückwärts-kompatibel, da Bitcoin Cash die Blockgröße von 1 MB auf 8 MB anhob und BCH-Blöcke deshalb von Bitcoin-Minern als ungültig abgelehnt wurden. Tritt der Fall ein, dass beide Miner auf beiden Seiten darauf bestehen, die Blockchain unter ihrer Mining-Version fortzuführen, kommt es zu einem Chain Split, einer nicht auflösbaren Teilung der beiden Blockchains.Chain Splits: Ultima Ratio der Blockchain-Politik
Das Grundprinzip der Kryptowährungen ist, dass niemand gezwungen ist, eine bestimmte Coin zu verwenden. Wenn ein Teilnehmer nicht mit den Konsens-Regeln einverstanden ist, nach denen eine Blockchain operiert, hat er drei Optionen: 1) Take it, 2) Change it, 3) Leave it. Jedem steht es frei, den Code zu verändern und einen Fork anzustoßen. Im Zweifelsfall kann das zu einem Chain Split der Blockchain führen – quasi ein digitales Sezessionsrecht. Eines der besten Beispiele für Verwerfungen innerhalb der Mining-Gemeinschaft, welche nur durch einen Chain Split gelöst werden konnten, ist der Hashkrieg bei Bitcoin Cash. Um die Skalierungsprobleme der Blockchain zu lösen, gab es zwei Vorschläge: Bitcoin ABC unter Federführung von Roger Ver schlug den umstrittenen Wechsel zu Canonical Transaction Ordering (CTOR) und eine Angebung der Blockgröße auf 32 MB vor. Die von Craig S. Wright vorgeschlagene Implementierung von Bitcoin SV lehnte CTOR ab und schlug stattdessen eine Erhöhung der Blockgröße auf 128 MB vor. Dadurch kam es im Jahr 2018 zum “Hashwar”, in dem die unterschiedlichen Vertreter der beiden Implementierungen um die größere Hashrate konkurrierten. Zu dieser Zeit wurden auf den Handelsplattformen beide Kryptowährungen unter ihren entsprechenden Namen, BTCABC und BTCSV, gelistet. Es zeichnete sich relativ schnell ab, dass Bitcoin ABC das Rennen gewinnen würde. Nachdem sich CoinGeek am 23. November 2018 als größter Unterstützer von Bitcoin SV aus dem Hashkrieg zurückzog, war der Würfel endgültig gefallen. Bitcoin ABC wurde fortan wieder unter dem Namen Bitcoin Cash gelistet und Bitcoin SV (BSV) wurde als eigenständige Blockchain fortgeführt. Mit dem kürzlichen Genesis Upgrade schaffte Bitcoin SV die Beschränkung der Blockgröße endgültig ab. BCH behielt die Blockgröße von 32 MB bei.Debatte um BCH-Blockgröße noch nicht vorbei
Im Podcast von Isaac Moorehouse hat Roger Ver die Debatte um die Blöckgrößen von Bitcoin Cash erneut aufgerollt. Er kritisierte dabei die Miner und warf ihnen “BCH-Maximalismus” vor. Er gab an, dass an einem zukünftigen Punkt eine weitere Erhöhung der Blockgröße nötig würde:In der Hauptsache denke ich nicht, dass die Blockgröße bereits ein akutes Problem ist. Falls wir jedoch tatsächlich bei 32 MB Blöcken angelangen und die Entwickler sagen, dass das groß genug ist, war es das für mich. Dann würde ich Feierabend machen.Damit könnte Ver jedoch in eine üble Falle tappen. Es gibt unzählige Hard Forks von Bitcoin, welche eine neue Kryptowährung schufen. Die meisten davon sind allerdings absolut wertlos. Bitcoin Cash ist deshalb so erfolgreich, weil durch den Fork zwei Kryptowährungen mit unterschiedlichen Anwendungsfällen geschaffen wurden.
Alleinstellungsmerkmale für BTC, BCH und BSV
Bitcoin-Maximalisten lehnten die Erhöhung der Blockgröße mit der Begründung ab, dass dies die Funktion von Bitcoin als Wertspeicher stören würde. Diese wollten die vergleichsweise hohen Transaktionsgebühren beibehalten, um eine Aufblähung der Blockchain durch geringwertige Transaktionen zu verhindern. Stattdessen setzten sie auf Layer-2-Lösungen wie das Lightning Network, um die Skalierbarkeit von Bitcoin zu verbessern. Mit Bitcoin Cash und der Erhöhung der Blockgrößen auf 8 MB (später 32 MB) wurde eine neue Kryptowährung geschaffen, die mit relativ niedrigen Transaktionsgebühren als Zahlungsmittel gute Verwendung findet. Gleichzeitig behält Bitcoin mit seinen hohen Transaktionsgebühren den Status als erstklassiger Wertspeicher. Durch das Genesis Upgrade hat sich Bitcoin SV nun seinerseits von BCH emanzipiert, was allerdings prompt zu Problemen mit Spam-Transaktionen führte. Es liegt nun an Roger Ver, einen goldenen Mittelweg zwischen Sicherheit und niedrigen Transaktionsgebühren zu finden. Eine starke Erhöhung der Blockgrößen würde BCH funktionell auf eine Stufe mit BSV stellen. Damit würde ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal von BCH wegfallen. Im Gegenzug würde dieses Alleinstellungsmerkmal natürlich auch wegfallen, wenn sich die Gebühren durch ein hohes Transkationsvolumen den Gebühren von Bitcoin angleichen würden. In dem Fall müsste Ver entweder tatsächlich die Blockgröße anheben, oder weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Skalierbarkeit treffen. Davon kann allerdings momentan noch keine Rede sein. Laut Bitinfocharts treten nur selten Blöcke auf, welche größer als 1 MB sind. Eine Debatte darüber, das Limit für die Blockgröße weiter anzuheben, ist daher zum jetzigen Zeitpunkt absolut verfehlt.
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Tobias W. Kaiser
Tobias verfügt über einen Bachelorabschluss in angewandter Informatik, sowie einen Masterabschluss in Kognitionswissenschaft mit Fokus auf kognitiver Psychologie und künstlicher Intelligenz. Während seiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Gent nahm er an einem Forschungsprojekt in Verbindung mit einem großen französischen Telekommunikationsanbieter teil. Hierbei erforschte er die Anwendung von Spieltheorie auf den gemeinschaftlichen Ausbau von...
Tobias verfügt über einen Bachelorabschluss in angewandter Informatik, sowie einen Masterabschluss in Kognitionswissenschaft mit Fokus auf kognitiver Psychologie und künstlicher Intelligenz. Während seiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Gent nahm er an einem Forschungsprojekt in Verbindung mit einem großen französischen Telekommunikationsanbieter teil. Hierbei erforschte er die Anwendung von Spieltheorie auf den gemeinschaftlichen Ausbau von...
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