Kryptos könnten als eine der lukrativsten Investitionsmöglichkeiten in die Geschichte eingehen. Auch wenn der Markt stark korrigiert hat (auf rund 20.000 US-Dollar), so hat Bitcoin nichtsdestotrotz einen Sprung von ein paar Cent pro Bitcoin zu fast 70.000 US-Dollar geschafft. Allerdings sind Investitionen besonders im Kryptobereich äußerst risikoreich. Die Preise sind notorisch volatil. Dazu kommt noch ein Heer von Hackern und Betrügern, die ständig auf der Suche nach Sicherheitslücken sind – mit dem Ziel dein Geld zu stehlen.
Nicht zu vergessen sind auch die unübersichtlichen Regelungen der verschiedenen Regierungen jedes Landes. Der Krypto-Winter 2022 hat gezeigt, dass das Krypto-Ökosystem nach wie vor erhebliche strukturelle Schwächen aufweist.
Krypto-Slippage ist eine weitere potenzielle Verlustquelle, derer man sich bewusst sein muss. Wenn Händler oder Investoren nicht vorsichtig sind, können sie im Laufe ihrer Trades erhebliche Verluste durch die Gebühren, also die Krypto-Slippage, erleiden. Was genau ist Slippage im Kryptobereich, und wie kann man es vermeiden?
In diesem Guide erfährst du:
- Was ist Krypto-Slippage?
- Volatilität und geringe Liquidität – zwei Ursachen für Slippage
- Wie funktioniert Slippage? Ein Beispiel
- Wie berechnet man Slippage?
- Slippage auf dezentralen Kryptobörsen
- Wie man Slippage auf einer DEX vermeidet
- Wie man Slippage bei CEXs reduziert
- Wie sehr muss man sich als Kryptoanleger über Slippage sorgen?
- Häufig gestellte Fragen
Was ist Krypto-Slippage?
Slippage passiert, wenn ein Händler einen Vermögenswert zu einem anderen Preis kauft oder verkauft, als er ursprünglich vorhatte. Die Märkte sind schnelllebig. Die Kaufbedingungen können sich zwischen dem Zeitpunkt, zu dem ein Auftrag auf den Markt kommt, und dem Zeitpunkt, zu dem der Auftrag tatsächlich ausgeführt wird, rapide ändern. Das führt dazu, dass der Händler dann einen anderen Preis erhält. Der Kryptomarkt ist so volatil, dass dieses Szenario sogar zwischen dem Sekundenbruchteil inmitten eines Doppelklicks passieren kann.
Slippage kann sowohl positiv als auch negativ sein. Mit anderen Worten: Händler können zwar einen schlechteren Preis als erwartet erhalten, aber auch einen besseren Preis.
Ob Slippage auftritt oder nicht, hängt von der Art des Auftrags ab, der auf dem Markt platziert wird. Wenn ein Händler eine Limit-Order platziert, erklärt er sich bereit, zu dem angegebenen Preis zu kaufen. Sinkt oder steigt der Wert auf diesen Preis, wird der Trade durchgeführt.
Der Vorteil von Limit-Aufträgen ist, dass man garantiert keine Slippage hat. Der Nachteil ist, dass es länger dauern kann, bis ein Limitauftrag ausgeführt wird. Und wie bereits erwähnt, kann es auch vorkommen, dass der Trade nie stattfindet, wenn der gewünschte Preis nicht erreicht wird.
Volatilität und geringe Liquidität – zwei Ursachen für Slippage
Slippage kann beim Handel mit allen Anlageklassen auftreten. Es ist aber bei Kryptowährungen besonders verherrend. Das ist auf die hohe Volatilität und die oft sehr geringe Liquidität der Anlageklasse zurückzuführen. Die meisten Altcoins haben einfach nicht genug Handelsvolumen, um regelmäßig zum Marktpreis gehandelt zu werden. Volatilität und mangelnde Liquidität sind die beiden Hauptursachen für Slippage.
Volatilität
Da der Kryptomarkt sehr volatil ist, kann es binnen kürzester Zeit vorkommen, dass der Preis eines Tokens explodiert oder abstürzt. Slippage kommt vor, wenn ein Händler einen Auftrag auf dem Markt aufgibt, dann aber plötzlich einen anderen Preis als erhofft bekommt. Das passiert im Kryptobereich sehr häufig. Strategien, um dieser Volatilität entgegenzuwirken, findest du ab “Slippage auf dezentralen Kryptobörsen” weiter unten in diesem Guide.
