Der argentinische Präsidentschaftskandidat Sergio Massa sorgt mit einem mutigen Vorschlag für eine kontroverse Diskussion. Seine Idee ist es, überschüssige Emissionen des Vaca Muerta Ölfeldes zu nutzen, um auf staatlicher Ebene Bitcoin zu minen.
Vor kurzem erreichte die Kryptowährung gegenüber dem argentinischen Peso ungeahnte Allzeithochs. Obgleich dies primär auf die schwächelnde Landeswährung zurückzuführen war, beflügelt es die Idee, sich die Stärke des digitalen Vermögenswertes zunutze zu machen.
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Bitcoin überzeugt aufgrund – geringerer Volatilität?
BeInCrypto veröffentlichte kürzliche einen Artikel über die jüngsten Allzeithochs von Bitcoin in Argentinien, Nigeria und der Türkei. Wie die Daten nahelegten, war die großartige Entwicklung des digitalen Vermögenswerts jedoch auf die schwächelnden Landeswährungen zurückzuführen – nicht etwa auf den Coin selbst.
Laut Tagesschau belief sich die Inflation des Landes infolge der weltweiten Wirtschaftskrise im März 2023 auf unglaubliche 102,2 Prozent. Das ist der mit Abstand höchste Wert, seit die Hyperinflation im Jahr 1989 einen Rekordwert von über 3.000 Prozent erreicht hatte.
Doch derartige Krisen suchen das regelmäßig heim und so verzeichnete die Landeswährung allein in den Jahren 2012,2015,2019 Inflationswerte von 30, 20, 47 bzw. 36 Prozent. So ironisch es also auch klingen mag, trotz Wertverlusten von bis zu 85 Prozent scheint Bitcoin seinen Kurs weitaus besser zu halten als der argentinische Peso.
In den vergangen zwei Jahren waren bereits Vorstöße von Ländern, wie El Salvador oder der zentralafrikanischen Republik in Richtung Kryptowährungen zu beobachten. Beide Länder entschieden, Bitcoin landesweit als Zahlungsmittel anzuerkennen. Ersteres ging unter der Führung von Präsident Nayib Bukele sogar einen Schritt weiter und begann, die Energie des lokalen Vulkans zu nutzen, um den Vermögenswert zu minen.
Während diese Entscheidungen vom internationalen Währungsfonds verurteilt wurden, scheinen sie in den Köpfen anderer Nationen gefruchtet zu haben. So schlug der argentinische Wirtschaftsminister und Präsidentschaftskandidat Sergio Massa kürzlich ebenfalls vor, die lokalen Ressourcen zu nutzen, um den Vermögenswert zu minen.
Nachhaltiges Mining: Ölfeld-Emissionen als Energiequelle
In den weiten Ebenen Argentiniens, wo einst gigantische Megafauna durch die Landschaft streifte, befindet sich heute eines der größten Ölfelder der Welt. Es trägt den bizarren Namen Vaca Muerta, zu Deutsch “tote Kuh”. Dieses natürliche Vorkommen fossiler Brennstoffe steht im Mittelpunkt einer unerwarteten Diskussion: staatliches Bitcoin Mining.
Der argentinische Wirtschaftsminister Sergio Massa erbrachte kürzlich den mutigen Vorschlag, ungenutzte Emissionen des Ölfeldes zu nutzen, um Mining zu betreiben. Dieses Konzept wurde ursprünglich vom Informatiker Santiago Siri vorgeschlagen und bereits von einigen Privatunternehmen umgesetzt.
Die dortigen, bedeutenden Schieferölvorkommen produzieren regelmäßig Gasüberschüsse, welche meist verbrannt oder abgelassen werden. Es überrascht also kaum, dass dieses Vorgehen mit der Zeit Umweltbedenken auslöste.
Massas Plan bietet nun eine alternative Lösung, denn das überschüssige Gas würde statt der Umwelt zu schaden, Argentiniens Wirtschaft zugutekommen. Von Befürwortern wird es daher als eine nachhaltigere und wirtschaftlich tragfähigere Nutzung der Ressource betrachtet.
