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Travel Rule vs. Dezentralisierung: Ein moralisches Paradoxon?

5 min
Aktualisiert von Alexandra Kons
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IN KÜRZE

  • Während die dezentralisierte Finanzwirtschaft weiter wächst, bleibt die Frage „Wie viel Zentralisierung ist zu viel?“ weiterhin offen.
  • Letztendlich kann eine Regulierung im rechten Maß die Lösung für den Kryptomarkt sein.
  • Jetzt liegt es an der Krypto-Community selbst, ihren Teil dazu beizutragen, illegalen Machenschaften den Geldhahn zuzudrehen.
  • promo

Während die dezentralisierte Finanzwirtschaft weiter wächst, bleibt die Frage „Wie viel Zentralisierung ist zu viel?“ weiterhin offen.

Während einige argumentieren, dass die Dezentralisierung der Finanzwirtschaft ein Kanal für kriminelle Machenschaften ist, sind andere der Meinung, dass das traditionelle Finanzsystem genauso viele Probleme bereitet – wenn nicht sogar mehr. Ein Artikel über das moralische Dilemma, das eine umfassende Dezentralisierung mit sich bringt. Und warum die Travel Rule ein Mittel zur Geldwäschebekämpfung ist.

Ich betrachte mich selbst gerne als Libertärer, zumindest im Geiste. Ich mag die Idee einer eher kleinen, zurückhaltenden Regierung, die dem Unternehmertum freie Hand lässt. Denn ich mag die Idee einer Wirtschaft, in der gesellschaftliche Werte wichtig sind und die allein durch den Willen des freien Marktes bestimmt wird.

Travel Rule: Ein Mittel zur Geldwäschebekämpfung?

Info: Seit 2020 ist es den meisten Rechtssystemen verpflichtend, bei der Übertragung von Kryptowährungen im Namen von Kunden, die Daten der Kunden offenzulegen. Die Travel Rule ist Teil des globalen Regulierungsrahmens zur Geldwäschebekämpfung.

Damit meine ich eine Welt, in der der individuelle Fortschritt nicht durch Privilegien oder den Zufall der Geburt bestimmt wird, sondern durch meritokratische Preise, die durch Austausch von Werten erzeugt werden. Der „Wert“ in der heutigen modernen Wirtschaft ist das Geld. 

Die Bibel ließ die Menschheit lange Zeit in dem Glauben, dass „Geld die Wurzel allen Übels ist“. Doch es war Ayn Rand, die uns in ihrem bahnbrechenden Meisterwerk Atlas Shrugged die passende Antwort lieferte:

„Sie glauben also, dass Geld die Wurzel allen Übels ist? Haben Sie jemals gefragt, was die Wurzel des Geldes ist?“ Eine Frage, die in diesem Zusammenhang seltsam klingt, aber dennoch zutreffend ist.

Die Dezentralisierung des Geldes

Im Grunde genommen ist Geld ein von Menschen geschaffenes Mittel, dass es Individuen ermöglicht, auf einfache und bequeme Weise Werte auszutauschen. Wenn Menschen über genug Geld verfügen, können sie damit so handeln, wie sie es für richtig halten. Deshalb ermöglicht Geld eine Art Wahlfreiheit. 

Wie wir alle wissen ist unser Finanzsystem momentan stark zentralisiert und unterliegt zentralen Regeln zur Wahrung seiner Autorität. Diese Regeln sind von Natur aus jedoch so konzipiert, sodass sie die Wahlfreiheit einschränken.

Wenn man bedenkt, dass die zentralisierte Finanzwirtschaft ein regelbasiertes Unternehmen ist, das die Wahlfreiheit von Natur aus einschränkt, so wird die Idee der Dezentralisierung von Geld – wie etwa durch Kryptowährungen – für viele Menschen plötzlich unglaublich attraktiv. 

Denn ein dezentrales Geldsystem ermöglicht jedem denselben und unvoreingenommenen Zugang zum Finanzsystem.

