IN KÜRZE

  • Wir haben mit Betrugsopfern über ihre Erfahrungen gesprochen.
  • Wie bahnt sich ein Anlagebetrug an?
  • Und welche Red Flags sind auf dem Weg dorthin zu sehen?
  • promo

Die Welt der Kryptowährungen ist groß und hier fließt viel Geld. Entsprechend kommen immer wieder fragwürdige Plattformen auf den Plan, die genau diesen Geldfluss in die eigenen Taschen lenken möchten. Und hier ist Vorsicht geboten: nicht jede Trading-Plattform ist empfehlenswert. Wir haben mit einem vermeintlichen Betrugsopfer gesprochen. Lasst uns in seine Geschichte eintauchen…

Robert* ist in seinem besten Alter und schaute sich auf einer Dating-App nach einer netten Begleitung um. Doch der nette Kontakt, den Robert dabei kennenlernte, stellte sich sehr schnell als Flop und Grund für einen finanziellen Verlust in sechsstelliger Höhe heraus.

„Eigentlich interessiere ich mich nicht für Trading“

Robert berichtet, dass er sich primär nicht für das Trading interessiert, sondern eben nach einer Partnerin gesucht hat.

Mein Investment bei den Anbietern kam durch einen Kontakt mit einer Frau auf der Dating Plattform Badoo zustande. Ich habe ihr Foto gesehen und habe sie angeschrieben. Sie sprach Russisch, meine Muttersprache ist Russisch und das hat uns verbunden. Nach ein wenig Konversation schlug sie vor das Gespräch auf WhatsApp fortzusetzen. Wir haben dann unsere Nummern ausgetauscht, das war Ende April des Jahres 2020.

Auf WhatsApp fing dann die ungezwungene Kommunikation über diverse Themen an. Während der Corona-Zeit hatte Robert ein wenig Zeit sich mit der Dame mit der schwedischen Nummer weiter auszutauschen. Sie erzählte ihm, sie sei als Designerin tätig, aber eben auch am Trading interessiert. Immer wieder fragte sie Robert, ob er nicht auch ins Trading einsteigen wolle.

Zunächst hat mich das nicht interessiert. Wochenlang hat sie mir dann über ihre Deals und Trading-Erfolge berichtet, bei denen ihr Schwager sie unterstützen würde. Sie hat mich immer wieder animiert das selbst auszuprobieren. Nach einer gewissen Zeit habe ich mich darauf eingelassen, es klang alles plausibel, nichts wies auf einen Betrug hin.

Schnell leitete der neue Kontakt Robert an ihren Schwager weiter. Dieser kontaktierte Robert und berichtete ihm näheres über das Trading. Schon nach dem ersten Gespräch registrierte sich Robert auf Coinbase und investierte 2.000 Euro in Bitcoin. Dieses Geld überwies er dann nach eigenen Angaben auf sein Konto bei der UI-Group.

Der Schwager meiner Bekannten leitete mich dann an seinen Top-Trader weiter, der zwar schwer beschäftigt war, aber für gute Bekannte sicherlich ein bisschen Zeit finden würde. Dieser Trader hat sich dann auch bei mir gemeldet und mir von seinen Trading-Erfolgen berichtet. So fing die Zusammenarbeit an.

UI Group: Kein unbeschriebenes Blatt

Während Robert zwar zu Beginn seines Kontakts mit der UI Group erste Recherchen machte, fand er keine deutlichen Hinweise auf einen möglichen Anlagebetrug. Mittlerweile warnen aber diverse Webseiten vor der UI Group. Wie zum Beispiel die Resch Rechtsanwälte:

Der scheinbare Online-Broker UI Group gibt sich als einwandfreier Player für das Online-Trading aus. Es gibt jedoch zahlreiche Informationen, dass es bei UI Group gravierende Missstände gibt. Es sammeln sich Berichte von Tradern über UI Group, in denen von Telefonterror, Abzocke und Anlagebetrug die Rede ist. Alle Trader verloren ihr bei UI Group eingesetztes Geld. Zweifel machen sich breit. Inzwischen haben viele Trader der UI Group Angst, dass es sich um einen Anlagebetrug handelt. Die Webseite von UI Group ist noch aufrufbar. Doch alle Anleger bei der UI Group fragen sich, ob sie Opfer eines Anlagebetrugs geworden sind?

