Ein Insider mit angeblich tiefgreifenden Kenntnissen beschuldigt die Ethereum Mitbegründer Vitalik Buterin und Joe Lubin schwerer krimineller Vergehen. Laut eigener Ankündigung wolle der ehemals für das Projekt tätige Blockchain Entwickler innerhalb der nächsten 48 Stunden handfeste Beweise für seine Vorwürfe erbringen.
Steven Nerayoff war schon früh an der Entwicklung jenes Projekts beteiligt, das einmal zur zweitgrößten Kryptowährung heranwachsen sollte. Laut eigenen Angaben würde das gesamte heutige Ökosystem ohne ihn gar nicht existieren. Am 12. November erklärte er im Podcast Crypto Townhall die Hintergründe einiger vor langer Zeit gegen ihn erhobenen Vorwürfe und rückte Ethereum in ein vollkommen neues Licht.
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Anschuldigungen gegen Ethereum Gründer Vitalik Buterin
Die Anschuldigungen Nerayoffs gegen die Ethereum Mitbegründer Vitalik Buterin und Joe Lubin wiegen schwer. Wie der Ex-Entwickler behauptet, würden ihre Betrügereien die von Sam Bankman-Fried (SBF), dem ehemaligen FTX CEO, um das 1.000-fache übertreffen:
“Ethereum ist der betrügerische Elefant im Raum, der 1.000 Mal größer ist als SBF. Dabei haben Joe Lubin & Vitalik Buterin zusammen mit korrupten Beamten auf den höchsten Ebenen der Bundesbehörden wie Clayton, Gensler & vielen anderen, die Front gebildet. Berichtet das jetzt!”
Jay Clayton ist vielen in der Szene ein Begriff: Es handelt sich um den Vorgänger des aktuellen SEC Vorsitzenden Gary Gensler. Ihm und dem ehemaligen SEC Direktor Hinman ist zu verdanken, dass Ethereum als einzige Ausnahme unter allen Proof-of-Stake Kryptowährungen nicht als Wertpapier eingestuft wurde.
Nerayoffs Korruptionsvorwürfe scheinen also darauf anzuspielen, dass hochrangige US-Beamte den Markt manipulierten, indem sie Ethereum freie Bahn gewährten und andere Krypto Projekte verklagten.
Doch die Vorwürfe beschränken sich nicht nur auf die Bestechung von Beamten und Behörden. Dem Ex-Entwickler zufolge soll Buterin nicht einmal innovative Beiträge zur Weiterentwicklung des Ökosystems geleistet haben. Schlimmer noch: Beide beschuldigten Mitbegründer, sowohl Buterin als auch Lubin, hätten angeblich “Krypto sabotiert” und betrügerische Initial Coin Offerings (ICO) abgehalten.
“Hat Vitalik etwas erfunden? Nein, hat er nicht. Ethereum skalierte nie seinetwegen. Die einzige Killer-App war die Ausgabe von Utility Tokens bei ICOs und beides habe ich erfunden. Vitalik & Lubin haben Krypto sabotiert. Ihr Fokus lag lediglich auf der Ausgabe von Hunderten oder Tausenden von betrügerischen ICOs, mit denen sie die Menschen schröpfen.”
Die schillernde Figur Steven Nerayoff
Im Jahr 2019 noch sah Nerayoff sich selbst mit schweren Vorwürfen konfrontiert – Anschuldigungen, die erst im Mai dieses Jahres von einem Gericht fallen gelassen wurden. Er und sein damaliger Kollege Michael Hlady sollen ein Krypto-Startup für ein ICO beraten und anschließend erpresst haben.
Sie hätten gedroht, das Unternehmen “zu zerstören”, wenn dieses ihnen nicht Millionen von US-Dollar in ETH zahlen würde. Er und sein Mitarbeiter wurden im Januar 2020 wegen dieser Vorwürfe sogar vorläufig festgenommen.
Während Nerayoff mittlerweile wieder aufatmen kann, sollte Hlady bereits 2021 eine Freiheitsstrafe von bis zu 20 Jahren erhalten. Das Urteil steht allerdings immer noch aus.
An dieser Stelle gilt zu erwähnen, dass ein gwisser Michael P. Hlady bereits im Jahr 2011 wegen der Erpressung einer religiösen Schule verurteilt wurde. Dieser erhielt damals eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren und sollte die knapp 363.000 erbeuteten US-Dollar zurückzahlen – ob es sich um den gleichen Mann handelt?
Im Crypto Townhall Podcast behauptete Nerayoff, dass die Ermittlungen gegen ihn ein abgekartetes Spiel zwischen FBI, US-Justizministerium und SEC gewesen seien. So habe er sich für Dokumente verantworten müssen, die er selbst nie zuvor gesehen hätte.
