Unter den Top 100 Coins stechen Aptos (APT) und Solana (SOL) im Jahr 2023 als zwei der größten Gewinner hervor.
Aufgrund der großen Ähnlichkeit zwischen den beiden Krypto-Projekten handeln den APT-Coin einige Investor:innen als Solana-Killer. Ob die Ende 2021 gegründete Aptos-Blockchain diesem Ruf gerecht werden kann, finden wir im Folgenden heraus. Dafür vergleichen wir die beiden Projekte miteinander – zwei der schnellsten, meist finanzierten und umstrittensten Krypto-Projekte auf dem Markt.
Disclaimer: Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung oder Kaufempfehlung dar.
Solana und Aptos: Eine Kurzvorstellung
2017 gründete Anatoly Yakovenko das Projekt Solana mit dem Ziel, zentralisierte Börsen wie den NASDAQ durch eine dezentralisierte Blockchain zu ersetzen.
Auch heute verfolgt das Team des amerikanischen “Solana Labs” dieses Ziel, jedoch erweiterte sich der Handlungsbereich auch auf andere Bereiche wie Non-Fungible Token (NFT) und Kryptozahlungen. Dabei koordiniert die gemeinnützige Organisation “Solana Foundation” mit Sitz in der Schweiz alle Schritte der Blockchain-Entwicklung. Im März 2020 ging das Solana Mainnet in Betrieb, wobei FTX und Alameda einen großen Teil der Finanzierung zusteuerten.
Aptos wurde Ende 2021 von Avery Ching und Mohammad Sheikh gegründet, die beide zuvor bei Facebook, heute Meta, tätig waren.
Die technischen Grundlagen der Aptos Blockchain basieren auf Facebooks gescheitertem Krypto-Projekt, das 2017 als “Libra” begann und 2022 als “Diem” endete. Somit liegt nahe, dass das in San Francisco beheimatete Softwareunternehmen “Aptos Labs” einen Großteil des Codes von den Facebook-Entwickler:innen übernommen hat. Für die Koordination der laufenden Entwicklung des Projektes ist die gemeinnützige Organisation “Aptos Foundation” mit Sitz auf den Kaimaninseln verantwortlich.
Anders als Solana ordnet sich Aptos weder einer klaren Nische zu noch dient es einem bestimmten Anwendungsfall. Diese unklare Positionierung ist entweder auf das junge Alter oder das Ziel der universellen Anwendbarkeit zurückzuführen.
Trotz der Unklarheiten sammelten die Aptos-Gründer letztes Jahr 350 Millionen US-Dollar über zwei Token-Verkäufe ein und startete das Mainnet im Oktober 2022.
Neben FTX zählte auch der zusammengebrochene Krypto-Hedgefund Three Arrows Capital zu den Hauptsponsoren.
SOL vs. APT – das steckt unter der Haube
Beide Blockchains zeichnet die grundlegende Ausrichtung auf eine Verbesserung der Skalierbarkeit und Geschwindigkeit von Transaktionen aus. Um herauszufinden, inwieweit die Projekte dieser Zielstellung gerecht werden, schauen wir einmal tiefer in die technische Funktionsweise und die Kerndaten der Protokolle.
Technologie und TPS im Solana Netzwerk
Solana beruht auf einer Proof-of-Stake Blockchain, die bis zu 120.000 Transaktionen pro Sekunde (TPS) verarbeiten kann.
Allerdings geht aus den Live-Daten der Solana-Website zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Berichts eine Geschwindigkeit von 3.784 TPS hervor.
Die Grundlage für die hohe Transaktionsgeschwindigkeit sind neuartige Komponenten des Proof-of-Stake-Konsensus, insbesondere dem Proof of History (PoH), der jeder SOL-Transaktion einen Zeitstempel verpasst.
Weiterhin verwendet Solana eine eigene virtuelle Maschine für Smart Contracts, die in der Programmiersprache Rust codiert werden.
Derzeit sichern 1.792 Validierende die Blockchain ab, wobei alle Transaktionen von Gruppen aus bis zu 150 Prüfer:innen, sogenannten Clustern, verarbeitet werden.
Hier geht aus den Echtzeitdaten hervor, dass die Cluster aus nur 30 Validierenden besteht – nicht sehr dezentral.
