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Krypto – Sind Regulierungen für die Massenadaption unerlässlich?

6 min
Aktualisiert von Toni Lukic
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IN KÜRZE

  • Die Expert:innen sind sich einig: Regulierungen sind wichtig für Unternehmen, damit diese Handlungssicherheit haben.
  • Allerdings entstehen hohe Hürden für Start-Ups und Künstler:innen - das kann Innovationen verhindern.
  • Auch wenn die Vorteile wahrscheinlich überwiegen, sollte die Regulierung immer an den Bedürfnissen der Industrie ausgerichtet sein.
  • promo

Krypto – sind die Regulierungen wie beispielsweise MiCAR ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Massenadaption?

Wir haben die Crypto Asset Conference 2023 in Frankfurt am Main besucht. Dort trafen sich über 80 Speaker auf dem Campus der Frankfurt School of Finance, um über die neuesten Trends und Entwicklungen im Web3 zu sprechen. Das Thema Regulierung war dabei sehr präsent. Wir sprachen mit Unternehmer:innen und Experten:innen vor Ort darüber, was die kommenden Regulierungen für den deutschen Kryptospace bedeuten könnten.

Krypto-Pionier Christoph Jentzsch – für Regulierung und Freiheit 

Blockchain-Pionier Christoph Jentzsch ist CEO von corpus.ventures und Tokenize.it. Als Softwareentwickler arbeitete er mit Vitalik Buterin zusammen und war maßgeblich an der frühen Entwicklung von Ethereum beteiligt. Er legt großen Wert auf Transparenz in Bezug auf die Aktivitäten seiner Unternehmen.

Daher ist es für ihn als Unternehmer von größter Bedeutung, transparent und offen zu kommunizieren, um das Risiko für seine Unternehmen sowie deren Kunden:innen so gering wie möglich zu halten. Außerdem hilft dies auch, das Vertrauen der Kunden:innen zu gewinnen.

Grundsätzlich spricht er sich für eine stärkere Regulierung von Start-ups und Unternehmen im Kryptobereich aus. Schädliche Akteure würden so aus dem Markt gedrängt, da sie gezwungen wären, transparenter zu sein und ihre Geschäftspraktiken offenzulegen. Allerdings steige auch die Eintrittsbarriere für Start-ups oder neue Akteure durch mehr Regulierung.

“Man sollte ein wenig Fingerspitzengefühl haben, um den Start-ups Möglichkeiten zum Ausprobieren zu lassen – wenn sie ihren Kunden:innen transparent machen, was die Risiken dabei sind.”

Christoph Jentzsch. CEO corpus.ventures und Tokenize.it.

Dennoch sei er überzeugt, dass die Regulierung langfristig positive Auswirkungen haben werde. Die Verpflichtung zur Transparenz sei positiv, da Unternehmer ihre Versprechen einhalten und ihre Angebote klar und verständlich kommunizieren müssten. So können sie keine illegalen Marketingmaßnahmen anwenden und müssen sich an die geltenden rechtlichen Rahmenbedingungen halten.

Ein Bild von Christoph Jentzsch.

Gibt es Alternativen zu MiCAR und Co?

Tokenize.it zum Beispiel fällt laut Christoph nicht unter MiCAR oder andere Regeln wie die Krypto-Verwahrlizenzen. Das Unternehmen bietet seinen Nutzenden an, sich mit deren eigenen Wallets anzumelden. Diese dienen dann auch zur Verwahrung der Token. Rechtlich handelt es sich dabei um eine sogenannte Auslobung – eine in Deutschland bewährte und im aktuellen Rechtsrahmen verankerte Praxis. Allerdings ist die Neuheit daran, dass die Token als Investment genutzt werden. Dadurch werden Rechte verkauft und den Käufern ein Anspruch auf Leistungen in der Zukunft einräumen.

Er betont auch, dass Banken nur den Namen “Bank” tragen dürfen, da sie stark reguliert sind und verschiedenen Rahmenbedingungen unterliegen. Dies bedeutet nicht notwendigerweise, dass sie wirklich sicher sind. Auch hier zeigt sich, wie wichtig Transparenz für Unternehmen ist. Sie sollten ihren Kunden:innen keine falschen Versprechungen machen können. Dies war zum Beispiel ein großes Problem bei vielen ICOs, die sich sicherer darstellten, als sie tatsächlich waren.

Fingerspitzengefühl beim Regulieren wünschenswert

Wichtig wäre für ihn allerdings ein gewisses Fingerspitzengefühl, um Start-ups nicht von vornherein durch zu starke Regulierung abzuwürgen. So wäre es wünschenswert, wenn Start-ups auch mal Dienste anbieten könnten, für die sie vielleicht noch nicht alle notwendigen Lizenzen haben oder bei denen noch Unsicherheiten bestehen.

