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Wie sinnvoll ist das Ethereum Staking? Ein Gespräch mit Mirko Schmiedel

5 min
Aktualisiert von Toni Lukic
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Um das faszinierende Terrain des Staking, insbesondere im Kontext von Ethereum, zu erkunden, haben wir ein exklusives Gespräch mit Mirko Schmiedl geführt. Mit seiner Expertise als Co-Founder des wegweisenden Projekts “Staking Rewards” hat Mirko einen tiefen Einblick in die Welt des Stakings gewonnen. Als erfahrener Krypto-Investor und Gründer eines Millionen-Dollar-Unternehmens ist er bestens gerüstet, um die aufkommenden Entwicklungen, Chancen und Herausforderungen, die das Staking mit Ethereum mit sich bringt, zu beleuchten. In diesem Interview teilt Mirko seine klaren Einsichten, Erfahrungen und Meinungen, die einen wertvollen Einblick in die Zukunft des Stakings und die Evolution des Krypto-Marktes bieten.

BeInCrypto: Wo siehst du im Krypto-Markt und ganz speziell im Hinblick auf das Staking noch Entwicklungsbedarf?

Mirko: Generell denke ich, dass der Krypto-Markt noch zu schwer zugänglich ist. Die Menschen sind damit überfordert, die eigenen Keys zu verwahren und möchten auch die Verantwortung nicht übernehmen. Deshalb greifen sie oft auf zentralisierte Finanzprodukte wie ETPs und ETFs zurück. Und auch beim Staking ist es bislang zu kompliziert, eine eigene Node laufen zu lassen. Am besten wäre es, wenn jeder User 24/7 auf seinem Smartphone eine Node laufen lassen könnte und somit das Netzwerk möglichst dezentral absichern könnte. Doch davon sind wir noch weit entfernt. Allerdings auch, weil die Voraussetzungen für das Betreiben einer eigenen Node noch zu hoch sind.

Gehen wir mit Smartphone-Entwicklungen wie dem Solana Saga vielleicht schon in die richtige Richtung?

Bei Solana sind die Anforderungen an die Nodes noch höher, als bei Ethereum. Da brauchst du eine große Maschine und kannst eine Validator-Node auf keinen Fall auf dem Handy laufen lassen. Aber generell zeigt das Projekt die Etablierung von Web 3- sowie Krypto-Anwendungen in den Alltag. Somit geht das Solana Saga in die richtige Richtung. Bei Ethereum könnte das auch funktionieren. Denn da sind die Voraussetzungen relativ niedrig und müssten nur noch leicht nach unten korrigieren. Oder aber die Handyleistung steigt. Aber die beiden Anforderungen sind nicht mehr so weit voneinander entfernt. Jedenfalls braucht es für das Betreiben einer Ethereum Node keinen Hochleistungscomputer und ich glaube, es ist auch Teil der Vision von Ethereum, es jedem User zu ermöglichen, eine Node auf dem Handy laufen zu lassen.

Wie stehst du insgesamt zum Wechsel von Proof-of-Work zu Proof-of-Stake seitens Ethereum?

Ich finde die Entwicklung gut, dass sich Ethereum auf Proof-of-Stake positioniert und damit die zwei größten Chains, Bitcoin und Ethereum, unterschiedliche Konsensmechanismen nutzen. Denn durch diese Diversifizierung können wir am Ende sehen, welches Konzept sich behaupten wird. Generell läuft es bei Proof-of-Work-Blockchains zwar etwas langsamer, Innovationen zu integrieren – dafür aber etwas resilienter und dezentraler. Denn hier kann jeder seinen Teil beitragen, auch ohne einen Stake im System zu hinterlegen. Bei Proof-of-Stake ist es dafür möglich, schneller zu agieren und die Nutzer:innen haben mehr Ownership, weil diejenigen, die die Infrastruktur einrichten auch selber Stakeholder sind. Damit sind sie am Erfolg des Systems interessiert, da sie selbst “skin in the game” haben.

Bei Bitcoin hingegen sind die Miner oftmals einfache Business-Leute, die wenig Interesse an den Werten von Satoshi Nakamoto mitbringen. Dennoch sollte es eine große Proof-of-Work-Chain geben und das ist meiner Meinung nach Bitcoin. Bei Proof-of-Stake ist es hingegen möglich, mehrere unterschiedliche Ansätze in einem Multi-Chain-Ökosystem zu integrieren, um das richtige Gleichgewicht zwischen Dezentralität und Effizienz herzustellen, das für unterschiedliche Anwendungszwecke am besten geeignet ist.