Darüber hinaus scheint es, als habe Solana immer noch nur einen einzigen Validator-Client. Somit müssen sich alle Solana-Validators mit einem einzigen Dienst verbinden, um mit der Blockchain zu interagieren. Dadurch entsteht ein “Single Point of Failure”, der in der Vergangenheit zu den Ausfallproblemen von Solana beigetragen hat.
Doch noch ein weiterer Punkt spricht gegen die dezentrale Ausrichtung von Solana. Denn die Validierenden speichern nur die jüngste Transaktionsgeschichte auf der eigenen Hardware. Den langfristigen Transaktionsverlauf wiederum speichert Google Bigtable, ein zentralisierter Server. Damit gibt Solana wichtige Verantwortung aus den eigenen Händen.
Die Anforderungen, um im Solana-Netzwerk als Validierende:r tätig sein zu dürfen, sind berüchtigt. Sowohl die benötigte Profi-Hardware als auch die Kosten von bis zu 1,1 SOL pro Tag für das Senden einer Abstimmungstransaktion für jeden Block, dem der Validierer zustimmt, schrecken viele ab.
Wie performt Aptos?
Aptos verwendet eine delegierte Proof-of-Stake-Blockchain, die bis zu 160.000 Transaktionen pro Sekunde verarbeiten kann. Allerdings spricht der Aptos Explorer eine andere Sprache:
Derzeit verarbeitet das System sieben TPS bei einem Peak von 248 TPS in den letzten 30 Tagen.
Bereits im Oktober letztes Jahres bezog Shaikh Stellung zu der niedrigen TPS-Zahl. Demnach besteht ein Zusammenhang mit der niedrigen Nutzungsrate des Systems.
Neben dem neuartigen delegierten PoS-Konsensmechanismus leistet auch die relative Zentralisierung des Systems einen großen Beitrag zu der hohen Geschwindigkeit. Derzeit sichern 104 Validatoren das Netzwerk ab, die auch den gesamten Transaktionsverlauf speichern. Die Hardwareanforderungen für Aptos-Validierende sind bereits relativ hoch sind und werden regelmäßig angepasst, zuletzt am 14. März 2023.
Wie auch Solana, verwendet Aptos eine eigene virtuelle Maschine – die von den Diem-Entwicklern erfundene “Move-VM”. Die verwendete Programmiersprache heißt “Move” und basiert auf Rust. Für Interessierte bietet Aptos einen tabellarischen Vergleich zwischen Aptos / Move, Solana / SeaLevel und Ethereum Virtual Machine (EVM):
In der Blockchain-Szene gilt das Programmieren im Aptos-Umfeld als einfacher im Vergleich mit Solana.
Der Tokenomie-Vergleich
Die Tokenomie, auch bekannt unter dem englischen Begriff “Tokenomics”, erfasst die Wirtschaftlichkeit eines Tokens. Sie beschreibt die Faktoren, die sich auf die Verwendung und den Wert eines Tokens auswirken, einschließlich, aber nicht beschränkt auf die Erstellung und Verteilung des Tokens, Angebot und Nachfrage, Anreizmechanismen und Token-Verbrennungspläne.
Solanas Tokenomie
Der SOL-Token wird für Governance-Prozesse und die Zahlung der Transaktionsgebühren für das Staking durch Validator:innen und Delegator:innen genutzt. Anfangs wurden 500 Millionen SOL mit folgender Verteilung ausgegeben:
- 37 %: Frühe Investor:innen
- 25 %: Solana Team und Foundation
- 38 %: Community Reserve (verwaltet durch die Solana Foundation)
Solana hat einen der aggressivsten Vesting-Zeitpläne aller Kryptowährungen. So sollten alle SOL, die den Investor:innen, dem Team und der Community zugewiesen wurden, im Januar 2021 veröffentlicht werden. Allerdings war weder eine Auswirkung auf den Preis, noch auf das zirkulierende Angebot zu beobachten. Möglicherweise fanden die großen SOL-Unterstützer:innen eine Möglichkeit, die Tokens zu bekommen, ohne den Preis negativ zu beeinflussen.
Wie bereits angemerkt befanden sich auch FTX und Alameda unter den Investor:innen und hielten etwa 15 % des Gesamtangebots an SOL zum Zeitpunkt des FTX-Untergangs im November 2022.