Sie sollten dann aber auf jeden Fall transparent machen, welche konkreten Risiken mit ihren Angeboten verbunden sind. Wenn sich ein Start-up etabliert hat, kann es sich immer noch um die notwendigen Lizenzen bemühen und seine Dienste dann vollständig reguliert anbieten.

Maha Al-Saadi – die EU führt diesmal!

Ein Bild von Maha Al-Saadi.

Maha Al-Saadi ist seit 15 Jahren in den Bereichen Compliance und Regulierung tätig. Während ihrer langjährigen Karriere war sie bei der Deutschen Börse tätig, wo sie eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung der Strategie für digitale Vermögenswerte und in der politischen Kommunikation spielte. Als Direktorin für Compliance und Regulierung arbeitet sie derzeit für das Bankhaus Scheich / Tradias.

In unserem Interview gibt uns die Compliance- und Regulierungsexpertin einen Einblick in die Themen Regulierung von Kryptounternehmen und AML-Richtlinien. Kryptounternehmen müssen zunehmend verschiedene europäische und nationale Regelungen beachten. Dazu gehören verschiedene Regularien wie MiCAR, das DLT Pilot Regime und der Digital Operational Resilience Act (DORA), der ihrer Meinung nach zu wenig beachtet wird.

Interessant bei MiCAR ist beispielsweise, dass auch neue Assets wie z.B. Stablecoins erfasst werden, die bisher nicht als Securities von Regularien wie der Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente II (MiFID II) angesehen werden.

“Wir haben so viele Entwicklungen verpasst, sei es in der Cloud, sei es im Zahlungsverkehr. Aber jetzt sind wir [die EU] der Zeit voraus!”

Maha Al-Saadi, Director Compliance and Regulatory AffairsDirector Compliance and Regulatory Affairs
Bankhaus Scheich /Tradias.

Diese Rechtsrahmen sollen in ihrer Gesamtheit regulatorische Klarheit und eine EU-weit harmonisierte Grundlage für Unternehmen schaffen. Damit können Unternehmen rechtssicher agieren – eine zwingende Voraussetzung für die Massenadaption, betont die Expertin. Insbesondere die Anti-Geldwäsche-Vorschriften (AML) werden als notwendig erachtet, um den Markt sicherzumachen.

Krypto – hohe Hürden für Start-Ups und Künstler:innen

Maha weist allerdings auch darauf hin, dass es für kleinere Start-ups und Künstler:innen schwierig sein kann, diese umfangreichen Compliance-Regeln einzuhalten. Sie ist jedoch auch der Meinung, dass Regelungen wie MiCAR die Entwicklung von Krypto-Unternehmen in Europa fördern und die nötige Klarheit schaffen.

Sie betont jedoch auch, dass die Regulierung nicht übertrieben werden sollte und dass Anforderungen wie die Kapitaladäquanzverordnung (CRR) und die Eigenkapitalrichtlinie (CRRD) nicht eins zu eins auf Kryptounternehmen übertragen werden sollten. Die Expertin fordert daher, die Eintrittsbarrieren für Start-ups und kleinere Unternehmen zu senken, indem auf maßgeschneiderte Lösungen gesetzt wird.

Die europäische Regulierung findet sie grundsätzlich lobenswert – im Vergleich zu den USA habe die EU hier einen Vorsprung. Sie mahnt aber auch an, bei der Regulierung auf die Bedürfnisse der Unternehmen und die Meinung der Branche zu hören.

Sarah Gottwald – ohne Regulierung gibt es den Wilden Westen

Sarah Gottwald, Portrait
Ein Bild von Sarah Gottwald.

Auch Sarah Gottwald, Managing Director der Blockchain Founders Group (BFG) und Vorstandsmitglied der ITSA – International Token Standardization Association, spricht sich grundsätzlich für einen klaren Rechtsrahmen aus.

Dieser gibt Unternehmen auch unabhängig von Krypto klare Bedingungen vor. So haben diese Sicherheit und können ihre Geschäfte danach ausrichten. Die Erfahrungen im Krypto-Space haben gezeigt, dass ohne Regulierung wie im Wilden Westen agiert wird. Eine angemessene Regulierung ist daher besonders wichtig, um auch institutionelle Investoren und Akteure in den Raum zu holen, betont Sarah.

Sie kennt Geschichten von Start-ups die nach einer plötzlichen neuen Regulierung oder Gesetzesänderung nicht mehr am Markt operieren durften. Für Sarah ist das ein Worst-Case-Szenario, das alles zerstören kann, was aufgebaut wurde.

