BeinCrypto im Interview mit Marius Reitz, dem General Manager von Luno Africa. Ein Gespräch über das Wachstum von Krypto in Afrika sowie über die damit verbundenen Hürden und Chancen, die der afrikanische Kontinent bereithält.
Luno wurde 2013 als BitX Südafrika gegründet und 2017 in Luno umbenannt. Von Beginn an war das Unternehmen auf den afrikanischen Märkten auf Expansionskurs, einschließlich in Nigeria, wo Luno seit 2014 aktiv ist. Kurz nachdem ersten Wachstumsschub verlegte Luno seinen Hauptsitz nach Johannesburg. Von hier aus operiert das Unternehmen nun auf allen afrikanischen Märkten. Marius Reitz, dem General Manager von Luno Africa, erklärt gegenüber BeInCrypto:
„Wir sind in Uganda aktiv und haben zudem eine Filiale in Nairobi. Gleichzeitig wächst unsere Filiale in Lagos, Nigeria. Aufgrund der einzigartigen wirtschaftlichen und demografischen Entwicklung ist Afrika für Luno sehr vielversprechend, was die Einführung von Kryptowährungen angeht.“
Erfolgreich in Südafrika und Nigeria
Beeindruckendes Wachstum und hohe Akzeptanz erfuhr Luno auf seinen beiden größten Märkten. Allein in Südafrika verzeichnete die Plattform 2020 fast eine Million Neukunden. Darüber hinaus wurde Nigeria im selben Jahr zum zweitgrößten Bitcoin-Händler weltweit.
„Wir waren das erste Unternehmen, das Südafrikanern und Nigerianern ermöglichte, Krypto mit der lokalen Währung zu kaufen, wodurch der Zugang sicherer und einfacher wurde.“
Doch trotz des positiven Wachstums ist Nigeria ein gutes Beispiel dafür, das es auf den afrikanischen Märkten Barrieren geben kann. Erst im Februar veranlasste die Central Bank of Nigeria (CBN), dass alle Banken im Land keine Krypto-Dienstleistungen mehr anbieten dürfen. Für Luno bedeutete dies, dass die Kunden ihr Geld nicht mehr abheben, geschweige denn einzahlen konnten. Im Mai schaltete sich deshalb Marcus Swanepoel ein, der CEO von Luno, ein und betonte, dass die Börse derweil noch mit den Beteiligten verhandle, um möglichst schnell eine Lösung für das Problem zu finden.
Umgang mit den Behörden
„Trotz des Problems in Nigeria arbeitet Luno eng mit den Behörden zusammen. Die internationalen Behörden achten darauf, dass die Regeln von der Kryptoindustrie eingehalten werden. Dennoch sind die meisten afrikanischen Länder derzeit gegenüber Kryptowährungen vorsichtig, ja teils sogar kritisch eingestellt.“
Reitz erklärt hingegen, dass Luno die Regulation von Kryptowährungen unterstützt und deshalb ein großes Interesse daran hat mit den Behörden aktiv zusammenarbeiten. Und zwar insbesondere auf den Märkten, wo Luno aktiv ist.
„Die größten Hürden waren bürokratisch bedingt. Wir arbeiten eng mit den Behörden in Uganda, Sambia, Kenia und Ghana eng zusammen. Dabei greifen wir auf all das Wissen und die Erfahrungen zurück, die Luno bereits mit Behörden aus anderen Ländern gesammelt hat. Einige Länder sind sehr fortschrittlich, wenn es darum geht, gemeinsam mit der Kryptoindustrie sinnvolle Regelungen zu schaffen, die dann auch eingehalten werden. Beispielsweise arbeiten wir in Südafrika eng mit der Institution „Intergovernmental Crypto Assets Regulatory Working Group“ zusammen zu welcher auch die Aufsichtsbehörde „Financial Sector Conduct Authority gehört“.“
Ebenso erklärt er, dass die Regulierung von Kryptowährungen zwar mehr Einschränkungen mit sich bringen können, dies aber nicht von Dauer sein und sich auch nicht auf die Marktentwicklung auswirken muss.
„Es gab eine globale Bewegung zur Regulation von Unternehmen, die Kryptowährungen oder Dienstleistungen in diesem Bereich anbieten. Zukünftig sind mehr Einschränkungen absehbar, zum Beispiel Verbote für Banken, die Einzahlungs- und Auszahlungsdienste für Krypto-Unternehmen anbieten. Kurzfristig wird das den Zugang zu Krypto schwieriger gestalten mit dem Ergebnis, das neue Vorschriften geschaffen werden, wie es derzeit in Malaysia der Fall ist.“
Reitz erklärt jedoch, dass trotz des weltweiten Wachstums Regulierungen für die Menschen wichtig sind.