Wäre es praktisch möglich, im Protokoll festzusetzen, dass jeder Validator nur einen bestimmten Prozentsatz der Nodes betreiben darf, um die Dezentralität zu wahren?

Bei Cardano gibt es so etwas Ähnliches. In dem System gibt es eine optimale Staking-Balance für Validatoren und wenn du darüber oder darunter liegst, bekommst du weniger Rewards. Davor hat Cardano eine otimale Anzahl an Validatoren festgelegt und über Incentives und Spieltheorie versucht das Projekt, sich der optimalen Anzahl anzunähern. Dadurch kann man aber nicht verhindern, dass eine Entität ganz viele unterschiedliche Nodes aufsetzt. Hier gibt es allerdings auch Möglichkeiten, z.B. Kosten für das Aufsetzen einer Node einzuführen, um wenigstens Hindernisse aufzubauen. Letztlich ist es aber schwierig, die Probleme zu lösen, außer das Team würde ein KYC-Verfahren einführen.

Auf der anderen Seite könnten aber auch die Nutzer darauf hingewiesen werden, dass beispielsweise bei einem einzelnen Staking-Anbieter bereits 20 % der User ihre digitalen Assets hinterlegt haben. Denn es liegt ja im Interesse von allen, dass sich das Ökosystem eben nicht zentralisiert. Und da brauchen wir, denke ich, noch mehr Innovation seitens der Plattformen und Ökosysteme.

Zum Beispiel haben wir das Verified Staker Program entwickelt, um auch kleineren Staking-Providern zuzusichern, dass sie sich an best practices halten und sicher sind. Denn den social proof gibt es zwar bei Protokollen mit hoher Traktion wie Lido, aber bei den kleinen nicht. Unser Ansatz ist es, fixe Auszahlungen anzubieten und im Hintergrund mit unterschiedlichen, geprüften Staking-Anbietern kooperieren. Damit bieten wir größtmögliche Sicherheit, fördern die Dezentralität und versuchen gleichzeitig, die höchsten Rewards rauszuholen. Schlussendlich denke ich, dass bei dem Thema Dezentralisierung auch der sekundäre Markt Verantwortung trägt, sodass die Protokolle nicht over-engineered und damit zu kompliziert und risikoanfällig werden.

Bezüglich der Staking-Ratios*: Warum sind diese so unterschiedlich bei den verschiedenen Blockchains? Ist das eine Sache der Rewards, hängt es davon ab, wie das einzelne Projekt die Validator-Node aufsetzt? Bei Ethereum ist das Verhältnis beispielsweise niedriger, als bei Cardano – wie kommt es dazu?

* Das Staking-Ratio, zu deutsch Staking-Verhältnis, bezieht sich auf das Verhältnis zwischen den Kryptowährungen, die von den Benutzern in einem Proof-of-Stake-Netzwerk für das Validieren von Transaktionen und die Sicherung des Netzwerks hinterlegt werden, und den Gesamtbestand dieser Kryptowährung im Umlauf. Es zeigt, wie viel von der Gesamtmenge der Kryptowährung durch Nutzer:innen gestakt wird, um das Netzwerk zu unterstützen.

Bei Ethereum war es bis vor Kurzem so, dass man seine staked Coins nicht auszahlen konnte. Weil die Nutzer nicht wussten, wann sie die ETH auszahlen lassen können, war die Barriere zu hoch. Und bei Cardano ist das Schöne, dass die ADA delegiert werden und dennoch frei bleiben. Du kannst sie also weiterhin frei hin- und herschicken. Denn sie sind nicht gelockt und stehen somit während des Stakings konstant zur freien Verfügung. Bei Ethereum kann ich die Ether nicht einfach im nächsten Block versenden, sondern muss sie erst unstaken. Und dieser Prozess dauert mehrere Tage, bis die Ether frei verfügbar sind. Deshalb besteht hier eine höhere Barriere, überhaupt mit dem Staken anzufangen.

Die meisten Chains haben darüber hinaus ideale Staking Ratios festgelegt und incentivieren die Nutzer, diese einzuhalten. Bei Cosmos ist die Target Ratio beispielsweise in etwa 66 %. Wenn mehr als diese 66 % der ATOM gestaked sind, gehen die Rewards runter und wenn es weniger sind, steigen die Rewards, sodass es sich ungefähr beim Zielwert einpendelt. Denn letztlich geht es dem Protokoll darum, die höchstmögliche Sicherheit für das Netzwerk zu gewährleisten. Und so sehen die meisten Modelle im Sektor der Blockchain Technologie aus.

Vielen Dank für das Gespräch

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