“Und wenn wir jetzt zu Krypto kommen, ja, das war chaotisch! Ich glaube, da müssen wir jetzt ein bisschen mehr regulieren!”

Sarah Gottwald Managing DirectorManaging Director
Blockchain Founders Group (BFG).

Deshalb plädiert sie für klare Gesetze und Rahmenbedingungen, damit der Handlungsspielraum von Anfang an klar ist. Das ist aber ein Drahtseilakt, denn es ist auch schwierig dies nicht zu komplex auszugestalten. Eine Unternehmensgründung in Deutschland ist zum Beispiel sehr aufwendig und ein langwieriger Prozess.

Regulierungen sollten aber nicht so komplex sein, dass sie Start-ups überfordern. Ein Beispiel für die Schwierigkeit von Compliance ist die Tatsache, dass ein Gesetz oder eine Vorschrift ein Unternehmen auch rückwirkend beeinflussen und ruinieren kann. Compliance ist wichtig, darf aber nicht dazu führen, dass sich Start-ups ausschließlich auf Compliance konzentrieren und Innovation vernachlässigen.

Marcel Grimm – neue Formen brauchen neue Regeln

Marcel Grimm, Portrait
Ein Bild von Marcel Grimm.

Marcel Grimm arbeitet als Digital Asset Consultant bei LPA und ist freiberuflicher Blockchain Consultant. Außerdem hostet er den Podcast “Web3 Stories” und unterstützt das Web3 Talents Programm des Frankfurt School Blockchain Centers.

Auch Marcel betont, dass klare Regeln und Rechtssicherheit bei der Regulierung helfen, um sowohl großen als auch kleinen Unternehmen ein gewisses Maß an Sicherheit zu bieten. Gleichzeitig warnte er aber auch vor zu viel Regulierung und Einstiegshürden, die insbesondere Start-ups, kleine Unternehmen und Künstler behindern und damit Innovationen verhindern können.

In fünf Jahren werden wir vielleicht gar nicht mehr über Start-ups im heutigen Sinne sprechen, sondern wirklich in die Richtung von z.B. DAOs denken. Ich glaube, wir brauchen in Zukunft eine neue Geschwindigkeit bei Regulierungen, um mit den Entwicklungen im Blockchain & AI Bereich Schritt halten zu können.

Marcel Grimm, Digital Asset Consultant lpa, Host Podcast Web3 Stories.

Außerdem befürwortet er, dass die Regulierung auch die Bedürfnisse der Industrie berücksichtigen. Gute Regulierungen können helfen, Scams zu verhindern, aber auch Aufklärung und Bildung der Nutzer:innen sei hier sehr wichtig. Scams werde es immer geben, egal wie viele Regeln diese verhindern sollen. Dies könne man zum Beispiel gut bei der Entwicklung des Internets beobachten. 

Zum Thema Digitalisierung und Start-ups betonte er, dass gerade mit dezentralen Start-ups und Protokollen etwas Neues geschaffen werden müsse und man sich an einem experimentellen Punkt befinde. Er fordert automatisierte Compliance-Prozesse und eine klare Strukturierung gerade bei dezentralen Projekten wie DAOs. Marcel glaubt, dass es in diesem Bereich noch viele spannende Entwicklungen geben wird und dass die Zusammenarbeit zwischen Menschen und Unternehmen in diesem Bereich noch an Bedeutung gewinnen wird.

Krypto und Regulierung – die Branchenkenner:innen sind sich einig

Die Zusammenfassung lautet: Die Interviewpartner:innen sind sich einig, dass Regulierungen gut und notwendig für die Rechtssicherheit von Unternehmen und damit die Massenadaption sind.

Zu viele Regulierungen und damit hohe Einstiegsbarrieren können aber auch Start-ups, kleinere Unternehmen und Künstler:innen behindern und damit Innovationen hemmen. Auch hier sollte vermehrt auf die Bedürfnisse der Branche eingegangen und nicht nur die Perspektive der Regulatoren:innen berücksichtigt werden.

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Arne hat 2011 zum ersten Mal von Bitcoin in einem Berliner Online-Forum gehört und war fasziniert von der Möglichkeit, damit Pizza zu bezahlen. Seit 2020 ist er im Krypto-Bereich aktiv und bringt seine langjährige Erfahrung in den Bereichen Kommunikation, Marketing und Entrepreneurship in den Space ein. Als Co-Founder der Web3 Marketing Agentur BerlinDAO hat er bereits mit zahlreichen Projekten wie beispielsweise der Top 10 Exchange MEXC Global zusammengearbeitet. Arne legt großen Wert auf...
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