„Wenn es auf dem Markt keine Regulierungen mehr gibt, wird es für die Menschen schwieriger, einfachen Zugang zu Krypto mit der jeweiligen Landeswährung zu bekommen. Das liegt an den Banken, die zögern, mit den Krypto-Plattformen zusammenzuarbeiten.“
Abgesehen von den bürokratischen Hürden sieht Reitz in Afrika ein großes Potenzial für Kryptowährungen.
„In Afrika ist der Nutzen von Kryptowährungen sehr attraktiv. Aufgrund der einzigartigen wirtschaftlichen und demografischen Entwicklung ist Afrika für Luno sehr vielversprechend, gerade was die Einführung von Kryptowährungen angeht.“
Finanzsysteme für die Under- und Unbanked in Afrika
Reitz verweist auf die Rücküberweisungen, die eine wichtige Einkommensquelle für Familien in ganz Afrika sind. Die Menschen senden Geld vom Ausland an ihre Familien im Heimatland. Gerade im südlichen Afrika, jenseits der Sahara, geschieht dies sehr oft, da diese Länder wirtschaftlich sehr schwach sind.
„Rücküberweisungen sind deshalb eine wichtige Einkommensquelle für die Familien und gleichzeitig eine Devisenquelle für die Länder. Im Jahr 2019 schickten Afrikaner, die im Ausland arbeiteten, laut Weltbank rund 48 Milliarden Dollar zurück an ihre Familien in Subsahara-Afrika.“
Doch traditionelle Geldtransfers sind oft ineffizient und mit hohen Gebühren verbunden. Und genau hier setzt die Kryptowährungsindustrie an, um die Transfers günstiger, einfacher und sicherer zu machen. Reitz sieht auch in Stablecoins und DeFi eine Lösung für das „Un- und Underbanked“ Problem – jene Afrikaner, die kein eigenes Bankkonto haben.
Insgesamt ist die Aussicht in Afrika jedoch als sehr positiv einzuschätzen. Das Wachstum der Kryptowährungsindustrie ist vielversprechend und erhöht gleichzeitig die Akzeptanz. Auch verbessern sich kontinuierlich die Internet-Verbindungen in den afrikanischen Ländern, wodurch der Zugang für die Menschen einfacher wird. 2017 gab es 250 Millionen Smartphone-Nutzer im Afrika, südlich der Sahara, was 34 Prozent der gesamten Telefonanschlüsse ausmachte. „The State of Crypto-Africa“, ein Bericht, der in Zusammenarbeit mit Luno erstellt wurde, prognostiziert, dass es bis 2025 690 Millionen Smartphone-Nutzer geben wird, wobei 67 Prozent davon Telefonanschlüsse sein werden.
„Wenn man sich demografischen und gesellschaftlichen Trends in Afrika anschaut, dann sieht man eine schnell wachsende, junge und mobile Bevölkerung. Deshalb ist Afrika ein optimales Terrain für die schnelle Annahme und Akzeptanz von Kryptowährungen.“
Annahme durch Bildung
Reitz sieht Bildung als eines der wichtigsten Instrumente für die Annahme von Kryptowährungen auf allen Märkten. Deshalb hat sich Luno auf diesen Bereich konzentriert.
„Luno legt großen Wert auf Bildung – wir waren das erste und einzige Unternehmen, das seinen Kunden via Lernportal kostenlos Bildungsinhalte zur Verfügung gestellt hat. Die Kryptoindustrie hat den Fehler gemacht zu glauben, dass die Mehrheit der Bevölkerung über ausreichend Krypto-Wissen verfügt. Das zeigt uns, das wir noch einen langen Weg vor uns haben, bis die meisten Menschen damit anfangen, Krypto in ihrem Alltag zu nutzen.“
Dies, in Kombination mit dem realen Nutzen ist, was Reitz als Grundlage für das Wachstum von Kryptowährungen sieht.
„Wenn Krypto ein bestimmtes Problem löst – zum Beispiel, wenn ein Wanderarbeiter Geld nach Hause zu schicken kann, ohne dass dabei außerordentlich hohe Gebühren entstehen, dann werden die Menschen das sehen und wollen Krypto ebenfalls für sich nutzen. Wachstum im Kleinen ist die Grundlage für das Wachstum von Kryptowährungen – eigentlich von jeder neuen Technologie.“
Vielen Dank, Marius Reitz!
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