Geringe Liquidität
Stell dir vor, ein Händler möchte eine Kryptowährung zu einem bestimmten Preis kaufen oder verkaufen. Auf der Gegenseite ist zu diesem Preis möglicherweise nicht genügend Liquidität vorhanden, um den Auftrag auszuführen. Um den Auftrag also abzuschließen, müsste der Handel zu einem Kompromisspreis ausgeführt werden, bei dem Liquidität vorhanden ist. Das könnte zu einem Preis führen, der sich erheblich von dem unterscheidet, den der Händler erwartet hatte. In diesem Fall muss sich dann zwischen einem schlechten Preis oder dem nicht stattfinden des Handels entschieden werden.
Wie funktioniert Slippage? Ein Beispiel
Angenommen, ein Händler möchte einen Bitcoin kaufen, nachdem er gesehen hat, dass er auf einer Kryptobörse für 20.000 US-Dollar angeboten wird. Er erteilt einen Auftrag zum Kauf einer Bitcoin zum Marktpreis. Nach einer kleinen Verzögerung stellt der Händler fest, dass er am Ende 20.050 US-Dollar für einen Bitcoin bezahlt hat, etwas mehr als erwartet. Das ist ein Beispiel für negative Slippage.
Zu dieser Slippage kann es gekommen sein, weil an der Börse nicht genügend Liquidität vorhanden war, um einen ganzen Bitcoin für 20.000 US-Dollar zu kaufen. Wenn der Kaufauftrag des Händlers alle Verkaufsaufträge für Bitcoin zum Preis von 20.000 US-Dollar absorbiert, dann wird der Rest zugunsten von Liquidität mit einem höheren Preis abgewickelt.
Möglicherweise haben sich aber auch die Marktbedingungen zwischen dem Zeitpunkt der Auftragserteilung und der Ausführung geändert. Beispielsweise wenn der Preis ruckartig gestiegen ist. Es kann auch sein, dass andere Bitcoin-Käufer die Liquidität (alle Angebote) bei 20.000 US-Dollar zuerst aufgebraucht haben, oder die Verkäufer bei 20.000 US-Dollar haben plötzlich ihre Angebote zurückgezogen. Hätte der Händler einen Bitcoin für weniger als 20.000 US-Dollar ergattert, wäre das ein Fall von positiver Slippage gewesen. Ein plötzlicher Zustrom von Angeboten zu einem niedrigeren Preis könnte dazu führen.
Stelle dir jetzt die umgekehrte Situation vor. Ein Händler sieht den Bitcoin-Preis bei 20.000 US-Dollar und möchte einen Bitcoin direkt zum Marktpreis verkaufen. Wenn er mehr als 20.000 US-Dollar erhält, würde das positive Slippage bedeuten und umgekehrt.
Wie berechnet man Slippage?
Slippage kann entweder als Nominalbetrag (d.h. in einer Währung) oder als Prozentsatz ausgedrückt werden. Im obigen Beispiel, in dem ein Händler erwartet, einen Bitcoin für 20.000 US-Dollar zu kaufen, aber schließlich 20.050 US-Dollar bezahlt, betrug der Unterschied 50 US-Dollar. In Prozent ausgedrückt, hat der Händler am Ende (50/20.000) * 100 = 0,25 % extra bezahlt. Der Slippage Wert wäre also 0,25 % oder 50 US-Dollar.
Was bedeutet Slippage-Toleranz?
Viele Handelsplattformen, einschließlich dezentraler (DEX) und zentraler Kryptobörsen (CEX), ermöglichen es Händlern festzulegen, wie viel Slippage sie tolerieren. So können Trader die Ausführung von unvorteilhaften Geschäften verhindern (wenn die Slippage diesen bestimmten Prozentsatz geht).
Die Definition von Slippage-Toleranz ist die Preisdifferenz zwischen dem, was der Händler bei der Auftragserteilung erwartet (bzw. erhofft), und dem, was er bereit ist zu akzeptieren, wenn der Handel ausgeführt wird. In der Regel geben Handelsplattformen Slippage-Toleranz als Prozentsatz des gesamten Handelswertes an.
Slippage auf dezentralen Kryptobörsen
Dezentrale Kryptbörsen haben gegenüber ihre zentralen Pendants einige bedeutende Vorteile. So erfordert der Handel auf einer DEX keine KYC Verifizierung (Know Your Customer – eine Hintergrundüberprüfungen), die für viele, die anonym bleiben wollen, ausgrenzend sein können.