Das derzeitige Gesamtangebot von SOL liegt bei knapp über 540 Millionen, wobei ein Großteil davon in den Top-Wallets von Solana konzentriert ist. Ein maximales Angebot, wie etwa bei Bitcoin, ist nicht gegeben.
Die Solana-Inflation beträgt derzeit 6,33 %, soll laut Plan aber über einen Zeitraum von zehn Jahre auf 1,5 % sinken.
Parallel zur Inflationskurve verläuft auch die Entwicklung der Staking Rewards.
Aktuell liegt die Höhe der Rewards für gestakte SOL-Token für Delegator:innen bei 6,43 % und bei Validator:innen bei 7,38 %.
Da die Hälfte aller SOL zur Zahlung von Transaktionsgebühren verbrannt werden, könnte Solana bei entsprechender Verwendung deflationär werden.
Wie steht es um die APT-Tokenomie?
Der native Token der Aptos Blockchain, APT, wird ebenso für Governance-Prozesse und die Zahlung von Transaktionsgebühren für das Staking an Validator:innen und Delegator:innen verwendet. Im Aptos-Ökosystem ist die Governance bislang allerdings auf die Validierenden beschränkt.
Weil Aptos die Aufteilung der Token erst kurz vor der Listung bei den Krypto-Börsen veröffentlicht hat, war der Launch in der Szene umstritten. Die Aptos Foundation gibt die folgende Aufteilung der Anfangsausstattung von einer Milliarde APT an:
- 13,5 %: Frühe Investor:innen
- 35,5 %: Aptos Team und Foundation
- 51 %: Community Reserve (verwaltet durch die Aptos Foundation)
Der größte Teil der im Umlauf befindlichen APT für das erste Jahr stammt aus der Aptos Community Reserve, wobei ein kleiner Betrag von der Aptos-Foundation und von Staking-Rewards stammt.
Im Laufe dieses Jahres wird der aggressivste Teil des Vesting-Zeitplans einsetzen, wenn die gesamten eine Billion APT über den Zeitrahmen von vier Jahren veröffentlicht werden. Derzeit liegt das zirkulierende Angebot an APT laut Aptos Explorer bei etwa 180 Millionen APT (Total Supply – Actively Staked). Die Staking Rate liegt bei 7 %.
Die Inflationsrate von APT beträgt aktuell 7 % pro Jahr, soll über einen Zeitraum von 50 Jahren aber auf 3,5 % fallen. Statt wie Solana 50 % verbrennt Aptos sogar 100 % der APT, die für Transaktionsgebühren gezahlt werden.
Solana oder Aptos – wer zeigt das bessere Zukunftspotenzial?
Um die Potenziale der zukünftigen Entwicklung der Blockchains einzuordnen, bedienen wir uns der Analyse bestimmter Fundamentaldaten. In diesem Fall untersuchen wir Nachfrage- und Entwicklungsfaktoren sowie die Adoptionsrate der Tokens.
Zur Einschätzung der Nachfrage der Kryptoprojekt beziehen wir vier Faktoren in die Analyse ein:
- Die Anzahl der Downloads der beliebtesten Wallets
- Die Anzahl der täglich aktiven Benutzer:innen (Daily Active Users – DAU) der dezentralisierten Anwendungen (DApps)
- Den Gesamtwert der Tokens innerhalb der DeFi-Protokolle (Total Value Locked, TVL)
- Die Aktivität der Entwickler:innen
Solanas Fundamentaldaten
Solanas beliebteste Wallet ist die Phantom-Browsererweiterung und verzeichnet allein auf Google Chrome über zwei Millionen Downloads. Phantom konnte im 2022 satte 109 Millionen Dollar von verschiedene Krypto-Wagniskapitalgebern einsammeln und arbeitet an der Ausdehnung ihrer Dienste auf andere Blockchains.
Die Anzahl der täglich aktiven Nutzer des Solana-Protokolls schwankt zwischen 100.000 und 150.000. Allerdings ist ein Ausbruch nach unten zu erkennen, der durch einen Ausfall des Mainnets im Zuge eines Updates erklären ist.