Es würde helfen, uns von lästigen Bankgebühren zu befreien, Diskriminierungen bei der Kreditvergabe sowie voreingenommene Kreditbewertungen zu umgehen. Es würde uns vor der Inflation schützen, sowie unsere Waren und Dienstleistungen vor der monetären Abwertung im internationalen Handel. 

Wenn also Geld das ultimative Mittel für Wahlfreiheit ist und Dezentralisierung nur dazu dient, dass diese Freiheit durch den Größenwahn einiger zentraler Planer eingeschränkt wird, werden dann nicht Kryptowährungen zum Sinnbild für wahre finanzielle Freiheit?

Wenn das der Fall ist, so stellt sich die Frage, warum es keinen moralisch lobenswerten Siegeszug gibt, der für die Erlangung von unparteiischer und gerechter Freiheit für alle kämpft? Die Realität erscheint jedoch in gewisser Weise ironisch. 

Ein Bild von BeInCrypto.com.

Die dunkle Seite der Dezentralisierung

Der Gonzo-Journalist Hunter S. Thompson vertritt die Meinung, dass „für jede Instanz der Schönheit viele Seelen zertrampelt werden müssen.“

Diese Aussage ist zynisch und komisch zugleich, trifft jedoch zu allem Übel zu.

2019 wurden etwa 2 Prozent des gesamten Krypto-Transaktionsvolumens durch illegale Aktivitäten erwirtschaftet. Was sich zunächst nach wenig anhört, entspricht einem Transfervolumen von etwas mehr als 20 Milliarden Dollar. Um die Sache ins rechte Licht zu rücken: Diese Zahl entspricht etwa dem BIP von Bermuda, Liechtenstein und Monaco zusammen!

Darüber hinaus stiegen zwischen 2019 und 2020 die Zahlen der kriminell erwirtschafteten Erlöse durch Bitcoin, ausgehend von privaten Wallets, von 2  auf 13 Prozent an. Das macht es für die Behörden noch schwieriger, solche Machenschaften zu verfolgen, als es zuvor ohnehin schon der Fall war. 

Dass die Kryptowährungsstrategie schwer durchschaubar ist, wird auch durch die jüngsten FinCEN-Berichte belegt, die darauf hinweisen, dass Menschenhändlergruppen zunehmend alternative Zahlungsmethoden, wie virtuelle Währungen, für ihre Geschäfte nutzen.

Die U.S. Homeland Security deckte beispielsweise ganze Banden von Menschenhändlern auf, die den Großteil ihrer Geschäfte mit Bitcoin abwickelten.

Ein Bericht des US-Justizministeriums von 2020 offenbarte, dass mehrere Terrorgruppen Geld durch komplexe Kryptowährungstransaktionen „waschen“ und sich ebenso „anonyme Kryptowährungsspenden“ aus aller Welt erschleichen. 

Und als ob dies nicht schon genug wäre, gehen fast eine Million Todesfälle pro Jahr – direkt oder indirekt – auf das Konto vom illegalen Drogenhandel. Es ist also nicht schwer zu beobachten, welche Auswirkungen solche Vorkommnisse – wie etwa der Drogenhandel und die damit verbundene Bandengewalt – auf unsere Gesellschaft haben. 

In meiner Heimatstadt London werden immer noch jedes Jahr viele junge Menschen bei Messerstechereien von Drogenbanden getötet. Kriminelle Bandengewalt nimmt in weiten Teilen der westlichen Welt ein gravierendes Ausmaß an. 

Ein Bild von BeInCrypto.com.

Einführung in die Travel Rule

Es wurde viel getan, um „schmutziges Geld“ aus dem Finanzsystem zu verbannen. Die Tatsache, dass sich das Volumen von Kryptowährungstransaktionen durch illegale Aktivitäten seit 2017 fast vervierfacht hat, ist der Beweis für die ja so „einwandfreie Arbeit“, die Banken und Regulierungsbehörden in der Fiatwährungswelt geleistet haben. Mit anderen Worten: Die Probleme bestehen auch weiterhin.

