David Chaum gilt als der Krypto- und Datenschutz-Pionier schlechthin: Bereits im Jahre 1982 schrieb er in seiner Dissertation über die Einführung eines Blockchain-Protokolls. Die Dissertation und das Bitcoin-Whitepaper sind sich außerdem verblüffend ähnlich!
David Chaum begann sich bereits mit Krypto und Datenschutz zu befassen, bevor es das Internet gab. Als die meisten Leute auf den damaligen Hype aufgesprungen sind, war er gedanklich schon beim Web 3. Nicht umsonst wird er als Großvater der Kryptografie bezeichnet.
Seine Dissertation zu Blockchain-Protokollen ist ident zum Bitcoin Whitepaper – lediglich das Proof of Work fehlt darin. Wir hatten die einmalige Chance zu einem Interview mit ihm.
“Wir müssen das Datenschutz-Problem ganz lösen.”
Heute beschäftigt sich David Chaum hauptsächlich damit, Datenschutz und Privatsphäre mittels Krypto zu gewährleisten. Mit xx Messenger hat er sogar ein eigenes Unternehmen gegründet.
Damals waren die Zeiten für Informatiker noch ganz anders, erinnert er sich zurück: “Als wir die ersten Konferenzen zu Krypto im Jahr 1982 abhielten, wurden wir von nationalen Sicherheitsagenturen bedroht. Ich war knapp davor, den Rest meines Lebens im Gefängnis zu verbringen.”
Die Idee zu Krypto hatte er bereits Ende der 70er Jahre – an einem wichtigeren Punkt als heute standen wir aber tatsächlich noch nie:
“Wir sind an einem der wichtigsten Punkte der Menschheitsgeschichte angelangt! Die Mehrheit der Bevölkerung weiß, dass Datenschutz das größte Problem im Internet ist. Das Web 3.0 ist die Lösung.”
Da hat David wohl recht. Wir alle können unser Geld und unsere Vermögenswerte als NFT selbst kontrollieren, indem wir die Kontrolle über unsere Private Keys haben. Ohne die Blockchain hatten wir diese Möglichkeit nicht – wir sollten uns gefälligst um unsere Daten kümmern. Sonst machen es andere.
Welche Möglichkeiten bietet uns Krypto?
“Wir haben nun erstmals die Chance, unsere Privatsphäre in den Bereichen Kommunikation und Bezahlungen zu kontrollieren”, meint David im Interview. Seiner Meinung bietet Krypto z.B. mit der Möglichkeit des Zero Knowledge Proof (ZK-Proof) gute Schutzmechanismen.
Ein Beispiel:
Du schließt dein Abitur an einer Realschule ab. Dieses Abitur möchtest du jetzt dazu verwenden, um an einer Universität studieren zu gehen. ZK-Proof ermöglicht es dir inzwischen, ohne deine ganzen Informationen preiszugeben, der Universität zu bestätigen, dass du das Abitur erfolgreich abgeschlossen hast.
Auch könnte der ZK-Proof einen Notendurchschnitt unter 1,5 beispielsweise bestätigen, ohne die genauen Noten im Abitur zu nennen.
Krankenbestätigung an den Arbeitgeber? Mit ZK-Proof kein Problem!
David meint, die heutigen Apps lösen das Datenschutz-Problem gar nicht oder nur teilweise. “Im App-Store spielen sie dir vor, dein Datenschutz wäre das Wichtigste und lenken nur vom wahren Problem ab. Messenger-Dienste bedienen sich der End-to-end-encryption, was auch nur eine partielle Lösung darstellt.”
Konkret geht es ihm darum, dass zwar der Inhalt einer Mitteilung auf Messenger-Diensten verschlüsselt wird, alle anderen Daten aber verfügbar sind. Von wem die Nachricht kommt, zu welchem Zeitpunkt oder an wen sie geht, liegt offen. Diese Metadaten speichern die Apps auch.
“Personen müssen anonym bleiben können. Bezahl- und Nachrichtendienste müssen das gewährleisten. Wie wollen wir ansonsten eine Demokratie aufrechterhalten?”
Für David Chaum ist es absolutes Muss. Als Beispiel führt er an, dass Freunde untereinander nicht einmal frei ihre politischen Ideen besprechen können, ohne deren Identität preiszugeben. Zudem werden viele Institutionen auf deren Servern gehackt, weswegen bereits eine Vielzahl von Daten im Internet unterwegs ist.
Datenschutz als Privileg? Was können wir tun?
Um genau das Problem der Privatsphäre und des Datenschutzes im Internet zu achten, hat David Chaum ein Unternehmen gegründet. Das xx-Network ermöglicht eine vollständig anonyme Übermittlung der Nachrichten. Als Feature steht Usern des xx-Network zusätzlich die Bezahlung per hauseigener Kryptowährung zur Verfügung – vollständig anonym natürlich.
Beispiel:
Mark Zuckerbergs WhatsApp speichert trotz End-to-End Verschlüsselung deine Metadaten. Dies sind Daten wie dein Name, Geburtsdatum usw. Sie geben Rückschlüsse zu weiteren/anderen Daten, ohne direkt die Information zu speichern. Das heißt, obwohl die Nachricht nicht gespeichert wird, bleiben die Informationen zum Nutzer erhalten.
“Unser Ziel ist es durch das xx Network alle Interaktionen anonym zu gestalten. Es soll eine Datenschutz-Plattform werden – wir kontrollieren nicht, wer unsere Nutzer sind oder was sie dort machen”.
Hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, was die NSA alles sieht, wenn du Googles Suchmaschine benutzt? Mit xx musst du dir diese nicht mehr machen.
Laut David gibst du in Zukunft deine Suche in der Maske ein, woraufhin diese durch 500 Nodes auf der Welt läuft und dadurch keiner weiß, wer du bist. Gewährleistet wird völlige Anonymität – zumindest, solange 2/3 der Nodes online bleiben. Fallen über 1/3 aus, könnte es zu Problemen kommen.
Zum Schluss gibt uns David Chaum noch etwas zum Nachdenken mit:
“Stell dir vor, du bekommst ein Zertifikat von einer Institution und willst die darin enthaltenen Informationen einem anderen Unternehmen nachweisen. Zum jetzigen Zeitpunkt musst du das ganze Zertifikat (inklusive Metadaten) an das Unternehmen senden. Jetzt stell dir einmal vor, mit wie vielen Unternehmen/Institutionen du interagierst? Das ist eine Unmenge an persönlichen Daten.
Wir MÜSSEN unsere Informationen kontrollieren!”
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