Der Fall sei von den Behörden künstlich konstruiert worden und er habe jetzt die entsprechenden Beweise dafür. Wie Nerayoff betont, sei die ihm vorgeworfene Erpressung niemals geschehen.
Bis hierher sah es so aus, als würde Nerayoff Ethereum “nur” als den vielleicht größten Krypto-Betrug aller Zeiten mit Buterin und Lubin im Mittelpunkt bezeichnen. Doch die Vorwürfe gegen einige der mächtigsten US-Behörden lassen das Ganze zu einer US-Staatsaffäre heranwachsen.
Der Rundumschlag gegen Vitalik Buterin
Wie Nerayoff im Townhall Podcast erwähnte, hätten sich Vater und Sohn Buterin seit 2017 von ihm distanziert. In einem kryptisch wirkenden Post vom 23. September 2023 behauptete Nerayoff zudem, Vitalik und sein Vater hätten unrechtmäßige Betrugsvorwürfe gegen seine Person erhoben, um ihn zu diskreditieren und von sich abzulenken:
“Dies ist ein von Vater und Sohn koordinierter und inszenierter Rufmord, um mich zu ihrem Sündenbock zu machen.
@DmitryButerins animiertes Storytelling während unseres Treffens im Mai 2018, dass man sich um die @SECGov keine Sorgen machen brauche, wurde durch die Hinman-Mails bereits als Lüge entlarvt – oder es war eine Ablenkungstaktik. […]”
Ohne Frage ist der gesamte Zusammenhang in diesem Post nicht ganz eindeutig. Unmissverständlich jedoch ist der Vorwurf, Vitalik habe mit den Betrugsvorwürfen gegen Nerayoff von sich selbst ablenken wollen.
In diesem Zusammenhang greift Nerayoff den Griffith Fall auf und kritisiert die Loyalität, die Buterin damals einem verurteilten Verbrecher entgegengebracht hatte. Auch kritisiert er, dass derartige Sympathien keinem einzigen US-Gericht jemals aufgestoßen seien. Worauf der Entwickler hier wohl hinaus will ist, dass die engen Verbindungen zu kriminellen Personen Buterins eigene Aufrichtigkeit zweifelhaft erscheinen lassen.
Insgesamt klingt es, als beschuldige Nerayoff Buterin, von seinen eigenen kriminellen Machenschaften sowie der seiner Freunde nur abgelenkt zu haben. Dies sei Buterin gelungen, indem er die Aufmerksamkeit auf dritte, in diesem Falle Nerayoff selbst, lenkte. Mit seiner Kritik an der US-Justiz, dass diese niemals die merkwürdigen Loyalitäten Buterins hinterfragt habe, scheint Nerayoff zudem seine eigenen Korruptionsvorwürfe gegen die Behörden stützen zu wollen.
Der Crypto Townhall Podcast
Nach den kryptischen Twitter Eskapaden Nerayoffs äußerte dieser sich schließlich am 12. November im Crypto Townhall Podcast zu seiner Vergangenheit bei Ethereum. Demnach habe er selbst sich im Jahr 2014 um die Entwicklung von Ethereums Utility Token sowie um die ICOs gekümmert.
Im Jahr 2015 hätte er schließlich ein wichtiges Telefonat mit Vitalik gehabt, da das gesamte Projekt unterzugehen drohte. Nerayoff sollte daher die Ethereum Foundation von Grund auf neu strukturieren. Interessanterweise soll dieses angebliche Telefonat 2015, also ein Jahr vor dem DAO Hack, stattgefunden haben. Nur kurz darauf wurde auch die Ethereum Classic Hard Fork durchgeführt.
Hier drängt sich also die Frage auf: Handelte es sich tatsächlich um einen inszenierten Angriff? Und welchen Vorteil hätte die DAO daraus ziehen können?
Nerayoff behauptete, das dreistündige Telefonat mit Vitalik vollständig aufgenommen zu haben und es innerhalb der nächsten vier bis fünf Tage als NFT zu veröffentlichen. In den kommenden zwei Tagen können wir also auf einige Antworten zu unzähligen Fragen gespannt sein – sollte er sein Versprechen einlösen.
Offensichtlich bleiben hier einige Fragen offen: Warum sollten die Buterins falsche Anschuldigungen gegen Nerayoff erheben? Und welches Interesse sollten Staatsapparate, wie FBI, SEC oder US-Justizministerium dabei verfolgen?
Zugegeben, diese Behauptungen klingen nahezu unglaubwürdig, dennoch ist dies nur die Spitze des Eisbergs. In einem weiteren Teil werden wir noch tiefer in die angeblichen Verstrickungen eintauchen und die bis dahin vielleicht veröffentlichten Beweise näher betrachten.
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