Jetzt liegt es an der Krypto-Community selbst, ihren Teil dazu beizutragen, illegalen Machenschaften den Geldhahn zuzudrehen. 

Und Gesetze, wie die Travel Rule, dienen dazu die Anonymität offenzulegen. Durch Verschleierung der Anonymität werden illegale Unternehmen dazu befähigt, ihren Geschäften ungehindert nachzugehen und dabei unentdeckt zu bleiben. Doch die Travel Rule verlangt von jedem Unternehmen beim Geldtransfer verifizierte Details – über Absender und Empfänger von digitalen Vermögenswerten – offenzulegen. 

Schon zu früheren Zeiten folgte man der Spur des illegalen Geldes, um Kriminelle hinter Gitter zu bringen. Der berüchtigte Verbrecherboss Al Capone wurde 1931 wegen Steuerhinterziehung inhaftiert.

Die Travel Rule hilft den Behörden an die Informationen heranzukommen, die sie benötigen, um das Geld bis zur Quelle zurückzuverfolgen. Dadurch werden illegale Machenschaften wie Drogenkartelle, Menschenhändlerringe und Terrorismusfinanzierungsnetzwerke gestoppt. 

Das Problem mit der Dezentralisierung

Die dezentralisierte Finanzwirtschaft steht in gewisser Weise zwischen den Stühlen. Eine weitreichende Dezentralisierung kann skrupellosen Akteuren Türen öffnen, um von kriminellen Aktivitäten Profit zu schlagen. 

Allerdings könnte eine verstärkte Kontrolle auch treuen Bürger unnötigerweise Weise den Zugang zur dezentralen Finanzwirtschaft unterbinden. Das Ergebnis: Wachstum und Innovation werden abgewürgt. 

Die Möglichkeiten, die die dezentrale Finanzwirtschaft bietet, sind für die etablierten Finanzinstitute immer schwieriger zu ignorieren. Doch es lauern auch Gefahren für jene, die vom rechten Weg abkommen.

Diese Unternehmen gehören meist zu den am stärksten regulierten und geprüften der Welt. Die Konsequenzen könnten für sie katastrophal sein, wenn sich herausstellt, dass sie in irgendeiner Weise am Transfer von illegalem Geld beteiligt waren.

Solange der Kryptomarkt ein erhöhtes Risiko für Finanzkriminalität darstellt, wird es für den Finanz-Mainstream weiterhin schwierig sein, die Risiken einer Beteiligung zu rechtfertigen. 

Ein Bild von BeInCrypto.com.

Da der Kryptomarkt noch in den Kinderschuhen steckt, haben wir keinen Bauplan, an dem wir uns orientieren können. Daher sind die Methoden, die auf den traditionellen Finanzmärkten angewandt werden, in der Kryptowelt teils irrelevant.

Im Grunde wollen wir es so machen, wie wir es für richtig halten. Und ein guter Mittelweg findet sich immer.

Letztlich ist ein vernünftiges Maß an Regulierung gut für den Kryptomarkt. Die Akzeptanz der „Travel Rule“, die ein Mittel zur Zentralisierung ist, wird uns dabei helfen, den Markt zu bereinigen. Dadurch wird die Teilnahme für Mainstream-Finanzinstitute einfacher.

Diese Art von Mainstream-Akzeptanz könnte ebenfalls dazu beitragen, die dezentralisierte Finanzwirtschaft expansiv auf die nächsthöhere Stufe zu hieven. 

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Mark Hope , FINXFLO Chief Compliance Officer
Mark has over 20 years of experience in the financial markets industry, half of which was dedicated to direct frontline compliance at top-tier institutions such as Barclays Capital, Citibank, and Standard Chartered, where he has led compliance coverage for several businesses across the trading floors, focusing on Currencies and OTC fixed income markets. Most recently, Mark has been focused on electronic foreign exchange trading, where he has written global policies and standards on...
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