Einer der größten Nachteile im Vergleich zu traditionellen Kryptobörsen ist jedoch, dass DEXs oft schlechtere Slippage aufweisen.
Warum ist das so? Smart Contracts steuern den Handel auf DEXs. Das bedeutet, dass im Gegensatz zu zentralen Börsen ein Handel auf einer DEX nicht sofort verarbeitet wird. Vielmehr gibt es eine Verzögerung, während der Handel auf der Blockchain verarbeitet wird (üblich für jede Art von Blockchain-Transaktion).
Die längere Verzögerung zwischen der Transaktionsbestätigung und der Transaktionsausführung bedeutet, dass es ein längeres Zeitfenster gibt, in dem Slippage auftreten kann.
Die Berechnung der Slippage ist bei einem DEX genau dasselbe wie bei jeder anderen Handelsplattform. Nehmen wir zum Beispiel an, du möchtest ETH im Wert von 500 USDC kaufen. Uniswap zeigt dir den erwarteten Preis in ETH an. Uniswap ermöglicht es dir, eine Slippage-Toleranz festzulegen, und zeigt dir auch die erwartete Mindestausgabe von ETH an, wenn die maximale Slippage erreicht ist.
Wie man Slippage auf einer DEX vermeidet
Nachfolgend sind einige der Methoden aufgeführt, die Händlern helfen, Slippage auf einer DEX zu vermeiden.
Eine höhere Gas Gebühr zahlen
Um eine Transaktion in einem Blockchain-Netzwerk wie Ethereum durchzuführen, müssen die Nutzer eine Gebühr an die Netzwerk-Validatoren zahlen. Diese Gebühr wird als “Gasgebühr” oder einfach “GAS” bezeichnet. Sie bietet den Netzwerkvalidatoren einen Anreiz, entweder 1) deine Kryptos zu staken, um das Netzwerk zu sichern (wie im Fall von Proof-of-Stake-Blockchains) oder 2) Rechenleistung zur Verfügung zu stellen, um das Netzwerk zu sichern (wie im Fall von Proof-of-Work-Blockchains). Wenn ein Nutzer eine Transaktion auf einer Blockchain in Auftrag gibt, reiht sie sich in eine Warteschlange anderer Transaktionen ein, die auf ihre Verifizierung warten.
Um das Problem von Slippage auf einer dezentralen Kryptobörse zu verringern, kann ein Händler mit dem freiwilligen Bezahlen von mehr Gas die Geschwindigkeit der Verarbeitung seiner Transaktion erhöhen. Er zahlt also ein zusätzliches Trinkgeld auf die Transaktionsgebühr, damit seine Transaktion in der Warteschlange weiter nach oben geschoben wird. Händler können Websites wie Etherscan nutzen, um herauszufinden, wie viel Gas sie bezahlen müssen, damit ihre Transaktion vorrangig behandelt wird.
Trading auf Layer 2 basierten DEXs
Gegenwärtig laufen die meisten DEXs auf Layer 1 Blockchain-Netzwerken. Zum Beispiel wird ein Großteil des Handels, der auf Uniswap stattfindet, direkt vom Ethereum-Netzwerk betrieben. Wenn das Ethereum-Netzwerk überlastet ist, kann das den Handel verlangsamen und das Risiko von Slippage auf Plattformen wie Uniswap erhöhen.
Layer 1 Netzwerke wie Ethereum verfügen jedoch auch über “Skalierungslösungen”. Eines der bekanntesten Beispiele ist Polygon, eine Sidechain, die parallel zu Ethereum läuft. Transaktionen werden auf dem Netzwerk schnell verarbeitet, da die Verarbeitung nicht auf der Mainchain stattfindet. Polygon ist ein Beispiel für ein Layer 2 Protokoll.
Händler könnten sich also für einen Layer 2 basierten DEX entscheiden, was schnellere Transaktionen, ein geringeres Risiko von Slippage und sogar noch niedrigere Gasgebühren ermöglicht. Als Händler kannst du beispielsweise eine Kryptobörse wie Quickswap nutzen, die auf Polygon aufgebaut ist.
Wie zu Anfang des Artikels bereits erwähnt, können Händler bei den meisten DEXs auch ihre Slippage-Toleranz anpassen. Eine zu niedrige Slippage-Toleranz kann verhindern, dass ein Handel zustande kommt. Sie verhindert jedoch unerwartet hohe Verluste aufgrund von Slippage.