Die Kontroverse um staatliches Bitcoin Mining
Jedoch sind nicht alle von dieser Vision überzeugt. Besonders in den Reihen der Krypto Mining Community und Bitcoin Befürworter besteht große Skepsis.
Wie viele argumentieren, sei die Komplexität und der Wettbewerb nicht für die Beteiligung der Regierung geeignet. Demnach seien private Unternehmen mit der erforderlichen Infrastruktur und Expertise besser für die Herausforderungen des Minings gerüstet.
José María Sarasola ist der CEO von Cryptogranjas, einem Start-up, das eine Bitcoin-Mining-Operation in Vaca Muerta betreibt. Ihm zufolge handele es sich um ein aufwändiges Unterfangen, das tiefgreifendes Wissen und ständige Überwachung erfordere:
“Bei dieser Tätigkeit muss man berechnen können, wie man den Break-even-Punkt zwischen Gewinn und Verlust erreicht. Es gilt Kosten und Rentabilität ständig neu zu bewerten und dabei zu berücksichtigen, dass geminte Bitcoin ab und zu verkauft werden müssen.”
Darüber hinaus sei die Tätigkeit derzeit äußerst kostspielig und wenig gewinnbringend. Generell sei es jedoch eine gute Idee, überschüssiges Gas zur Stromversorgung von Mining-Aktivitäten zu nutzen. Immerhin stelle dies eine sinnvolle Verwendung einer Ressource dar, die ansonsten ungenutzt bleiben würde.
Laut Criptonoticias erachtet auch Ricardo Mihura, CEO von Bitcoin Argentina, private Unternehmen als weitaus geeigneter. Zwar sei es wichtig, die Hashrate von Bitcoin zu steigern und die Mining-Aktivitäten zu erhöhen, doch für die Bewältigung der Investitionsrisiken sei der private Sektor besser geeignet.
Mitbegründer und Geschäftspartner Rodolfo Andragnes teilte diese Meinung ebenfalls. Seiner Meinung nach soll die Regierung sich darauf konzentrieren, die Bedingungen für private Mining-Unternehmen zu verbessern. Dazu gehöre die Senkung von Steuern und die Lockerung der Importbeschränkungen für Mining Grafikkarten und Equipment.
Bitcoin als Retter in der Not?
Die Aussagen seitens der Mining Unternehmen könnten allerdings den Anschein erwecken, dass sie dieses eigentlich Geschäft lieber für sich behalten wollen. Für den Staat jedoch stellt sich die Frage, ob die Adaptation von Bitcoin dem Land nicht zu mehr Stabilität verhelfen könnte.
Zugegeben, noch können weder El Salvador noch die zentralafrikanische Republik große Fortschritte durch die Kryptowährung verzeichnen. Allerdings sollte auch der Zeitpunkt, zu welchem die beiden Länder ihre Entscheidungen trafen, Berücksichtigung finden.
Der aktuelle Moment scheint für Investor:innen jeder Größenordnung weitaus geeigneter und risikoärmer, als es vor einem Jahr noch der Fall war. Erst kürzlich brach Bitcoin aus einer anderthalbjährigen Konsolidierung aus und scheint sich nach dem letzten Bärenmarkt endlich stabilisiert zu haben.
Dies ist wohl nicht nur Sergio Massa und seiner Gefolgschaft bewusst, sondern auch seinem Rivalen im Präsidentschaftskampf. Wie der X (ehemals Twitter) Account Bitcoin Archive kürzlich schrieb, äußerte sich auch Präsidentschaftskandidat Javier Milei zu der Kryptowährung. In dem Post hieß es:
“Javier Milei – sagt #Bitcoin kann die Zentralbank abschaffen.”
Zudem verwies der Post darauf, dass die Wirtschaft von Argentinien ganze 20 Mal größer ist als die von El Salvador. Diese ganze Debatte spiegelt die zunehmende Akzeptanz von Bitcoin Süd- und Zentralamerika wider. Obgleich noch kein Konsens über das “wie” besteht, scheint ein Schritt in Richtung Bitcoin für Argentinien eine beschlossene Sache.
Könnte das südamerikanische Land der nächste Big Player im Bitcoin Mining werden und sich von wirtschaftlichen Turbulenzen ein für alle Mal verabschieden?
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