Der Gesamtwert der Tokens in den DeFi-Protokollen von Solana sinkt derweil seit dem FTX-Downfall im November 2022 so rapide, dass der Graph aus dem von DeFiLlama bereitgestellten Diagramm fällt. Diese Entwicklung spiegelt den immensen Anteil der von FTX und Alameda bereitgestellten Finanzmittel für das Protokoll wider.
Solanas Entwickleraktivität ist der Faktor, der SOL-Verfechter:innen erfreut: Denn im allgemeinen Vergleich rankt Solana auf Platz 5 mit 356 wöchentlich aktiven Entwicklern und 219 Sub-Systemen.
Kann Aptos fundamental mithalten?
Die Downloadzahlen der bekanntesten Wallets “Martian” und “Petra” liegen bei etwa 500.000 bzw. 300.000.
In Hinsicht auf die täglich aktiven User kann Aptos nicht mit Solana mithalten. Hier schwankt der Wert innerhalb der letzten 28 Tage zwischen etwa 8.000 und 16.000. Im Vergleich stehen dem Solanas 100.000 bis 150.000 DAU entgegen.
Und auch der Gesamtwert der Tokens in den DeFi-Protokollen liegt mit 25,66 Millionen US-Dollar bei knapp über 10 % des TVL von Solana.
In Bezug auf die Aktivität der Entwickler:innen schlägt sich Aptos relativ glanzlos auf Platz 29 mit 70 wöchentlich aktiven Entwicklern und 14 Sub-Systemen. Allerdings könnte sich das Blatt wenden, da das Coden auf der Aptos-Blockchain leichter von der Hand zu gehen scheint.
Der direkte Vergleich
Sowohl in den Bereichen täglich aktive Nutzer und täglich Transaktionen als auch im Gesamtwert der Token im Ökosystem und im DEX Volumen übertrumpft Solana Aptos noch maßgeblich. Auch wenn es aufgrund der Farbgebung der Graphen von app.artemis visuell schwer differenzierbar ist.
Solana oder Aptos – das ist hier die Frage
Kommen wir nun zum Ende der Analyse und zu einigen wichtigen Punkten, die die Zukunft der Projekte beeinflussen. Zunächst werden es beide Projekte aus regulatorischer Sicht wahrscheinlich schwer haben. Die US-Regulierung wird alles darum geben, Solana als Security einzuordnen und Aptos trägt das schwere Erbe des Facebook-Projekts Libra.
Die Vergleichsdaten deuten auf einen besseren Hintergrund bei Solana hin. Das könnte einerseits mit der Erfahrung und dem Verständnis für Computerhardware des Solana Gründers Anatoly Yakovenko zusammenhängen. Denn genau dieses Wissen ist fundamental für den Aufbau einer schnellen Kryptowährung. Andererseits baut Solana seit 2017 kontinuierlich am Projekt und ist dadurch besser im Gesamtsystem “Blockchain” integriert.
Mohammad “Mo” Shaikh und Avery Ching von Aptos hingegen sind Experten auf den Gebieten Software und Marketing. Diese Bereiche sind natürlich auch wichtig für die Entwicklung eines erfolgreichen Krypto-Projekts, doch nun stärkt kein reiches Technologieunternehmen samt Hardware mehr den Rücken des Projekts. Außerdem ist das Entwicklerteam wahrscheinlich nicht mehr dasselbe, wie es beim Aufbau der Blockchain gewesen ist. Nichtsdestotrotz erregt Aptos auch die Aufmerksamkeit von großen Playern wie Google. Möglicherweise kommen interessante Tech-Integrationen auf Aptos zu.
Genauso verzeichnet auch Solana den Verlust eines starken finanziellen Rückhalts durch den FTX- und Alameda-Skandal. Dennoch scheinen Akzeptanz, Nutzung und Weiterentwicklung des Projekts voranzuschreiten. Und auch weitreichende Kooperationen im Sektor kann Solana vorweisen – so ist das Projekt die offizielle Blockchain von Circle, dem Herausgeber des USDC-Stablecoins.
Insgesamt sprechen die Daten in der kurzfristigen Entwicklung eher für Solana. Im Vergleich zur Datenlage scheint Aptos überbewertet. Doch mit einer voranschreitenden Massenadoption und erfolgreichen Partnerschaften könnte APT in seine Rolle hineinwachsen.
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