Wie man Slippage bei CEXs reduziert
Ähnlich wie bei DEXs können Händler auch auf traditionellen Handelsplattformen wie CEXs Slippage reduzieren.
Limit-Aufträge verwenden
Beim Handel auf zentralen bzw. traditionellen Kryptobörsen haben Händler eine Reihe anderer Möglichkeiten zur Verfügung, um das Verlustrisiko infolge von Slippage zu minimieren. Erstens könnte ein Händler Limit-Orders verwenden, anstatt zum Marktpreis zu kaufen. Wie bereits in diesem Artikel erläutert, besteht bei Limit-Orders das Risiko, dass sie nicht erfüllt werden – jedoch gleichzeitig entsteht kein Slippage.
Handel in Zeiten geringer Volatilität
Anleger können sich dafür entscheiden, zu Tageszeiten zu handeln, in denen die Volatilität normalerweise nicht so hoch ist. Vermeide zum Beispiel den Handel um die Zeit des Crossovers zwischen Europa und den USA oder um die Zeit, an der der US-Markt geöffnet ist. Es auch ist ratsam, den Handel um die Zeit großer Marktereignisse (wie die Veröffentlichung wichtiger Wirtschaftsdaten oder ein Ereignis der Zentralbank) zu vermeiden.
Große Trades aufspalten
Wenn Händler Kryptowährungen in signifikanter, potenziell marktverändernder Größe kaufen oder verkaufen möchten, kann er die Transaktion in kleinere Stücke aufzuteilen. Durch die Aufteilung eines großen Trades in eine Reihe kleinerer Trades kann der Händler die Auswirkungen auf den Markt und potenzielle Verluste aufgrund von Slippage reduzieren.
Wie sehr muss man sich als Kryptoanleger über Slippage sorgen?
Es ist für alle Teilnehmer des Kryptomarktes wichtig zu wissen, was Slippage ist und wie man damit umgeht. Für manche ist Slippage jedoch ein weitaus größeres Problem als für andere.
Für einen Krypto-Kleinanleger, der unregelmäßig Transaktionen durchführt und seine Kryptowährungen langfristig halten möchte, ist es wahrscheinlich nicht so wichtig, ob die Abweichung 0,5 % statt 0,25 % beim Kauf beträgt. Dieser kleine Betrag würde (hoffentlich) im Vergleich zu den langfristigen Renditen der Investition verblassen.
Für Großanleger kann ein Verlust von 0,25 % bis 0,5 % tatsächlich eine beträchtliche Summe ausmachen. Es könnte sich also für solche Anleger lohnen, diesen Verlust so weit wie möglich zu vermeiden.
Für Kryptohändler, die Transaktionen mit hoher Frequenz durchführen (Daytrader und Scalper) wird das Vermeiden von Slippage ebenfalls große Bedeutung haben. Ein Verlust von 0,25 % mehrmals pro Tag kann sich schnell sammeln und die Gewinne auffressen.
Häufig gestellte Fragen
Ist Slippage bei Krypto-Trading wichtig?
Wie kann man Slippage bei Krypto verhindern?
Wie hoch sollte meine Slippage-Toleranz sein?
Ist eine höhere Slippage-Toleranz besser?
Wirkt sich Slippage auf den Preis aus?
Was ist Krypto-Slippage?
Wie misst man die Slippage-Toleranz?
Hast du noch weitere Fragen? Dann besuche unsere BeInCrypto Telegram-Gruppe, wo dir unsere Experten und die Community gerne mit den besten Tipps und Tricks hilft. Dort kriegst du, neben Handelssignalen, einen kostenlosen Handelskurs und kannst dich täglich mit anderen Krypto-Fans austauschen!
Haftungsausschluss
In Übereinstimmung mit den Richtlinien des Trust Project werden die Bildungsinhalte auf dieser Website in gutem Glauben und nur zu allgemeinen Informationszwecken angeboten. BeInCrypto legt großen Wert auf die Bereitstellung qualitativ hochwertiger Informationen und nimmt sich die Zeit, zu recherchieren und informative Inhalte für die Leser zu erstellen. Während Partner das Unternehmen mit Provisionen für die Platzierung in Artikeln belohnen können, haben diese Provisionen keinen Einfluss auf den unvoreingenommenen, ehrlichen und hilfreichen Prozess der Inhaltserstellung. Jede Handlung, die der Leser aufgrund dieser Informationen vornimmt, geschieht auf eigenem Risiko.