Ein Bild der Resch Rechtsanwälte
Ein Bild der Resch Rechtsanwälte

Auf der Webseite der UI Group selbst ist der Broker als Möglichkeit für den Handel mit Forex, CFDs, Kryptowährungen, Indizes, Aktien, ETFs, Metallen und anderen Rohstoffen beschrieben. Angeblich hat das Angebot schon positives Feedback von Händlern und Investoren aus ganzer Welt erhalten.

Ein Bild der UI Group
Ein Bild der UI Group

An erster Stelle steht die Bereitstellung qualitativ hochwertiger Vermittlungsdienstleistungen. Das Unternehmen ist bereit, rund um die Uhr Unterstützung und alles Notwendige für einen ununterbrochenen Handel auf den Finanzmärkten zu bieten.

Die Plattform ForexBrokerz.com fasst es wie folgt zusammen:

Die UI Group behauptet, ein seriöser und profitabler Broker zu sein, der von Zypern aus operiert, aber wir glauben, dass dies gelogen ist.

Mittlerweile steht die UI Group auf der schwarzen Liste der betrügerischen Forex-Broker in Europa und Belize.

Ein Screenshot der IFSC
Ein Screenshot der IFSC

„Bei diesen Beträgen kriegt man Angst.“

Robert ging dann dazu über regelmäßig mit seinem „Experten-Trader“ via Telefon zusammen Aktien und ähnliches zu kaufen und zu traden. Und zunächst kamen auch die ersten kleineren Gewinne ins Haus.

Ein gutes Gefühl. Das wiederum hat mich motiviert weiter zu gehen, in Fonds zu investieren und das große Potenzial in diesem Bereich zu nutzen. Entsprechend habe ich dann größere Summen investiert, dann waren irgendwann 50.000 Euro auf meinem Konto.

Bei dem Trading ging es vor allem um Tesla, Gold, Öl und ähnliche Größen. Roberts Umsatz stieg in kürzester Zeit auf 100.000 Euro. Seine Investition verdoppelte sich also. Auf die Aussage seines Kontakts, „siehst du, das funktioniert“, antwortete er:

Bei diesen Beträgen kriegt man Angst.

Als nächstes ging es dem Kontakt dann darum, dass Robert – um Gebühren und Kosten zu sparen – noch mehr einzahlt. Der Kontakt selbst versprach auch seinerseits einen gewissen Beitrag zuzusteuern. Dann gingen allerdings die Kurse runter, Roberts Gewinne schrumpften.

Zunächst habe ich mir nichts dabei gedacht, das ist der Aktienmarkt, ich muss Vertrauen haben. Irgendwann kam ein Anruf von einer weiteren Nummer, angeblich ein Kundensupport-Mitarbeiter der Plattform. Dieser sagte mir dann, dass ich den Verlust der sinkenden Aktienkurse mit einer weiteren Einzahlung abfangen soll.

Und damit befinden wir mitten im Geschehen. Natürlich geht diese Geschichte noch weiter und darüber berichten wir bald!

*Name von der Redaktion geändert

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Alexandra Kons
Alex hat ihren Bachelor in Orient- und Asienwissenschaften an der Friedrich-Wilhelms Universität Bonn absolviert, danach Deutsch als Fremdsprache am Goethe Institut studiert und ihren Master in Arabistik an der Freien Universität Berlin absolviert. Seit 2017 ist sie als Krypto-Journalistin tätig.
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